Die Donau ist als Verbindung zu den Seehäfen für den Gütertransport – vor allem bei Massengut sowie Schwerlasten – maßgeblich. Gegenüber Straße und Schiene hat der Strom aber weniger Gewicht.

Foto: viadonau / Johannes Zinner

Während dem Güterverkehr auf der Donau der Wasserstand mehr zu schaffen macht als die Pandemie, ist der Personenverkehr auf dem Fluss im vorigen Jahr völlig eingebrochen. "Erst gab es Stillstand, im Sommer waren 30 Prozent des Angebots wieder aktiv, im Herbst kam ein neuerliches Aus."

Das sagte Thomas Bogler, Vizepräsident Nautic & Technic von Viking Cruises. Er war Teilnehmer des von der Österreichischen Gesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (GSV) veranstalteten digitalen Dialogs "Nachhaltig und ohne Barrieren auf der Donau". Es sei schwer, Prognosen für die kommende Entwicklung abzugeben.

"Wir müssen erst mal sehen, wie kriegen wir wieder Gäste, insbesondere die aus Übersee", sagte Bogler. Auch viele im Gastronomiebereich des Unternehmens Tätige kämen aus Übersee, etwa aus Asien. "Die nächsten Monate werden für die Tourismusbranche sehr spannend", resümierte der Manager des Betreibers von Flusskreuzfahrten.

Hoher Strombedarf

Angesprochen auf die Umweltfreundlichkeit der eigenen Flotte, verwies Bogler auf mittlerweile verschiedene Antriebssysteme der Motoren: dieselelektrisch, hybrid, elektrisch. Es würden zudem spezielle Schiffsdiesel und Abgasbehandlungen eingesetzt, Bordkläranlagen und Abwasser-Sammeleinrichtungen eingerichtet. Für Landstrom müsse allerdings die nötige Infrastruktur vorhanden sein.

"Das ist mitten in Städten und an kleineren Liegeplätzen nicht möglich", sagte Bogler. "In 36 Stunden hat ein Schiff den gleichen Strombedarf wie ein Dreifamilienhaus das ganze Jahr." Die Donau als nach der Wolga zweitlängster Fluss Europas führt auf 350 Kilometern durch Österreich. In diesem Abschnitt passiert sie neun Schleusen.

Verzeichnete 2019 Viadonau, die österreichische Wasserstraßengesellschaft, noch 98.234 geschleuste Schiffe, den dritthöchsten Wert in den vergangenen zehn Jahren, waren es im Krisenjahr 2020 nur mehr 52.173. Das dramatische Minus ist fast ausschließlich der Kabinenschifffahrt zuzurechnen, denn die Zahl der Schiffe im Güterverkehr auf der Donau sank von 45.915 im Jahr 2019 auf lediglich 44.671 im Jahr darauf.

Zwar ist beim Gütertransport eine stetige Abnahme der Schiffseinheiten zu beobachten – von 67.114 auf 44.671 innerhalb eines Jahrzehnts –, doch habe sich die Güterschifffahrt gerade im Corona-Jahr 2020 als krisensicher erwiesen, sagte Simon Hartl, Teamleiter Transportentwicklung bei Viadonau. "Vielleicht hat die Güterschifffahrt sogar an Wertschätzung gewonnen, weil die Quarantäne nicht für die Besatzung gilt."

Augenmerk auf Schleusen

Laut dem Manager ist es "heute wichtiger denn je, sich diesen Verkehrsträger genauer anzuschauen". So etwa würde im Tourismusverkehr die Schifffahrtssaison ausgeweitet, die früher auf fünf bis sechs Monate beschränkt war und jetzt mit Themenfahrten oder Weihnachtsveranstaltungen fast das ganze Jahr über parallel zum Güterverkehr laufe.

Das habe Auswirkungen auch auf die Schleusungen, sagte Hartl. Hotspots wie Wien oder die Wachau, aber auch Oberösterreich würden deshalb abgebaut. Zudem werde auf die Schleusen großes Augenmerk gelegt: "Wir haben großes Glück, dass in Österreich überall zwei Schleusenkammern vorhanden sind, sodass immer eine in Betrieb bleiben kann", sagte Hartl.

Schleusen müssen regelmäßig saniert werden. Die Arbeiten würden, wann immer möglich, in den Wintermonaten erfolgen, wenn weniger Verkehr herrscht. Künftig würden auch in Gabčíkovo (Slowakei) und in Serbien beide Schleusenkammern in Betrieb bleiben und nicht jeweils eine als Ersatz für die andere dienen.

Niedriger Wasserstand 2018

Viadonau hält die neun Schleusen auf österreichischem Boden in Betrieb und betreut neben der Donau auch die Flüsse March und Thaya. Und: "Wir sind in der Koordinationsrolle in der EU-Donauraumstrategie", sagte der für die Transportentwicklung zuständige Viadonau-Vertreter. Darum ist das Unternehmen des österreichischen Verkehrsministeriums auch für die Fahrrinne der Donau zuständig. "Zwei Meter 50 Wassertiefe an 340 Tagen ist das Ziel", sagte Hartl.

Im Jahr 2018 herrschte große Trockenheit, der Wasserstand der Donau sank drastisch, der Schiffsverkehr war stark eingeschränkt. "Ich glaube, 2018 war ein Weckruf. Bulgarien baggert seit Jahren wieder den eigenen Abschnitt aus." Auch seitens der anderen Anrainerstaaten sei Engagement in diese Richtung festzustellen. "Mit der Eintiefung auf bayrischer Seite starten wir jetzt auf dem Abschnitt Straubing–Vilshofen." Die Umsetzung soll zwischen 2021 und 2026 erfolgen.

Weniger Gewicht

Die Donau ist als Verbindung zu den Seehäfen maßgeblich. "Nicht zuletzt wegen der Verlader in Österreich gibt es ein entsprechendes Commitment." Im rumänischen Staat habe man stets einen starken Partner gehabt, weil dort der meistbefahrene Abschnitt des Flusses liege und somit der Schifffahrt ein ähnlich hoher Stellenwert wie in Österreich, als einem Binnenland ohne Meereszugang, eingeräumt werde. "Aber die Donau hat nach Straße und Schiene weniger Gewicht", räumte Hartl ein. Dennoch sei man "auf gutem Weg, die Unterstützung aus Brüssel ist sehr hilfreich".

Stark sei der Gütertransport auf der Donau bei Massengut sowie Schwer- und Übermaßen, wobei die Zahlen bei zehn Millionen Tonnen im Jahr stagnierten. "Da spielen auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen eine Rolle", präzisierte Hartl. "Aber der High-Heavy-Bereich, wie Generatoren, ist ein vielversprechender Zweig."

Mit der Eisenbahn gibt es laut Viadonau noch wenig Zusammenarbeit: Das sei auf die Konkurrenz im Bereich Massengut und auf einen identischen Zielmarkt zurückzuführen: "Aber beim Back-up würden wir gerne mehr sehen, auch gemeinsam mit den Seehäfen", sagte Hartl. Was das Zusammenspiel zwischen Schiff und Lkw betrifft, soll es in diesem Jahr eine Initiative zum intermodalen Container-Verkehr geben. (Stefan May, 18.3.2021)