Permanente Erreichbarkeit und Mikromanagement: Sehr viele nehmen eine große Diskrepanz von Gesagtem und tatsächlicher täglicher Praxis wahr.
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Führungskräfte haben in den Pandemiemonaten neue soziale Codes erlernt. Von der professionellen Haltung in virtuellen Meetings bis zum jetzt angesagten Sprech. Letzteres beinhaltet vorwiegend das Reden über die Segnungen von "New Work", also Arbeit in Selbstorganisation, mobil und auf Basis einer Vertrauenskultur.

Das gilt jetzt als State of the Art, und die Führungskraft sollte für jeden Auftritt und jede Diskussion entsprechende Antworten parat haben, immerhin haben ja sehr viele Berater sie eben das in den vergangenen Monaten geschult: "Ja, das neue Arbeiten entspricht den Werten unserer Organisation, wir waren da eines der ersten Unternehmen." "Wir vertrauen unseren Mitarbeitern schon immer." "Bei uns sind Freiraum und Selbstbestimmung ganz zentral." "Selbstverständlich geht Homeoffice mit Kontrolle nicht zusammen, wir achten auch ganz besonders darauf, dass die Arbeitslast nicht zu hoch wird."

So gehört sich das. So sagt man das. Aber stimmt es auch? Sehr viele nehmen eine große Diskrepanz von Gesagtem und tatsächlicher täglicher Praxis wahr. Von permanentem Erreichbarkeitszwang und andauerndem Mikromanagement ganz zu schweigen.

Wer sich fragt, warum das so ist, erhält Hinweise aus der Befragung von Führungskräften durch das Hernstein-Institut: Chefs sehen Kontrolle mehrheitlich als Führungsinstrument. Je höher die Hierarchie, desto beliebter ist diese Kontrolle. Also: Druck von oben, der nach guter alter Façon nach unten weitergegeben wird. (kbau, 14.3.2021)