Jede oder jeder Dritte hat den Eindruck, vom Arbeitgeber nicht als Individuum, sondern als Arbeitskraft wahrgenommen zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Befragung des österreichischen Marktforschungsinstituts Marketagent im Auftrag der Plattform Xing. In Österreich wurden 500 Beschäftigte befragt, parallel dazu 1.000 in Deutschland und 500 in der Schweiz.

Rund 36 Prozent gaben an, in ihrem aktuellen Job teilweise oder gar komplett eine Rolle zu spielen. Die große Mehrheit der Befragten (90 Prozent) lehnt dies allerdings strikt ab – für sie wäre es sehr oder eher wichtig, sie selbst sein zu können.

Hier zeigen sich jedoch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Nur knapp ein Viertel der Männer gibt an, im Arbeitsalltag völlig sie selbst sein zu können, bei den Frauen sind es fast ein Drittel. Allerdings legen Männer – laut Erhebungsergebnissen – weniger Wert auf Authentizität im Job als Frauen. Platz für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse sehen knapp die Hälfte der Befragten im Unternehmen.

Mehr Austausch

Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher sind überzeugt, ihre Potenziale voll zu entfalten, wenn sie in der Arbeit sie selbst sein können und rund 39 Prozent der Befragten suchen derzeit (teilweise) aktiv nach einem Job, in dem dies möglich ist. Knapp ein Drittel gibt an, dass die aktuelle Unternehmenskultur und Arbeitsumgebung keine individuelle Potenzialentfaltung zulässt und ein Viertel hat sogar den Eindruck, das Unternehmen würde eher auf Schwächen als auf Stärken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen.

Rund 41 Prozent der Befragten sprechen regelmäßig – etwa in Mitarbeitergesprächen – mit ihrer Führungskraft zur Förderung ihrer Talente und Potenziale. Der Wunsch, dies öfter zu tun, ist allerdings weit verbreitet und wurde von mehr als einem Drittel geäußert. Ein Viertel ist allerdings auch der Meinung, von Vorgesetzten sei es gar nicht gewollt, die eigenen Potenziale zu entfalten.

Neben der Führung werden auch persönliche Netzwerke, der Cultural Fit im Unternehmen und soziale Medien als wichtig erachtet: Rund die Hälfte gibt an, sich mit den richtigen Leuten zu vernetzen helfe bei der Entfaltung ihrer Potenziale. 42 Prozent der Befragten erachten den Cultural Fit zwischen Unternehmen und Beschäftigten als entscheidend, und rund 26 Prozent geben an, soziale Medien helfen ihnen dabei, indem sie beispielsweise Vorschläge von Unternehmen erhalten, die zu ihnen passen.

Rund ein Drittel der Beschäftigten hat das Gefühl, dass das Signalisieren von Stress am Arbeitsplatz nicht gerne gesehen wird.
Foto: imago images/Panthermedia

Tabu-Themen im Job

Rund ein Drittel der österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kann mit der sexuellen Orientierung im Joballtag beziehungsweise im Unternehmen nicht offen oder nur teilweise offen umgehen – nach wie vor gilt dies als Tabu. Und rund 42 Prozent haben das Gefühl, sich im Job nicht oder nur teilweise so kleiden zu können, wie es ihrer Persönlichkeit entspricht.

Offener ist der Arbeitsalltag allerdings für freie Meinungsäußerungen und positive Emotionen: Rund 67 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher können im Job ihre Meinung sagen, 78 Prozent können offen Freude und Spaß zeigen. Enttäuschung und negative Emotionen haben jedoch wesentlich weniger Platz und können nur von etwas mehr als der Hälfte der Befragten am Arbeitsplatz zum Ausdruck gebracht werden, rund ein Drittel hat das Gefühl, dass das Signalisieren von Stress am Arbeitsplatz nicht gerne gesehen wird. (red, 18.3.2021)