Oona Horx-Strathern spricht von ihrem Heimbüro als "Hoffice". Darin steckt für sie das Wörtchen Hoffnung.

Foto: Katharina Gossow

"Ich habe einmal ein Buch mit dem Titel A Brief History of the Future geschrieben. Darin ging es unter anderem um Thinktanks, die sich mit Szenarien auseinandersetzen, wie wir sie jetzt haben. Trotzdem war ich überrascht, als es kam, wie es kam.

Mir fiel schon bald ein Gedanke Winston Churchills ein, der sagte, man solle eine Krise niemals ungenutzt verstreichen lassen. Konkret denke ich dabei an die aufgetauchten Möglichkeiten, sich zu adaptieren. Genau diese gilt es nämlich zu erkennen. Dazu zähle ich zum Beispiel die Notwendigkeit, miteinander toleranter umzugehen, was auch mit der räumlichen Veränderung zu tun hat, die die Krise mit sich bringt.

Neue Regeln

Auch für unser Institut hat sich viel gewandelt, weil sowohl ich als auch mein Mann Matthias Horx um ein Vielfaches mehr von zu Hause aus arbeiten. Wir hatten schon vor der Pandemie ein Büro in unseren privaten Räumen, aber inzwischen wurden hier verschiedenste Räume je nach Notwendigkeit adaptiert, denn wir arbeiten hier manchmal zu viert oder fünft. Zum Beispiel, wenn auch unsere Söhne von zu Hause aus arbeiten.

Unsere beiden Mitarbeiter des Büros sehen wir seit vergangenem März einmal in der Woche, freilich getestet und mit Maske. Das heißt, der Bürobetrieb von früher findet nicht mehr statt, obwohl das Büro nur ein paar Meter von unserem Zuhause entfernt liegt. Videokonferenzen gibt es intern keine. Die gesamte interne Kommunikation funktioniert übers Telefon oder per E-Mail. All das bedarf neuer Regeln. Diese Flexibilität tut uns gut.

Hybride Lösungen

Mein Mann und ich sind normalweise beruflich sehr viel unterwegs, für Konferenzen, Vorträge usw. All das geschieht nun, wenn überhaupt, per Videokonferenzen. Ich genieße die Vorteile, die sich daraus ergeben. Darum nenne ich die Arbeit von zu Hause aus auch nicht Homeoffice, sondern ‚Hoffice‘. In diesem Wörtchen steckt für mich der Begriff Hoffnung.

Durch den Wegfall dieser endlosen Reisen, des sinnlosen Herumsitzens in Staus, sparen wir so viel Zeit, die wir anders nützen können. Zum Beispiel? Fürs Kochen, Aufräumen, Entspannen. Ich würde im Zusammenhang mit der Situation von einer Art ,Reset‘ sprechen. Das heißt nicht, dass die Menschen in Zukunft weiterhin nur von zu Hause aus arbeiten werden, denn mir ist durchaus bewusst, dass wir auch soziale Verbindungen brauchen.

Es geht um die sogenannte Konnektivität. Das heißt, wir werden hybride Lösungen finden müssen. Es bedarf keiner Großraumbüros mehr, die Tendenz geht zu Co-Working-Spaces. Weiters fällt mir das Modell 3-2-2 ein. Das bedeutet, wir arbeiten zwei Tage die Woche zu Hause, drei im Büro, und zwei Tage hat man frei. Das würde auch künftig Menschen entlasten, die viel pendeln müssen.

Natürlich sehe ich auch die Nachteile. Wie viele würde ich gern wieder reisen. Außerdem bin ich es gewohnt, Vorträge zu halten, und ich vermisse die Anwesenheit eines Live-Publikums. Nein, etwas Peinliches ist mir im Homeoffice noch nicht passiert. Lediglich mein Hund bellt manchmal, weil er ins Zimmer will, während ich in einer Videokonferenz stecke.

Trennung

Was meinen Arbeitsplatz betrifft, achte ich auf vier Dinge. Ich nenne sie die vier L. Dazu zählen gute Luft, gutes Licht, wenig Lärm und viel Liebe. Die Liebe beziehe ich auf die Art, wie eine Umgebung eingerichtet ist. Es sollte wohnlich sein. Das Büro und der Wohnraum verschmelzen ineinander. Die Gefahr, dass man im Homeoffice zu viel arbeitet, sehe ich nicht. Ich betrachte auch dieses Thema als eine Art Lernprozess.

Das gilt auch fürs Abschalten. Die Arbeit hat im Bett nichts verloren. Umso mehr man sein Daheim schätzt und wahrnimmt, desto eher kann man Wohnen und Arbeiten trennen. Für mich gehört dazu auch, dass man von Zeit zu Zeit seine Möbel umstellt. Das erzeugt neue Blickwinkel. Und um die geht es. In jeder Hinsicht." (Michael Hausenblas, RONDO, 18.3.2021)