Wer sich solch eine Unterkunft leisten kann, der hat wohl auch das nötige Kleingeld, um sich einen Micro-LED-Fernseher zu kaufen. Alle anderen dürfen sich zumindest über die Verbesserungen durch Mini-LED freuen.

Foto: Samsung

Wann ist das beste Jahr, sich einen neuen Fernseher zu kaufen? Das nächste! Eine zugegeben etwas zynische, aber auch nicht komplett unzutreffende Feststellung über die Realität in der TV-Branche. Denn irgendwie ist immer eine bessere Technik in den Startlöchern, die es lohnt, die Neuanschaffung noch einmal zu verschieben. Daran hat sich zwar bis heute nichts geändert, und doch gibt es aktuell einige interessante Entwicklungen, von denen alle, die sich einen neuen Fernseher zulegen wollen, zumindest einmal gehört haben sollten. Auch um zu wissen, was davon für sie wichtig ist – und was eben nicht.

HDMI 2.1

Den Begriff HDMI (High-Definition Multimedia Interface) werden wohl die meisten schon einmal gehört haben, ist er doch der Anschlussstandard schlechthin zur Verbindung von beliebigen Geräten mit einem Fernseher. Dessen aktuellste Version wurde zwar genau genommen schon vor einiger Zeit vorgestellt, 2021 wird es nun aber ernst: Die meisten neuen Modelle großer Hersteller bieten HDMI 2.1. Und das ist eine durchaus erfreuliche Nachricht, gehen damit doch signifikante Verbesserungen einher.

HDMI 2.1 bringt zunächst einmal vor allem einen massiven Ausbau der maximalen Bandbreite für die Datenübertragung. Statt der bisher – theoretisch – möglichen 18 Gbit/s sind es nun 48 Gbit/s. Dies wird für allerlei Verbesserungen genutzt, allen voran das Naheliegende, also höhere Auflösungen bei besserer Bildwiederholrate. So ermöglicht die neue Version 8K-Videos bei 60 Bildern pro Sekunde, theoretisch ginge es sogar bis 10K. Während der Nutzen von 8K bislang eher zweifelhaft ist – entsprechendes Videomaterial gibt es noch kaum, der Unterschied in der Bildqualität ist bei Fernsehern, die nicht gerade riesengroß sind, eher marginal –, ist eine andere Verbesserung schon wesentlich interessanter: HDMI 2.1 beherrscht nämlich 4K bei 120 Bildern pro Sekunde. Das ist vor allem für Spiele interessant, müssen sich doch Gamer bislang zwischen hohen Bildwiederholraten und hoher Auflösung entscheiden.

HDMI 2.1 weitet die Bandbreite zur Datenübertragung massiv aus.
Grafik: HDMI

VRR

Die nächste große Verbesserung bei HDMI 2.1 nennt sich "Variable Refresh Rate", und auch diese ist wieder für Spieler von besonderer Relevanz. Hinter dem Begriff verbirgt sich – wie der Name schon verrät – die Möglichkeit, die Bildwiederholrate des Bildschirms variabel anzupassen und auch mit dem Ausgabegerät zu synchronisieren. In der Praxis bedeutet dies, dass damit das sogenannte "Screen Tearing", bei dem einzelne Bildbereiche bei Schwenks verschoben – also eben auseinandergerissen – erscheinen, der Vergangenheit angehört. Auch der Input-Lag, also die Zeit, die zwischen dem Drücken auf einen Knopf am Controller und der Ausgabe am Bildschirm vergeht, wird damit reduziert. Wem das irgendwie bekannt vorkommt: Unter Namen wie AMD Freesync und Nvidia G-Sync gibt es Ähnliches bereits für Spielemonitore. Nun ist das Ganze aber ein fixer Bestandteil des HDMI-Standards.

Niedrige Latenzen und besserer Sound

Zu alldem passt dann auch noch der "Auto Low Latency Mode". Schon jetzt bieten viele Fernseher einen eigenen "Game Mode", in dem die Ausgabe auf niedrige Latenz optimiert wird, um die Eingabeverzögerung zu minimieren. Mit HDMI 2.1 wird dies nun automatisch erkannt, womit ein manueller Wechsel unnötig wird. Dann wäre da noch "Enhanced Audio Return Channel", womit die Vergrößerung der Bandbreite für die Audioübertragung bezeichnet wird. Damit ist es nun möglich, direkt über das HDMI-Kabel Audio in hoher Qualität an externe Soundsysteme zu übertragen. Konkret geht es dabei um Dinge wie die unkomprimierte Übermittlung mithilfe von Dolby Atmos und DTS:X an Surround-Sound-Systeme.

Strenggenommen ist auch Dynamisches HDR (High Dynamic Range) ein HDMI-2.1-Feature. Dabei geht es um die Möglichkeit, die HDR-Darstellung für jede Szene individuell anzupassen, anstatt für ein gesamtes Video. Damit kommen unterschiedliche Szenen besser zur Geltung, da eben sehr helle Aufnahmen andere Anforderungen haben als sehr dunkle. Allerdings muss gesagt werden, dass dies auch so schon viele aktuelle Fernseher bieten, da es ein Bestandteil von Dolby Vision oder auch HDR10+ ist.

Fallstricke

All das sind also sehr erfreuliche Verbesserungen, allerdings gilt es dabei einiges zu beachten. Dass beide Seiten – also sowohl Fernseher als auch das verbundene Gerät – HDMI 2.1 oder die einzelnen Features unterstützen müssen, ist naheliegend. Für einige der erwähnten Punkte ist aber auch die Anschaffung neuer Kabel notwendig, da nur diese die notwendige Bandbreite bieten. Offiziell für HDMI 2.1 spezifizierte Kabel sind mit dem Hinweis "HDMI Ultra High Speed" versehen.

Wer ein passendes Kabel haben will, muss genau schauen – zumindest wenn es offiziell zertifiziert sein soll.
Grafik: HDMI

Was dieses Thema heuer besonders relevant macht: Sowohl Sonys Playstation 5 als auch die Xbox Series X unterstützen HDMI 2.1. Wer deren Fähigkeiten voll auskosten will, braucht also eigentlich einen passenden – und damit zumeist neuen – Fernseher. Ob sich das rentiert, ist eine individuell abzuwägende Frage, aber wenn ohnehin eine Neuanschaffung ansteht, empfiehlt es sich jedenfalls, auf die entsprechenden Kennzeichnungen zu achten. Leider ist dies nicht gar so einfach, wie es zunächst klingt. Denn natürlich wurde auch dieser Standard von den Zertifizierungsbehörden wieder vor allem mit Blick auf die Interessen der Anbieter gestaltet – und nicht auf jene der Konsumenten. Das bedeutet, dass HDMI 2.1 eine Art Buffet darstellt, aus dem die Hersteller einzelne Features entnehmen können, aber nicht müssen, um die Spezifikation zu erfüllen. Insofern sind beim Fernseherkauf auch die oben erwähnten Einzelbegriffe von Relevanz. Umgekehrt kann es übrigens auch sein, dass Fernseher mit HDMI 2.0 bereits einige der erwähnten Features aufweisen. Den "Auto Low Latency Modus" haben etwa einige Anbieter schon länger integriert.

Mini-LED

Die wahrscheinlich wichtigste Frage bei der Anschaffung eines neuen Fernsehers ist die nach der Bildqualität und damit nach der dahinterstehenden Technologie. Aktuell dominieren dabei klassische LCDs, die von hinten beleuchtet werden, oder OLED-Panels, bei denen jeder einzelne Bildpunkt selbst leuchtet. Rein qualitativ ist der Vorteil dabei klar auf der OLED-Seite, immerhin bietet es durch die verwendete Technologie perfekte Schwarzwerte und eine hervorragende Farbwiedergabe, die gerade bei HDR-Inhalten brilliert. Zudem erlaubt der Verzicht auf eine Hintergrundbeleuchtung deutlich dünnere Geräte, der Stromverbrauch ist ebenfalls niedriger. Allerdings haben OLED-Bildschirme auch bekannte Schwächen. Dabei wären vor allem die geringere Helligkeit wie auch die kürzere Lebensdauer durch Verwendung organischer Materialien zu nennen. Einbrenneffekte haben die Hersteller zwar mittlerweile größtenteils in den Griff bekommen, ganz lässt sich das Thema aber nicht vom Tisch wischen. Vor allem aber sind OLED-Fernseher typischerweise erheblich teurer als die LCD-Konkurrenz.

Die aktuellen LG QNED TVs verwenden Mini-LED-Technik.
Foto: LG

Entsprechend war in letzter Zeit ein anderer Begriff immer wieder zu hören: Mini-LED, das quasi die Vorteile von LCD und OLED vereinen soll. Zunächst eine wichtige Begriffsklärung: Wie es in dieser Branche so oft der Fall ist, ist natürlich auch der Name "Mini-LED" irreführend. Technisch gesehen handelt es sich dabei nämlich einmal mehr um LCD-Fernseher. Allerdings wird die Hintergrundbeleuchtung hier von winzigen LEDs vorgenommen. Das erlaubt es, einzelne Bereiche gezielt zu beleuchten, anstatt das ganze Display auf einmal zu erhellen. Damit hat man dann bei dunklen Bildern oftmals einen ähnlich hervorragenden Schwarzwert wie bei OLEDs anstatt des leichten Grauschleiers, der LCD-TVs typischerweise auszeichnet.

Anpassung

Wie hoch die Anzahl dieser Mini-LEDs ist, variiert etwas von Hersteller zu Hersteller, LG spricht bei seinen neuesten Modellen von 30.000 LEDs, über die 2.500 einzelne Zonen gezielt beleuchtet werden können. Von alldem profitiert dann natürlich auch die restliche Bildqualität, so werden etwa klassische Überstrahleffekte und viele Verwischungen vermieden. Im direkten Vergleich schneidet zwar OLED bei der Bildqualität noch immer besser ab, dafür können Mini-LED-Fernseher heller werden. Vor allem aber sind sie erheblich billiger zu produzieren und auch langlebiger.

Mini-LED-Bildschirme finden sich in vielen neuen Fernsehern des Jahres 2021, allen voran Geräte von LG und Samsung. Aber natürlich macht man es auch hier den Konsumenten nicht so einfach und benennt das Ganze lieber anders. So heißen die Mini-LED-Fernseher bei Samsung Neo QLED, jene bei LG laufen unter QNED.

Micro-LED (ist was anderes)

Wer das Beste vom Besten sucht, der sollte aber einen Blick auf eine andere Technologie haben, die nicht mit Mini-LED verwechselt werden sollte. Micro-LED ist quasi der nächste logische Schritt: Hier kommen dann einzelne LEDs für jeden Bildpunkt – genau genommen jeweils drei davon für Rot, Grün und Blau – zum Einsatz. All das aber eben ohne die Verwendung eines organischen Materials – und die damit verbundenen Nachteile, die OLEDs auszeichnen.

Micro-LED-Fernseher soll es bald auch in etwas brauchbareren Größen geben.
Foto: Samsung

Micro-LED-Fernseher bieten insofern die derzeit beste Bilddarstellung, sie verbinden den perfekten Schwarzwert von OLEDs mit einer höheren maximalen Helligkeit und somit auch einem besseren Kontrast. Dazu kommt, dass entsprechende Panels aufgrund des simplen Aufbaus extrem dünn gebaut werden können – und, ebenfalls sehr interessant: Sie lassen sich modular gestalten. So hat Samsung unter dem Namen "The Wall" schon länger einen Micro-LED-TV vorgezeigt, bei dem sich die Fläche über zusätzliche Module erweitern lässt.

Der Haken

Klingt alles sehr verlockend, da muss es doch einen Grund geben, warum sich die Technologie noch nicht im Massenmarkt verankert hat. Genau genommen gibt es derer sogar zwei. Da wäre einmal die technische Herausforderung, dermaßen kleine LEDs zu bauen. Dies führt dazu, dass Micro-LED in den vergangenen Jahren auf riesige Displays mit mehr als 100 Zoll beschränkt war. Allerdings gab es in dieser Hinsicht zuletzt merkliche Verbesserungen, wodurch einzelne Hersteller mittlerweile auch mit Geräten bis minimal 75 Zoll werben. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Ganze in für normale Nutzer interessanten Bereichen ankommt.

Schwieriger ist das schon eine andere Hürde: Die Produktion solcher Displays ist – mit Verlaub – sauteuer. Entsprechende Geräte sind also derzeit noch dem Luxusbereich vorbehalten, wir sprechen hier von fünf- bis sechsstelligen Euro-Regionen. Insofern bleibt also abzuwarten, ob es den Herstellern gelingt, die Kosten stark nach unten zu drücken – oder ob bis dorthin schon wieder die nächste Technologie am Horizont auftaucht. (Andreas Proschofsky, 16.3.2021)