Clemens Martin Auer, Beamter im Gesundheitsressort, hat sich den Groll des Kanzlers zugezogen.

Foto: Cremer

Wien – Clemens Martin Auer ist kein Grüner und kein Roter, er ist schwarzes Urgestein und dennoch für ÖVP-Chef und Bundeskanzler Sebastian Kurz ein Feindbild. Auer ist im Gesundheitsministerium Sonderbeauftragter und außerdem stellvertretender Vorsitzender jenes Steuerungsgremiums in der EU, das für die Impfstoffbeschaffung zuständig ist. Wesentliche Entscheidungen laufen über seinen Schreibtisch. Jetzt fordert die ÖVP seine Suspendierung. Die Generalsekretärin im Gesundheitsministerium, Ines Stilling, müsse ebenfalls suspendiert werden. Sie hatte Auer verteidigt.

Für Kurz ist Auer offenbar ein überkorrekter Beamter, jedenfalls ein Beamter durch und durch, wenig flexibel, ein bisschen zu langsam und bürokratisch, sehr dem Amtsweg verhaftet. Der Kanzler hatte Auer bereits früher kritisiert und ihn für den schleppenden Start der Impfaktion in Österreich verantwortlich gemacht. Da hatte Kurz auch das erste Mal direkt in die Agenden des Gesundheitsministeriums eingegriffen und einen früheren Impfstart organisiert, was freilich an der tatsächlichen Umsetzung gar nichts änderte.

Nicht mit der Zeit gegangen

Auer ist keineswegs eine Erfindung von Minister Rudolf Anschober, sondern bereits seit 2003 im Ressort tätig. Damals hatte ihn Ministerin Maria Rauch-Kallat als ihren Kabinettschef geholt. Zuvor war Auer erst unter Vizekanzler Erhard Busek und dann unter Kanzler Wolfgang Schüssel Leiter der Politischen Abteilung der ÖVP. Er ist also schwarz. Und offenbar zu wenig türkis, also nicht mit der Zeit gegangen.

Nicht unter allen Ministern und Ministerinnen, die er seitdem erlebt hat, war Auer wohlgelitten, dennoch gilt er als graue Eminenz im Ministerium. Dass Anschober so hartnäckig an ihm festhält, wundert viele, auch innerhalb der Grünen. Für Auer spricht jedenfalls, dass er bestens vernetzt ist und auf eine tiefgehende Erfahrung im Gesundheitswesen zurückblicken kann. Wesentliche Reformen sind ihm zuzuschreiben. Fraglich ist, ob Anschober ihm jetzt treu bleibt und er die Kurz-Attacken politisch überlebt. (völ, 15.3.2021)