Sich als Frauenministerin einen Tag vor dem internationalen Frauentag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht klar für eine Frauenquote auszusprechen ist schon erstaunlich.

"ZiB 2"-Anchor Martin Thür fasste es zu Beginn des Interviews schön zusammen: Die Krise, in der wir seit einem Jahr stecken, wurde und wird vor allem von den Schultern der Frauen getragen. Das "Wir haben als Bundesregierung wirklich alles getan, um die Frauen durch diese Krise zu bekommen" schien Susanne Raab (ÖVP) aber selbst nicht wirklich zu glauben.

Ihr Hauptargument war das erhöhte (Rekord!-)Budget für die Förderung von Frauen am Arbeitsmarkt. "Ich bin die erste Frauenministerin seit zehn Jahren, die das Budget erhöht hat." Das sei aber zum Großteil eine Inflationsabgeltung gewesen, konterte Thür. "Ich lasse mir diese Erhöhung sicher nicht kleinreden", erwiderte die Frauenministerin.

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Auch um das Wort Lohntransparenz fuhr die Frauenministerin weite, wenn auch unschöne Kurven. Die Grünen wollen sie, wohlgemerkt ab einer Unternehmensgröße von 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Thür klar: "Warum sind Sie dagegen?" Es gehe darum, Frauen in besserbezahlte Branchen zu bekommen. Eine weitreichende Erklärung, die Thür mit Worten abkanzelte: "Warum stehen Sie auf der Seite der Arbeitgeber und nicht auf der Seite der Frauen?" Autsch.

"Warum gibt es die Sendung überhaupt?"

Zurück zur am Anfang angesprochenen Frauenquote: "Ich mag einfach nicht, wenn Frauenpolitik auf eine Quote reduziert wird", sagte Raab und verwies darauf, sich nicht für Managerinnen in den Top-200-Unternehmen, sondern für die alleinerziehende Mutter einzusetzen, die die Quote "herzlich wenig interessiert". Thür beendete das Interview mit einem schnellen "Also keine Quote".

Ähnlich hitzig ging es im Anschluss bei "Im Zentrum" zu, wo die Frage diskutiert wurde, warum das Impfen in Österreich nicht schneller geht. Für Aufregung sorgte vor allem der geladene Unternehmer und Gastronom Christian Harisch, der nicht nur "unseren" "hervorragenden" Bundeskanzler in den Himmel lobte, sondern auch den Gesundheitsexperten Kontra gab, die sich gegenseitig versicherten, dass es ja jetzt wohl endlich losgehe mit dem Massenimpfen: "Wenn ich Sie alle hier reden höre, warum gibt es dann überhaupt die Sendung?" Cholerisch, aber nicht schlecht.

Interessant war auch der Satz der Allgemeinmedizinerin Cornelia Tschanett, die verlangte, dass Hausärztinnen und Hausärzte auch endlich impfen dürfen: "Wenn uns das gelingt, haben wir Österreich in zwei Monaten durchgeimpft." Ansage. (Thorben Pollerhof, 8.3.2021)