Das Xbox Wireless Headset macht eine gute Figur.

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Der Herzschlag pocht so laut, dass man kaum die Tür hört, die sich neben einem öffnet. Die Schritte des Gegners sind leise, aber man weiß, dass sie von links hinten kommen. Die Unterwasserwelt ist für sich schon ein Erlebnis, aber mit dem gefühlten Druck auf den Ohren glaubt man sich tatsächlich im Meer versunken. Ein gutes Headset kann sehr gut zeigen, wie wichtig der Sound in Spielen sein kann. Microsoft präsentiert mit dem Xbox Wireless Headset einen sehr starken Vertreter, den sich speziell Gamer näher ansehen sollten.

Xbox

Einfache Steuerung

Wer öfter mal mit Gaming-Headsets zu tun hat, weiß, dass Hersteller mit Tasten nicht unbedingt sparen. Lauter, leiser, Chat lauter, Spiel leiser, Stummschaltung, Powerknopf. Wenn der Hersteller dann alle schwarzen Tasten auf schwarzem Untergrund auch noch nah beieinander platziert, dann braucht es schon Einarbeitungszeit, bis man sich nicht mehr verdrückt. Bei Microsoft hat man das elegant mit Drehscheiben gelöst, wie zuletzt schon bei den Surface Headphones. Eine Scheibe reguliert die Lautstärke und die andere, ob der Schwerpunkt auf dem Chat oder auf dem Spiel-Sound liegen soll.

Dazu findet sich nur noch eine Stummschaltungstaste auf dem Mikrofon-Bügel, der sich bei Nichtverwendung auch einklappen lässt. Via Powertaste verbindet man sich mit dem Gerät seiner Wahl. Das ist am einfachsten bei einer Xbox oder einem Windows-10-PC, aber auch Macbooks und iPhones lassen sich via Bluetooth 4.2 mit dem Headset verbinden und nutzen.

Im Fall der Xbox (One, Series S/X) darf man in den Einstellungen zahlreiche Parameter an die eigenen Vorlieben anpassen, etwa Equalizer und Bass. Auch die Stummschaltung des Mikrofons kann hier in vier Stufen reguliert werden. Das äußert sich in drei Sensitivitätsstufen des Mikrofons gegenüber Geräuschen oder der Deaktivierung dieser Funktion. Eine Spielerei, aber ebenfalls vorhanden, ist die Möglichkeit, das Licht der Stummschaltung in drei Helligkeitsstufen zu regulieren.

Lange hat sich Microsoft mit einem eigenen Headset Zeit gelassen.
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Klang

Unterstützt werden Dolby Atmos, DTS Headphone:X und Windows Sonic, die mit dem Headset Raumklang ermöglichen. Für DTS:X und Dolby Atmos werden leider kostenpflichtige Apps benötigt. Wissend um die Wichtigkeit von Dolby Atmos, schenkt Microsoft allen Käufern des Headsets bis zum 30. September 2021 Zugang zu dieser App. Danach wird sie wieder kostenpflichtig.

Wer schon einmal Raumklang bei einem Film oder Spiel erlebt hat, der will diesen nicht mehr missen. Wenn in "Shadow of the Tomb Raider" etwa das Knacken eines Astes im Wald genau ortbar wird oder das Plätschern kleiner Tropfen fast spürbar wird, dann ist das eine akustische Qualität, die ein Spiel aufwerten kann. Bei Filmen kann man Dolby Atmos ebenfalls ausprobieren, auch wenn die Auswahl aktuell auf Netflix und Co sehr beschränkt ist. Auf Disney+ findet man aber immerhin "Avengers Infinity War", und das reicht dann eigentlich schon, um von Dolby Atmos überzeugt zu sein. Mehr Kino geht nicht.

Ärgerlich ist die Tatsache, dass man bei Aktivierung des Headsets nicht gleichzeitig den Ton des TV-Geräts beziehungsweise des PCs deaktiviert. So lässt man sich entweder doppelt berieseln oder stellt händisch die andere Tonquelle auf leise.

Was generell den Klang des Headsets betrifft, sind vor allem die mittleren und höhen Frequenzen sehr klar. Hier kann man gut mit dem Mitbewerber mithalten, der oftmals doppelt so teuer ist. Das Mikrofon hingegen lässt Raum nach oben, kann aber ebenfalls mit etwa gleich teuren Headsets locker mithalten.

Via Bluetooth lässt sich das Headset mit praktisch allen Geräten mühelos verbinden.
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Features

Rund 15 Stunden hält der Akku des Headsets im Betrieb, drei Stunden benötigt eine volle Aufladung. Mit 312 Gramm ist das Headset weder besonders leicht noch besonders schwer. Bei großen Köpfen, wie jenem des Testers, ist trotz der Verstellbarkeit des Kopfbügels nach etwa einer Stunde ein leichter Druck auf die Ohren spürbar. Der Verarbeitung kann man keinen Vorwurf machen. Das Headset wirkt stabil und hält wohl auch den ein oder anderen Sturz aus. Das Material der Ohrpads ist angenehm, im Sommer wird man wohl dennoch den Schweiß aus den Ohren rinnen hören.

Die Verbindung zum ausgewählten Gerät hält über eine Distanz von rund zehn Metern. Wirklich beeindruckend ist die Tatsache, dass für die Nutzung an PC oder Konsole kein Dongle nötig ist. Das Headset verbindet sich via Bluetooth schnell und unkompliziert. Bedenkt man die wenigen Anschlüsse an den diversen Konsolen, bringt das eine gewisse Freiheit mit sich, die man zu schätzen weiß. Geladen wird das Headset via USB-C. Das mitgelieferte Kabel ist leider besonders kurz ausgefallen, aber mittlerweile sollte man ausreichend solcher Kabel zu Hause rumliegen haben.

Das Pulse-3D von Sony (links) ist in etwa gleich groß und gleich schwer.
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Der Preis

Mit 99 Euro liegt das Headset im gemäßigten Mittelmaß. Es gibt günstigere Headsets, aber auch teurere. Im direkten Konsolenvergleich kostet es gleich viel wie das Pulse-3D-Wireless-Headset von Sony. Auch dort wird ein ähnlicher Raumklang geboten, der ähnlich beeindruckend klingt. Der Verzicht auf einen Dongle ist für diesen Preis jedoch alternativlos.

Fazit

Das Xbox Wireless Headset ist mit Sicherheit nicht die günstigste Variante, einen Gaming-Abend zu starten, aber als Rundumpaket weiß es zu gefallen. Es verbindet sich ohne Verzögerung mit dem ausgewählten Gerät, lässt zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten zu und ist grundsätzlich vom Tragekomfort in Ordnung. Auch die Verarbeitung und die Unterstützung von aktuellen Raumklang-Formaten ist zu begrüßen. Neben den hunderten Spielen im Game Pass wäre auch der kostenlose Support der Dolby-Atmos-App zu begrüßen, auch wenn diese bis September freigeschalten ist.

Wer ein passendes Headset für seine Xbox sucht und den Preis vielleicht damit rechtfertigen kann, dass er es ebenso am PC nutzen kann, der macht mit dem Xbox Wireless Headset nichts falsch. Ab 16. März ist es auch in Österreich für 99 Euro erhältlich. (Alexander Amon, 15.3.2021)