In Österreichs Impfstraßen wäre man bereit, es fehlt am Vakzin.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Ab April könnten in der EU 100 Millionen Impfdosen pro Monat zur Verfügung stehen. Mit dieser Ankündigung ließ Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im STANDARD-Interview aufhorchen. Doch wäre in Österreich die nötige Infrastruktur vorhanden, um so viel zu verimpfen? Aus dem Gesundheitsministerium gab es dazu keine Stellungnahme.

In den Ländern wäre man gerüstet, hieß es auf Nachfrage. Am Montag hatten österreichweit 246.050 Menschen (3,17 Prozent der impfbaren Bevölkerung) beide für den Impfschutz nötigen Dosen erhalten, 569.417 Personen (7,34 Prozent) haben bisher eine erste Dosis bekommen.

Wien braucht mehr Impfstoff

In Wien sind derzeit sieben kleinere Impfzentren in Betrieb, für größere Berufsgruppen-Impfungen – etwa jene der Pädagogen – habe man zusätzlich zwei Impfstraßen eingerichtet: eine im Austria Center, eine in der Messe. Mittelfristig sollen in Wien vier Impfzentren der ÖGK hinzukommen, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Und: Derzeit gebe es einfach noch "zu wenig Impfdosen, um in Vollbetrieb zu gehen".

Wenn die Impfstofflieferungen Ende März zunehmen, werde auch der niedergelassene Bereich stärker miteinbezogen. Die Ärzte sollen neben den Stichen, die sie in den Ordinationen setzen, auch in den bis dahin zu Impfboxen umfunktionierten Schnupfenboxen impfen können. Im ersten Schritt würden fünf davon umgewandelt. In den Impfboxen könnten auch niedergelassene Ärzte künftig ihre Patienten impfen. "Wir schaffen so viele, wie nötig sind", heißt es aus dem Rathaus. 100.000 Impfungen könnten im April pro Woche durch die Stadt jedenfalls allein verimpft werden- das Bundesheer brauche man nicht. "Das haben wir bei der Influenza-Impfung auch nicht gebraucht."

"Sonderimpfungen" im Westen

Im Tiroler Schwaz wird am Donnerstag damit begonnen, im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts die gesamte Bevölkerung zu impfen. Die Teilnahme ist freiwillig, bisher haben sich rund 42.000 der 84.000 Einwohner angemeldet. Auch in Salzburg werden noch diese Woche Sonderimpfungen für Menschen über 65 in Gemeinden, die aktuell besonders hohe Infektionszahlen aufweisen, angeboten. Konkret sind das Bad Hofgastein und Radstadt im Pongau sowie die kleine Gemeinde Unken im Pinzgau.

In Bad Hofgastein steht für 12. bis 14. März eine Impfstraße des Roten Kreuzes zur Verfügung. In Radstadt und Unken werden die Impfungen in den Impfordinationen bei niedergelassenen Ärzten durchgeführt. "Bei einer Beteiligung von 70 Prozent werden in etwa 1.600 bis 1.700 Personen immunisiert", rechnet Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP).

Salzburg erhält dank Tiroler Projekts Zusatzdosen

Möglich wird das, weil für das Land Salzburg im Zuge des Forschungsprojekts in Tirol etwa 3.500 zusätzliche Impfdosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs kurzfristig verfügbar seien, wie Stöckl erklärte. Insgesamt rechnet Salzburg für den März mit 29.000 Impfdosen. Zum Vergleich: Das Land Salzburg zählt rund 555.000 Einwohner. Wobei die Zahl 29.000 "aber mit Vorsicht zu genießen ist, da sich das erfahrungsgemäß rasch ändern kann – meist im negativen Sinn", wie ein Sprecher Stöckls im STANDARD-Gespräch sagte.

Sollte es darüber hinaus weiteren Impfstoff geben, wie etwa vonseiten der EU angekündigt, sei man in der Lage, auch diesen rasch zu verimpfen. In Salzburg sind neben der Impfung bei den Impfordinationen der niedergelassenen Ärzte zusätzlich Impfstraßen gemeinsam mit dem Roten Kreuz im Messezentrum der Stadt Salzburg und in St. Johann im Pongau geplant. Darüber hinaus werde man Impfungen auch direkt in den Betrieben in enger Abstimmung mit der Wirtschaftskammer und dem Arbeitsmedizinischen Dienst durchführen.

Länder wären startklar

In Niederösterreich bereitet man sich derzeit auf eine möglicherweise rasch ansteigende Verfügbarkeit von Impfstoff vor. Neben dem niedergelassenen Bereich soll auch in Impfstraßen geimpft werden, wie ein Sprecher der zuständigen Landesrätin Ulrike-Königsberger Ludwig (SPÖ) erklärt. "Die Pläne dafür liegen in der Schublade", die Anzahl der Impfstraßen passe man an die jeweiligen Gegebenheiten an. Das würde beginnen, sobald entsprechende Mengen an Impfstoff geliefert werden. Zusätzlich rechnet das Land auch mit der Möglichkeit der Impfung in Betrieben.

Zusätzliche Impflieferungen ermöglichen Oberösterreich mit dieser Woche die Verdoppelung der Erstimpfungen im Bundesland. Gestartet wird daher nun auch mit den 79-Jährigen. Zudem wird man schneller als geplant im Behindertenbereich vorankommen. Für die konkrete Umsetzung kooperiert man, ähnlich wie Salzburg, eng mit dem Roten Kreuz.

Zusätzliche Pfizer-Dosen auch für Oberösterreich

Ausgebaut werden in Oberösterreich vor allem die Impfstraßen. Aktuell gibt es sieben davon, bis April soll es eine pro Bezirk sein. Mit Stand 5. März wurden 129.555 Impfungen in Oberösterreich durchgeführt. 46,8 Prozent der Impfdosen gingen an Personen über 75 Jahren. In den Kalenderwochen 8 und 9 wurden jeweils knapp 20.000 Dosen verimpft. Durch eine zusätzliche Lieferung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes könne nun 9.342 Personen mehr als geplant ein Impfangebot gemacht werden, heißt es vonseiten des Landes. Gesamt können damit aktuell 17.387 Termine für eine Erstimpfung für die ältere Bevölkerung vergeben werden.

In Vorarlberg werden derzeit jene Mengen verimpft, "die uns zur Verfügung stehen". Das könne man mit den vorhandenen Strukturen leisten und habe sogar "noch Luft nach oben". Nichtsdestotrotz arbeite man ständig an Kapazitätserweiterungen. (Steffen Arora, Sebastian Fellner, Oona Kroisleitner, Thomas Neuhold, Markus Rohrhofer, 9.3.2021)