Seine Beliebtheit erstaunt. Eigentlich ist der Schlitz im Hosenbein so zurückhaltend wie dezent. Meist legt er nur Knöchel und Schienbein frei: Dennoch ist er auf der Social-Media-Plattform Instagram omnipräsent. Mehr als 14.000 Beiträge wurden schon mit dem Hashtag #slitpants, dem englischen Begriff für die populäre Hosenform, versehen.

Vorgezeigt werden vor allem geschlitzte Beinkleider, unter denen weiße Sneaker mit Plateausohlen und spitze Schuhe hervorschauen. Dem Schuh kommt bei einem solchen Mitspieler zweifellos eine mindestens genauso große Aufmerksamkeit zu.

Das demonstrierte zuletzt auch Chanel. Das französische Modehaus ließ im vergangenen Frühjahr im Grand Palais aufknöpfbare Trainingshosen zu Lederstiefeln aufmarschieren. Sie waren als elegante Interpretation jener bis zum Hosenbund zu öffnenden Modelle zu verstehen, die sich Ende der 1990er-Jahre auf Sportplätzen und in Shoppingmalls herumtrieben.

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So sah bei Chanel die aufknöpfbare Trainingshose 2020 aus.
Foto: REUTERS/Gonzalo Fuentes

Das Kleidungsstück, das einst zum Sporteln und Rumhängen einlud, kombinierte Kim Kardashian später zum transparenten Body.

Die geschlitzte Hose mag auch deshalb so populär sein, weil sie in der Länge an Breite gewinnt und an die Schlaghose der 1990er-Jahre erinnert. Die erlebt heute als #flaredpants ein Comeback. Warum auch nicht? Für die in der hauteng geschnittenen Skinny aufgewachsene Generation Z kommen Baggy Jeans und ausgestellte Hosen einer Befreiung gleich. Und die Älteren? Sie fühlen sich an die 1990er-Jahre erinnert, als sie die Seitennähte ihrer Jeans in mühevoller Kleinarbeit selbst auftrennten.

Leonie Hanne trug schon 2019 während der London Fashion Week geschlitzte Hosenbeine.
Foto: imago/Runway Manhattan

Nun stellt sich die Frage: Wird die Befreiung von Schienbein und Knöchel in diesem Frühjahr fortgesetzt? Ein Blick auf die Herbstkollektion von Louis Vuitton offenbart: Noch sieht es ganz danach aus. (Anne Feldkamp, 11.3.2021)