100 sitzende Personen maximal in Innen- sowie Außenräumen dürfen an einer Veranstaltung teilnehmen.

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Ab Montag kann die Gastronomie in Vorarlberg wieder Gäste bewirten, Veranstaltungen dürfen wieder stattfinden und auch ein wenig Sport kann wieder betrieben werden. Darauf hat sich die Bundes- mit der Landesregierung geeinigt. Das Ländle wird damit zum Testgebiet für mögliche österreichweite Lockerungen. Während Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) das Bundesland als eine "Erkenntnisregion für ganz Österreich" bezeichnete, gibt es auch viel Unsicherheit ob der strengen Begleitregelungen.

SPORT

Vorbild Vorarlberg. Natürlich will das auch der organisierte Sport so sehen. Wobei hier der Unterschied zwischen Vorarlberg und Restösterreich nicht so groß ist. Die Öffnung von Sportvereinen im Nachwuchsbereich – outdoor und unter Auflagen – ist ja bundesweit schon für 15. März angekündigt. Vorarlberg geht nur etwas weiter, so betrifft die Lockerung dort auch den Indoor-Bereich.

In den Genuss der neuen Regeln kommen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Fußballtrainings mit spezifischen Übungen, aber auch mit Tacklings sollen stattfinden können, Fußballspiele hingegen bleiben weiterhin untersagt. Klassische Kontaktsportarten, ob draußen oder drinnen, können weiterhin nicht ausgeübt werden.

Und die Tennishallen?

Auch maximale Gruppengrößen im Training sind in Vorarlberg schon festgelegt, sie liegen draußen bei 20, drinnen bei zehn Kindern und Jugendlichen. Sportliche Outdoor-Aktivitäten werden sogar ohne Corona-Testung möglich, indoor muss zumindest ein negativer Selbsttest vorgelegt werden. Restösterreich kennt noch keine Gruppengrößen und muss davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche vor Trainings negative Testergebnisse vorzulegen haben. Mehr weiß man wohl erst am 15. März.

Dass Vorarlberg zu Events bald bis zu 100 Personen (mit Selbsttests) zulassen will, mag den erstklassigen Dornbirn Bulldogs (Eishockey), Hard, Bregenz (beide Handball) oder den Fußball-Zweitligisten Austria Lustenau und Dornbirn helfen. Auch das könnte bundesweit Schule machen. Am dringendsten erwartet wird freilich die Öffnung von Anlagen, etwa Tennishallen, für den Breitensport. Da zögert das Ländle, da zögert der Bund.

KULTUR

Leicht haben es nur die Museen. Für sie ändert sich vorerst nämlich nichts. Sie haben ohnehin in ganz Österreich geöffnet, sind mit FFP2-Maske und dank des ausbleibenden Tourismus bei relativ wenig Andrang entspannt zu besuchen. Aufsperren soll nun in Vorarlberg als Testregion für das ganze Land aber auch der restliche Kulturbetrieb. Dabei handelt es sich grob betrachtet um Veranstalter: Vor allem sind das Theater, Kinos, Konzerte.

Maximal 100 Sitzende

Die Vorgaben, unter denen dies möglich sein soll: 100 sitzende Personen maximal in Innen- sowie Außenräumen bzw. 50 Prozent der zulässigen Personenanzahl für Räume, in die weniger als 100 Personen hinein dürfen. Dazu braucht es FFP2-Maske (auch während der Veranstaltung) und einen negativen Corona-Test – akzeptiert werden, anders als in der Gastronomie, auch Schnelltests für zu Hause.

Vorarlbergs Kulturbetriebe sehen die kleine Öffnung mehrheitlich positiv. Eilig werden Spielpläne für 100-Personen-Vorstellungen erstellt: Man freue sich total, sagt Stephanie Gräve vom Vorarlberger Landestheater dem STANDARD, es sei jedoch klar, dass man im Haus, das normal 500 Personen fasst, längst nicht alle Abonnenten zufriedenstellen wird können. Viele Stücke können gar nicht aufgeführt werden. Wegen der Sperrstunde um 20 Uhr plant man, nur an den Wochenenden zu öffnen. Auch die Kinos wollen es so halten – wenngleich einige geschlossen bleiben könnten. Hoffnung gibt, dass Disney erlaubt hat, den Blockbuster Raya und der letzte Drache zeigen zu können.

Nichts anfangen kann mit 100 Personen das Vorarlberger Symphonieorchester: "Wir bräuchten eine Öffnung für 500 Besucher, damit es sich irgendwie rechnet", sagt Leiter Sebastian Hazod.

GASTRONOMIE

Die Regelungen für Vorarlbergs Gastronomie sollen bis zum Schluss der große Streitpunkt gewesen sein. Schlussendlich hat das Ländle sich aber durchgesetzt. Outdoor wie indoor werden Lokale, Cafés und Bars am Montag öffnen können. Allerdings: Wenn um 20 Uhr die Ausgangsbeschränkungen in Kraft treten, ist auch im Wirtshaus Sperrstunde. Das ist für Mario Pulker, Obmann der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer, ein "Wermutstropfen", der sich in ein "strenges Regelungskorsett" ordne, das ein wirtschaftlich sinnvolles Öffnen erschwere.

In das enge Korsett der Gastroöffnung fällt auch, dass zwischen den Tischen – die von maximal vier Gästen aus unterschiedlichen Haushalten belegt werden dürfen – mindestens zwei Meter Abstand liegen müssen. Auch gilt im Ländle die Registrierungspflicht in der Gastro. Bekannt ist das Konzept bereits vor allem der Wiener Bevölkerung: Die Stadt führte es bereits im Sommer ein, um das Contact-Tracing zu erleichtern.

Strenge Gastro-Eintrittstests

Will man ins Wirtshaus, muss man sich zusätzlich – wie man es auch österreichweit beim Nutzen körpernaher Dienstleistungen muss – hineintesten. Und wie bei jedem Friseur gelten auch in Vorarlbergs Gastro nur Antigenschnelltests von Teststraßen und PCR-Tests als Ticket. Für die Wirtschaft ist es "unverständlich", warum im Lokal die Selbsttests nicht anerkannt werden.

In Wien, wo derzeit an einem Konzept für Schanigärten an öffentlichen Plätzen gearbeitet wird, will man den Einsatz von Selbsttests nicht forcieren. Denn der PCR-Test gilt immer noch als Goldstandard unter den Tests, da er das Virus in flagranti erwischt. Die recht komplizierte und zeitaufwendige Logistik, die hinter den PCR-Tests steckt, bleibt weiterhin der Nachteil der hochsensitiven Methode.

TESTEN

Während in der Gastro nur PCR- und von medizinisch geschulten Personal abgenommene Antigentests akzeptiert werden, gelten etwa für Veranstaltungen auch Selbsttests. Ihre Schwäche: Sie schlagen erst an, wenn die Viruslast im Körper ein relativ hohes Niveau erreicht hat. Die Angaben über die Sensitivität und Spezifität der jeweiligen Selbsttests stammen überwiegend von den Herstellern. Je nach Anwendung im vorderen oder hinteren Nasenraum weisen die Tests der verschiedenen Hersteller eine Sensitivität zwischen 92 und 98,72 Prozent sowie eine Spezifität von 97 bis 100 Prozent auf. Das kann dazu führen, dass ein Test bei einem Infizierten negativ anschlägt, er am nächsten Tag aber bereits andere anstecken kann. Viele Experten sehen das Testangebot weiterhin kritisch.

Digitales Zugangssystem

Damit die Selbsttests als Eintrittsticket gelten, wurde ein digitales Zugangssystem eingerichtet. Getestete erhalten einen QR-Code, der vom Betreiber der Einrichtung gescannt wird und auf eine Website des Landes führt. Auf der Website sind Testergebnis, der Name der getesteten Person und die Gültigkeit des Tests einsehbar. Das System wurde von der Landeswarnzentrale des Landes Vorarlberg inhouse entwickelt, das gleiche Team war bereits für die Test- und Impfanmeldesysteme des Bundeslandes zuständig. Neben Ergebnissen aus den Teststraßen soll man auch bei Selbsttests QR-Codes erhalten – wie das funktioniert, werde man diese Woche erläutern. Laut Gesundheitsministerium soll eine derartige Lösung auch bundesweit zum Einsatz kommen. Man arbeite hier mit den Ländern, der Sozialversicherung und der Elga GmbH an einer Lösung. Als Dienstleister wird das Bundesrechenzentrum beigezogen. (Oona Kroisleitner, Stefan Mey, Fritz Neumann, Julia Palmai, Stefan Weiss, 10.3.2021)