Viele Familien stellt die Krise vor massive Geldprobleme. Sie müssen auf Ersparnisse zurückgreifen oder sich sogar verschulden.

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Wie geht es Familien in der Corona-Krise? Wie haben sich Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit auf ihre finanzielle Situation ausgewirkt? Diesen Frage gingen Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Universität Wien und des Instituts für Höhere Studien nach. Anhand von aktuellen Arbeitsmarktdaten untersuchten sie, wen die Krise besonders hart getroffen hat. Sie führten auch eine Befragung durch, für die im Juni 2020 und im Jänner 2021 rund 2.000 Österreicherinnen und Österreicher Auskunft gaben.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil armutsgefährdeter Familien deutlich gestiegen ist. Trotz Ersatzleistungen, Einmalzahlungen und Härtefonds gerieten viele in eine finanzielle Notsituation und mussten zum Teil auf Ersparnisse zurückgreifen oder sich verschulden, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Besonders betroffen waren Paare mit kleinen oder mehr als zwei Kindern, aber auch Alleinerziehende.

Ergebnisse im Detail

Drei Monate nach Beginn der Krise hatte sich der Anteil derer, die mit ihrem Einkommen nur schwer auskamen, mehr als verdoppelt – von neun Prozent im Februar 2020 auf 23 Prozent im Juni, und auch im Jänner ging er kaum zurück.

Die Anspruchsvoraussetzungen für Hilfen aus dem Härtefonds wurden im Juni 2020 von bis zu einem Drittel der Familien mit zumindest einem minderjährigen Kind erfüllt, so die Schätzung der Forscher. In rund jeder dritten Familie waren entweder ein Elternteil (29,7 Prozent) oder sogar beide (6,6 Prozent) arbeitslos oder in Kurzarbeit. Einkommenseinbußen erlitten offenbar vor allem Eltern mit kleinen Kindern. "Sie sind meist jünger und stehen noch nicht so lange im Arbeitsleben", erklärt Projektleiterin und Soziologin Nadia Steiber. Aber auch Paare mit mehreren Kindern dürften besonders betroffen sein. Von den Alleinerziehenden war ein Fünftel im Juni entweder arbeitslos oder in Kurzarbeit. "Sie waren schon vor der Krise in einer schwereren Lage, und die hat sich dann noch zugespitzt", sagt Steiber.

Jede fünfte Familie musste auf Ersparnisse zurückgreifen oder sich verschulden, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Obwohl sich im Jänner 2021 die Anzahl der Eltern in Kurzarbeit verringerte, befand sich nach wie vor etwa jede fünfte Familie in einer finanziellen Schieflage. Unter den Alleinerziehenden war es sogar jede oder jeder Dritte. "Der aus Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit resultierende finanzielle Schock wirkt sich längerfristig auf das Haushaltsbudget aus", so das Resümee der Studienautoren.

Zielgerichtete Hilfsmaßnahmen

Die Hilfsmaßnahmen der Regierung kritisieren die Forscher. Sie gehen zwar nicht davon aus, dass es zu wenig Geld gegeben hat, allerdings seien viele Familien vom Härtefonds nicht erfasst worden. Außerdem seien die Zugangshürden zu groß. Und wenn das Geld doch ausgezahlt wird, reiche es oft nicht lange aus. "Familien können nur einmal ansuchen und bekommen nur eine Förderung für drei Monate, das sind im Schnitt 1.300 Euro pro Familie. Sie haben keine Möglichkeit, nochmals anzusuchen. Die Krise dauert aber an", sagt Soziologin Steiber.

Anstatt punktueller Hilfeleistungen wie der Sonderfamilienbeihilfe wünscht sie sich mehr zielgruppenspezifische Förderung, etwa die Erhöhung des monatlichen Familienzuschlags für arbeitslose Eltern. (lib, 10.3.2021)