Zwei Fragen dominieren derzeit viele private Unterhaltungen: "Wie lange dauert das alles noch?" und "Wann werde ich endlich geimpft?". Beides hängt natürlich unmittelbar zusammen – allerdings nicht nur.

"Wie lange noch?" wird nicht zuletzt von uns allen abhängen: wie diszipliniert jede und jeder Einzelne ist. Hier liegt die größte Gefahr. Denn die wachsende Zahl der Neuinfektionen, die Notwendigkeit der Abriegelung von Wiener Neustadt, Radstadt und dem Gasteinertal zeigt eher das Gegenteil von Vorsicht. Offenbar werden viele Menschen trotz des schleppenden Anlaufs der Corona-Impfungen leichtsinnig. Sollte die Regierung, gegen den Rat von Expertinnen und Experten, weitere Öffnungen beschließen, muss sie zumindest gewährleisten, dass streng kontrolliert wird.

Noch sind Gastronomie-Betriebe geschlossen.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Es ist auch nicht hilfreich, wenn Bürgermeister, wie jüngst der Wiener Neustädter Klaus Schneeberger, lautstark, aber mit dünnen Argumenten bei hohen Infektionszahlen gegen lokale Quarantänen polemisieren, um zu demonstrieren, dass man sich von "denen in Wien" nichts sagen lässt. Wenn gegen lokale Cluster nichts getan wird, besteht die Gefahr weiterer, großflächiger Lockdowns. Die ersehnte Rückkehr zur "Normalität", vielleicht sogar schon im Sommer, würde dann noch länger dauern.

Apropos Sommer: US-Präsident Joe Biden getraute sich in seiner ersten TV-Ansprache nach 50 Tagen im Amt, vollmundig zu versprechen, die Amerikaner könnten zum Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli, wieder Grillpartys mit Freunden veranstalten. Dagegen sehen die Sommer-Aussichten der Europäer noch relativ getrübt aus. Werden wir am Meer urlauben können? Das wird davon abhängen, wer zum Zeitpunkt seines Sommerurlaubs schon geimpft ist, wer Antikörper aufweisen kann – und ob es einen europäischen Impfpass gibt, der überall anerkannt ist. Dies wird nur gelingen, wenn die viel beschworene "europäische Einheit" in der Pandemiebekämpfung mehr ist als eine Phrase.

Lieferschwierigkeiten

Sehr weit her ist es damit offenbar nicht – zumindest nicht aus Sicht des österreichischen Bundeskanzlers. Sebastian Kurz’ Attacke gegen die EU wegen angeblich ungleicher Verteilung von Impfdosen scheint mehr von politischem Kalkül als von belegbaren Fakten geleitet zu sein. Es scheint, als habe Österreich beim Bestellen auf jenen Impfstoff gesetzt, der nun die gröbsten Lieferschwierigkeiten hat, und war beim Nachbestellen säumig. Das hätte mit unfairer Behandlung durch Brüssel wenig zu tun.

Unfair geht es dagegen in Österreich nach Meinung vieler Impfwilliger zu, die auf den ersehnten Stich warten. In den Impfstraßen werde die Berechtigung zum Impfen, etwa als Angehöriger eines vulnerablen Menschen, nicht geprüft. Auch Berichte über einzelne Betroffene kursieren, die als Hochrisikopatienten noch nicht geimpft wurden – ihre Angehörigen dagegen schon. Solche Fälle sind schwer nachvollziehbar. Es beruhigt auch nicht, dass die Stadt Wien einen entsprechenden ZiB-2-Bericht mit der Bemerkung quittierte, der Aufwand flächendeckender Kontrollen sei zu groß und die Zahl vermuteter Missbrauchsversuche demgegenüber zu klein.

Politisch Verantwortliche müssen mehr denn je reden, sich erklären, die Menschen davon überzeugen, dass sie sich kümmern – aber dass alles noch ein wenig dauern wird. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Wir müssen alle weiter durchhalten – und ruhig bleiben.(Petra Stuiber, 12.3.2021)