"Future Challenge" – auch für die "Wiener Zeitung" selbst.

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Die staatliche "Wiener Zeitung" wirbt derzeit mit einem Schwerpunkt "Future Challenge" – sie selbst steht gerade vor einer existenziellen Herausforderung: Die Mediensprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, rechnet nicht mehr mit dem Fortbestand der "Wiener Zeitung" als Tageszeitung, wenn nun Pflichtinserate wegfallen, wie DER STANDARD vor zwei Wochen berichtete.

"Sicher Transformation zu Plattform oder Wochenzeitung"

"Es braucht sicher eine Transformation hin zu einer digitalen Plattform oder einer Wochenzeitung", sagt Blimlinger nun in einem Interview mit der Branchenzeitung "Horizont": "Wir können nicht einfach Geld zuschießen. Die Frage ist, wie wir sie trotzdem retten können. Derzeit loten wir alle Varianten aus und lassen überprüfen, ob sie beihilfenrechtlich möglich sind. Eine schwierige Situation."

Schlüsselressort Justizministerium

Die schwierige Situation hat das von den Grünen geführte Justizministerium zumindest beschleunigt: Eine EU-Richtlinie über Unternehmensveröffentlichungen, die künftig nur noch eine Stelle möglichst unkompliziert übernehmen soll, spießt sich nach Ansicht der Experten im Ministerium mit der Pflicht zur Veröffentlichung von Jahresabschlüssen großer Aktiengesellschaften im Amtsblatt der "Wiener Zeitung".

Das Justizministerium ließ eine Frist, in Brüssel mehr Zeit für die Umsetzung zu beantragen, ungenützt verstreichen. Nun ist die Richtlinie bis August umzusetzen, wenn Österreich kein Vertragsverletzungsverfahren in Kauf nehmen will.

Gut ein Drittel der Einnahmen

Ohne diesen Teil der Pflichtveröffentlichungen für Aktiengesellschaften würde nach unbestätigten STANDARD-Informationen mehr als ein Drittel der jährlichen Einnahmen der republikeigenen Tageszeitung von an die 20 Millionen Euro wegfallen. Damit wäre die – ohnehin schon reduzierte – Zeitungsredaktion mit rund 55 Vollzeitstellen nicht mehr zu finanzieren.

Die eine zentrale Stelle für Unternehmensinformationen, so eine Hoffnung jedenfalls in der "Wiener Zeitung", könnte auch die Wiener Zeitung GmbH sein, die schon bisher mit hoheitlichen Aufgaben betraut ist. Dann aber müsste das Justizministerium die Agenden des Firmenbuchs an diese staatliche Firma abgeben.

Die "Future Challenge", die das Staatsblatt auf seinen Selbstbedienungstaschen bewirbt, befasst sich mit der Zukunft der Ausbildung. (fid, 12.3.2021)