Durch Verzicht auf einen Wechsel zu einem günstigeren Strom- und/oder Gasanbieter lassen Haushalte in Österreich hunderte Euro pro Jahr liegen.

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Eigenartig, aber doch: Obwohl im Vorjahr wegen Corona so viele Menschen wie noch nie Zeit zu Hause verbracht und damit auch mehr Strom und Gas verbraucht haben, ist das Interesse an billigerer Energie in Österreich abgeflacht. Nur 317.000 Haushalte und Unternehmen haben im Jahr eins von Corona ihren Strom- und/oder Gaslieferanten gewechselt, gut 28.000 weniger als noch 2019.

Das geht aus dem Jahresbericht der E-Control hervor, der am Montag von den beiden Vorständen Wolfgang Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer präsentiert wurde. Letzterer scheidet kommende Woche nach zehn Jahren in leitender Funktion, fünf davon als Vorstand, aus der Regulierungsbehörde aus.

Wechsel an der E-Control-Spitze

Statt Eigenbauer wird der Kärntner Alfons Haber, zuletzt Professor für Netz- und Systemintegration an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut (Bayern), neben Urbantschitsch die E-Control leiten. Haber ist im November von Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) nach einem Hearing, an dem auch Urbantschitsch teilnahm, für diese Funktion bestimmt worden.

Knapp 240.000 Kunden sind im Berichtsjahr zu einem günstigeren Stromanbieter gewechselt (3,8 Prozent), bei Gas waren es rund 78.000, das sind 5,9 Prozent aller Kundinnen und Kunden. Im Schnitt schauten inklusive Neukundenrabatts einige Hundert Euro Ersparnis pro Jahr heraus. Zum Vergleich: Im bisherigen Rekordjahr 2019 haben in Summe 345.200 Haushalte und Unternehmen ihre Bezugsquellen geändert, die Wechselrate lag bei 4,3 (Strom) bzw. 6,0 Prozent (Gas).

Mehr Wettbewerb in Sicht

Urbantschitsch geht davon aus, dass durch weitere Produktdifferenzierungen der Wettbewerb angeheizt wird. Analog zum Mobilfunkbereich, wo rund um das Endgerät eine Vielzahl an Tarifmodellen entstanden ist, sei bei Strom Ähnliches zu erwarten. "Das Endgerät wird in dem Fall die PV-Anlage am Dach sein, der Speicher im Keller oder die Ladestation für das E-Auto in der Garage", vermutet Urbantschitsch.

Von März 2016, als Urbantschitsch und Eigenbauer an die Spitze der E-Control gerückt sind, bis heute haben sich die Strompreise in Österreich im Schnitt um knapp neun Prozent erhöht, bei Gas ist der Gesamtpreis um bis zu zwölf Prozent gesunken. Ursache der Verteuerung bei Strom seien höhere Einstands- und CO2-Preise, zu einem kleineren Teil auch die Trennung der gemeinsamen Strompreiszone mit Deutschland. Der Preisunterschied habe sich bei zwei Euro je Megawattstunde (MWh) zulasten Österreichs eingependelt.

Ökostrombelastung könnte auf 130 Euro steigen

Was die Belastung der Haushalte durch den geplanten forcierten Ausbau erneuerbarer Energien betrifft, hänge vieles von der künftigen Entwicklung der Strompreise an der Börse ab, sagte Eigenbauer. Je höher der Marktpreis, desto niedriger der Zuschussbedarf, um die geplanten 27 Milliarden Kilowattstunden an zusätzlicher Stromproduktion bis 2030 zu stemmen.

Rund eine Milliarde sind dafür pro Jahr vorgesehen, finanziert über die Stromrechnung. Im Vorjahr lag der Zuschussbedarf für Ökostrom bei 754 Millionen Euro. Das schlägt sich heuer mit 110 Euro pro Haushalt und Jahr nieder. Die Belastung könnte sich in den Folgejahren auf 130 Euro erhöhen, schätzt die E-Control. Die SPÖ macht ihre Zustimmung zum Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) von einer Deckelung bei 100 Euro abhängig. (Günther Strobl, 15.3.2021)