Eine Aufnahme einer Demonstration Ende Jänner in Wien.

Foto: Robert Newald

Zu den Tiroler Gemeinden Roppen, Haiming, Virgen und Matrei sowie dem Bezirk Schwaz gestellt sich nun auch Arzl im Pitztal: Für alle Personen, die sich in den jeweiligen Gemeinde- oder Bezirksgebieten aufgehalten haben, gilt vorerst eine Corona-Testpflicht – zumindest wenn sie die Orte verlassen wollen.

Denn Arzl im Pitztal weist derzeit eine sehr hohe Sieben-Tage-Inzidenz von 1.106 auf. Das könnte mit einer verhängnisvollen Busfahrt zusammenhängen, glaubt der grüne Klubobmann im Landtag, Gebi Mair: "Die Demo-Teilnahme der Corona-Leugner in Wien war eine der großen Ursachen, wieso es zum Ausbruch im Tiroler Oberland gekommen ist", sagte er im Ö1-"Morgenjournal" am Dienstag.

Tatsächlich hatten sich zur letzten großen Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Wien auch wieder Tiroler auf den Weg gemacht – etwa zwei vollbesetzte Busse aus dem Bezirk Imst. Der Sitz des Unternehmens, das die Busse zur Verfügung stellte, befindet sich in Arzl im Pitztal. Bei der eigentlich untersagten Demonstration in Wien war es erneut zu Zwischenfällen gekommen, die Polizei bilanzierte 42 Festnahmen, 3.000 verwaltungsrechtliche und 60 Strafanzeigen.

Singend nach Wien

In einem Video ist zu sehen, dass Personen in dem vollbesetzten Bus nicht nur keine Masken tragen, sondern auch beherzt singen – das Andreas-Hofer-Lied. Der Busunternehmer Andreas Thurner postete in den Tagen darauf Fotos, auf denen Personen am Wiener Praterstern mit einem Banner mit dem Slogan "Dem Land Tirol die Treue. Frieden, Freiheit, Souveränität" posieren. Zudem vergleicht er in einem Posting die Polizei mit der SS.

Laut der Bezirkshauptmannschaft Imst ist noch unklar, ob es zwischen den Busfahrten beziehungsweise der Demo-Teilnahme und den aktuellen Infektionszahlen einen Zusammenhang gibt. "Wir sind noch bei den Erhebungen, wer die Busreisenden waren", sagt Bezirkshauptfrau Eva Loidhold zum STANDARD. "Wir werden das in weiterer Folge mit positiven Fällen und K1-Personen abgleichen." In Arzl seien die Infektionsketten allerdings bisher ganz gut nachvollziehbar gewesen, der wesentliche Cluster sei von einer Schule ausgegangen. Ob die Busreisenden einen Nebenschauplatz darstellen und inwiefern das ganze Gebiet betroffen sei, müsse man noch erheben.

Probleme bei Contact-Tracing

Insgesamt sehe man jedenfalls ein Problem bei der Bereitschaft zur Mithilfe am Contact-Tracing: "Wir haben oft das Problem, dass Personen Kontakte nicht mehr weitergeben wollen. Das Verständnis ist endenwollend."

Organisator Thurner bestreitet die Vorwürfe; jeder Teilnehmer sei getestet gewesen, zudem sei niemand aus dem Pitztal im Bus gesessen, sagte er dem ORF Tirol. Laut eigener Aussage hat es 350 Anzeigen gehagelt. (Vanessa Gaigg, 16.3.2021)