Unbegleitete minderjährige Geflüchtete dürfen in die USA einreisen.

Foto: AFP / John Moore

Washington – Täglich betrübte Menschen, die sich über Brücken und über das Land wieder auf den Rückweg machen. Und jeden Tag auch mehr Minderjährige, die ohne Begleitung in den USA eintreffen und deren Versorgungslage schlecht ist. Die Lage an der Grenze zwischen den USA und Meiko spitzt sich in den vergangenen Wochen wieder zu.

Grund ist offenbar, dass viele Schmuggler in Mittelamerika bei ihren Klientinnen und Klienten eine neue Werbeoffensive gestartet haben, seit der neue US-Präsident Joe Biden im Amt ist. Viele von ihnen behaupten, so die Aussage abgewiesener Migranten, dass die Grenze nun geöffnet sei. Doch das, freilich, ist keineswegs der Fall. Im Gegenteil setzt die Regierung ein Programm Donald Trumps fort, mit dem unter Berufung auf die Corona-Pandemie eine schnelle Abschiebung nach Mexiko möglich ist.

Bidens Regierung hat allerdings angekündigt, unbegleitete Minderjährige nicht mehr an der Grenze abzuweisen, deren Zahl sich in daraufhin im Jänner und im Februar deutlich erhöhte. Mehrere hundert pro Tag sind es nach Angaben der US-Behörden derzeit. Nun hat die Regierung die Katastrophenschutzbehörde Federal Emergency Management Agency (Fema) angewiesen, bei der Unterbringung tausender Migrantenkinder an der Grenze zu Mexiko zu helfen. Bidens Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas beauftragte die Behörde am Samstag, den Bau von Behelfsunterkünften für unbegleitete Minderjährige zu unterstützen. Die bestehenden Unterkünfte sind mittlerweile nämlich völlig überfüllt.

Rekordzahl an südlicher Grenze

Derzeit sind rund 8.800 Kinder in Einrichtungen der US-Gesundheitsbehörde HHS untergebracht und Hunderte weitere bei der Grenzschutzbehörde CBP. Allein im Februar griffen Beamte der CBP 9.457 unbegleitete Minderjährige an der Grenze auf. Die Unterkünfte sind so überfüllt, dass auch die Hygieneregeln wegen der Corona-Pandemie kaum eingehalten werden können.

Nach Angaben des Heimatschutzministeriums soll sich die Fema nun an einem 90-tägigen Projekt beteiligen, um sicherzustellen, dass die Kinder sicher untergebracht und dann schnell zu Pflegefamilien gebracht werden können. Meist handelt es sich dabei um Familienangehörige, die schon in den USA leben. Die Regierung reagiere damit auf die Ankunft einer "Rekordzahl" von Menschen, darunter auch unbegleitete Minderjährige, an der südlichen Grenze, erklärte das Ministerium.

Bidens Regierung steht wegen der Zustände an der Grenze massiv unter Druck. Kritiker werfen ihr vor, die Migrantenkinder während der Prüfung ihrer Asylanträge zu lange in überfüllten Lagern festzuhalten, bis sie in spezielle Einrichtungen oder zu Verwandten gebracht werden. Die Regierung wies angesichts der Kritik auch darauf hin, dass die Zahl der Menschen, die an der Grenze aufgegriffen werden, schon seit April 2020 ansteigt – also lange vor Bidens Amtsantritt im Jänner. Die Menschen fliehen demnach vor Gewalt, Naturkatastrophen, Hunger und Armut in ihren Heimatländern in Zentralamerika. (red, APA, 14.3.2021)