Wien – Demnächst steht Ostern an, doch davor gilt es für Neos-Wehrsprecher Douglas Hoyos noch die "Heerlichen Weihnachten" von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) aufzuarbeiten: Wegen der Corona-Krise verzichtete Tanner rund um die Feiertage im Dezember auf die traditionellen Truppenbesuche, stattdessen lud die Ministerin die rund tausend Soldaten in Auslandseinsätzen zu einer virtuellen Veranstaltung. Immerhin gab es auch das 60-jährige Jubiläum derartiger Missionen zu feiern.

Für 44.719,92 Euro bot Ministerin Tanner ein Weihnachtsprogramm für die im Ausland Stationierten auf.
Foto: Matthias Cremer

Gemeinsam mit Generalstabschef Robert Brieger bot Tanners Kabinett hierfür Christbaum, Gardemusik und die Opernstars Daniela Fally und Andreas Schlager auf, und auch Oberbefehlshaber und Bundespräsident Alexander Van der Bellen richtete Grußworte an die im Ausland Stationierten. Übertragen wurde aus dem Innenhof der Rossauer Kaserne von einer eigens aufgebauten Bühne.

Rund drei Monate später liegt nun eine parlamentarische Anfragebeantwortung von Tanner auf Initiative der Neos zu der virtuellen Sause vor. Aus ihrem Schreiben mit der Aktenzahl S91143/18-PMVD/2021, das dem STANDARD vorliegt, geht hervor, was die Weihnachtsfeier gekostet hat: "Dienstleistungen wie Projektmanagement, Bühne, diverses Dekorationsmaterial, Licht- und Bildtechnik, Künstler und Ausstrahlung wurden von den Unternehmen GPK Advertising GmbH und Kobza Media GmbH als Bietergemeinschaft auf Grund eines bestehenden Rahmenabrufvertrags, dem ein Verfahren gem. § 25 Abs. 5 in Verbindung mit § 30 Abs. 1 Z 2 BVergG 2006 vorangegangen ist, erbracht. Die Gesamtkosten hiefür beliefen sich auf 44.719,92 Euro."

Christbäume plus Deko zugestellt

Zu den Versorgungsflügen, die auch zu dieser Zeit stattfanden, gibt die Ministerin bekannt: "Insgesamt gab es vier Flüge zu den Missionen Autcon/Kfor (15. und 18. Dezember 2020), Autcon/Eufor (16. Dezember 2020), dieser musste aber auf Grund von Schlechtwetter im Raum Sarajevo abgebrochen werden, und Autcon/Unifil (21. Dezember 2020) "– und neben Personal, Wirtschaftsgütern und Nachschubgerät wurden den Soldaten eben auch Christbäume samt "dazugehöriger Dekoration" zugestellt.

Verladen der Christbäume für die Auslandsmissionen in die Transportmaschine C130, auch Hercules genannt.
Foto: Bundesheer / Philipp Ertl

Zum Vergleich erklärt Tanner in dem von ihr unterzeichneten Schreiben: "Für weihnachtliche Truppenbesuche bei Autcon/Kfor, Autcon/Unifil und Autcon/Eufor wurden im Jahr 2018 rund 8.500 Euro und im Jahr 2019 rund 5.700 Euro aufgewendet. Für die in diesem Zusammenhang stehenden Transporte sind keine gesonderten ausgewiesenen Kosten angefallen, da sie im Rahmen des zugewiesenen Flugstundenkontingents mit Luftfahrzeugen der Type 'Herkules C130' (sic!) durchgeführt wurden."

Bitte kein derartiges Osterei

"Knapp 45.000 Euro für einfache digitale Weihnachtsgrüße zeigen wieder einmal, dass diese Bundesregierung mit digitalen Projekten nicht umgehen kann und diese immer zu einer absurden Kostenexplosion führen", kommentiert Neos-Abgeordneter Hoyos den beträchtlichen Aufwand. Die Ministerin zeige damit wieder einmal "ihre Prioritäten – nämlich viel Geld für persönliche Show, zu wenig für die Soldatinnen und Soldaten." Für Ostern hofft Hoyos jedenfalls, "dass der Hase dem Bundesheer nicht noch ein Osterei um 45.000 Euro legt". (Nina Weißensteiner, 23.3.2021)