Wenn man es ganz genau nimmt, geht Googles Chrome OS eigentlich schon auf das Jahr 2009 zurück. Im Juli des betreffenden Jahres wurde das Betriebssystem nämlich erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die ersten kommerziell erhältlichen Geräte – von Acer und Samsung – gab es aber erst im Frühjahr 2011, und so feiert Google nun mit einer gewissen Berechtigungen "Zehn Jahre Chromebooks" – ein Jubiläum, das man stilecht mit einem ganzen Schwall an Neuerungen zelebriert.

Zusammenspiel

Zu den Highlights von Chrome OS 89 gehört ein neuer "Phone Hub". Dahinter verbirgt sich die enge Verzahnung von Chromebooks mit Android-Smartphones – und zwar in beide Richtungen. So werden an dieser Stelle die letzten im mobilen Chrome aufgerufenen Webseiten angezeigt, auch Akkustand und Qualität der Mobilfunkverbindung werden dargestellt. Umgekehrt kann vom Chromebook aus das Smartphone stumm geschalten oder auch lokalisiert werden, die Hotspot-Funktion lässt sich ebenfalls fernsteuern. Über eine Zusatzoption ist es zudem möglich, sämtliche Benachrichtigungen von Messenger-Apps an das Chromebook weiterzureichen. Passend dazu können künftig auch die WLAN-Passwörter zwischen Smartphone und Chromebook synchronisiert werden – all das bleibt aber optional.

Der neue "Phone Hub" in Chrome OS 89 bietet eine Verzahnung mit Android-Smartphones.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, wichtige Dateien im File-Manager zu pinnen. Diese stehen dann über einen Eintrag im Panel zum Schnellzugriff bereit. Dort finden sich automatisch übrigens auch aktuelle Downloads sowie neue Bildschirmfotos. Deutliche Verbesserungen gibt es für den Zwischenspeicher: Chrome OS hat nun einen einfachen Clipboard-Manager, der Zugriff auf die letzten fünf Kopien gibt. Dazu kommt noch ein Feature namens "Quick Answers": Bei auf einer Webseite ausgewählten Begriffen werden künftig direkt im Kontextmenü passende Erläuterungen angezeigt.

Desktop

Erst vor wenigen Monaten hat Google Chrome OS Support für virtuelle Desktops verpasst. Nun wird dieser erweitert. Das Betriebssystem merkt sich, welches Programm auf welchem Desktop war, und startet diese automatisch wieder auf der passenden Oberfläche. Überarbeitet wurde die zentrale Mediensteuerung, sie lässt sich nun ebenfalls fix im Panel pinnen, bisher war sie bei den Schnelleinstellungen angesiedelt.

Mit Chrome OS 89 gibt es jetzt einen eigenen Screen-Recorder. Dieser kann über die Schnelleinstellungen aufgerufen werden und bietet über ein einfaches Interface diverse Optionen. So kann wahlweise der gesamten Bildschirm oder auch nur ein Fenster beziehungsweise ein frei gewählter Bereich aufgezeichnet werden. Die Kombination mit einer Toneingabe ist ebenfalls möglich. Oder aber man nutzt das Ganze nur als gemütlicher zu erreichende Screenshot-Funktion.

Dateien können jetzt gepinnt werden und sind über einen eigenen Knopf im Panel schnell zu erreichen.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD
Die überarbeitete Mediensteuerung.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Scanner

Verbessert wurde die systemweite Share-Funktion, um etwa lokale Bilder rasch an Web-Apps weitergeben zu können. Dazu kommt noch einiger optischer Feinschliff wie überarbeitete Icons sowie neue Bildschirmhintergründe. Die Kamera-App hat nun einen integrierten QR-Code-Reader. Und, auch nicht ganz zu unterschätzen: Chrome OS hat jetzt eine integrierte Scanner-App, die mit zahlreichen Multifunktionsdruckern zusammenarbeitet.

Boom

Viel mehr als all die neuen Features dürfte Google aber ein anderer Umstand Freude bereiten – nämlich dass Chrome OS just zum Jubiläum einen bedeutenden Meilenstein erzielen konnte: 2020 wurden weltweit erstmals mehr Geräte mit Googles Betriebssystem verkauft als macOS-Rechner. Damit setzte sich Chrome OS unter Desktop/Laptop-Betriebssystemen erstmals an die zweite Stelle – noch vor Apples macOS. Ob diese Reihung langfristig Bestand hat, muss sich allerdings erst zeigen. Immerhin wird der aktuelle Chromebook-Boom nicht zuletzt durch die Covid-19-Pandemie befeuert, in der sich viele Schülerinnen und Schüler neue Laptops anschaffen – und im Bildungsbereich haben Chromebooks eben eine sehr starke Position.

Update für alle

Chrome OS 89 wird im Verlauf der kommenden Tage automatisch an sämtliche noch unterstützten Chromebooks ausgeliefert. Und das ist in diesem Fall keine Übertreibung: Im Gegensatz zu Android hat Google die Updates hier nämlich unter alleiniger Kontrolle und bedient die Gerät regelmäßig mit neuen Versionen. Neue Funktionen gibt es dabei künftig im vierwöchigen Rhythmus. Wer mehr zum aktuellen Stand von Chrome OS wissen will: Vor einigen Wochen haben wir einen ausführlichen Test zu diesem Thema veröffentlicht. (Andreas Proschofsky, 11.3.2021)