Die Finanzmarktaufsicht sieht bei einigen Aktiendeals des Investors Ronny Pecik, auch Chef der Immofinanz, genauer hin.
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Erst greift der Wiener Immobilienkonzern Immofinanz über ein Übernahmeangebot nach dem Mitbewerber S Immo. Nun wurde bekannt, dass es bei Firmenchef Ronny Pecik im September des Vorjahres an mehreren Adressen zu Hausdurchsuchungen gekommen ist. Im Raum steht der Verdacht auf Insiderhandel. Pecik war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Allerdings berichtete das Magazin Der Börsianer von einem schriftlichen Kommentar des Immofinanz-Chefs, wonach die Vorwürfe haltlos seien. Pecik führt darin an, "dass die Namensgleichheit mit seinem Sohn Ronny Pecik junior möglicherweise zu Verwirrungen führte, die in Amtshandlungen der Finanzmarktaufsicht (FMA) im September 2020 mündeten". Er habe danach umgehend Kontakt mit der Behörde aufgenommen, um die Sachlage aufzuklären und die Einstellung des Verfahrens gegen seine Person beantragt.

Keine Stellungnahme

Seitens der FMA gab es keine Stellungnahme zu dem Fall unter Berufung auf das Amtsgeheimnis bei laufenden Verfahren. Zu einer Anzeige bei der WKStA ist es allerdings bisher noch nicht gekommen, wie diese auf Anfrage bekanntgab. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Zunächst hatte Die Presse über die Hausdurchsuchungen berichtet. Demnach soll die FMA unter anderem eine Aktienplatzierung im Juli 2020, also zwei Monate nachdem Pecik die Leitung der Immofinanz übernommen hatte, genauer unter die Lupe nehmen. Bei einer Kapitalerhöhung um 15 Prozent wurde das Bezugsrecht der Aktionäre ausgeschlossen, die neuen Papiere wurden ausschließlich unter institutionellen Investoren platziert – und zwar zu einem Schnäppchenpreis unter dem Buchwert.

"Ho-ruck-Aktion"

Pecik, damals gemeinsam mit Partnern im Besitz eines Anteils von 10,7 Prozent an der Immofinanz, wollte sich an der Platzierung beteiligen. Insgesamt erlöste der Immobilienkonzern durch die Kapitalerhöhung 236 Millionen Euro. Die Anlegerschützer des IVA kritisierten damals die Megakapitalerhöhung als "nächtliche Ho-ruck-Aktion" zum "Schnäppchenpreis", die zu einer signifikanten Verwässerung für andere Aktionäre führe. Zudem wies der IVA darauf hin, dass die Immofinanz über hohe Liquidität verfüge und die Gründe für ihre Kapitalmaßnahmen "nicht nachvollziehbar" seien.

Gerüchte über einen neuerlichen Anlauf der Immofinanz zu einer Fusion mit S Immo – beide Gesellschaften waren schon wechselseitig aneinander beteiligt – machten die Runde. Zuvor waren bereits 2019 Gespräche über ein Zusammengehen auf Eis gelegt worden. Im Herbst wurde die einer Fusion wenig aufgeschlossene Führungsriege der S Immo auf der Hauptversammlung teilweise demontiert, vor wenigen Tagen erfolgte nun ein Übernahmeangebot für die S Immo.

Ob dieses bei den Aktionären auf Gegenliebe stößt, bleibt freilich abzuwarten. Der IVA kritisierte die gebotenen 18,04 Euro je S-Immo-Aktie salopp gesagt als zu knausrig. Der Substanzwert liege deutlich darüber. Allerdings ist das Angebot ohnedies daran geknüpft, dass S Immo in einer Hauptversammlung die Aufhebung des Höchststimmrechts bis 15 Prozent beschließen müsse. Daran ist die Immofinanz bereits mehrfach gescheitert.

Neuer Player

Ende Jänner hatte Pecik angekündigt, sein Immofinanz-Aktienpaket veräußern und den Chefsessel räumen zu wollen. Mit dem potenziellen Käufer betrat der Investor Aggregate Holding als neuer Player in dem Tauziehen um eine Fusion die Bühne. Inzwischen hält die dem Österreicher Günther Walcher gehörende Aggregate an S Immo mehr als zehn Prozent, nachdem Pecik sein Aktienpaket massiv verringert hatte. Zudem hat sich der Investor auch Zugriff auf die Hälfte des 10,5-prozentigen Anteils an der RPPK Immo von Pecik gesichert. Für eine Übertragung muss dessen RPPK-Partner Peter Korbacka bis Ende März zustimmen, was bisher noch nicht erfolgte.

Aggregate, das sich selbst als langfristiger Investor sieht, stuft die Wiener Immobilienunternehmen als unterbewertet ein. Dies gilt offenbar auch für CA Immo, den dritten Immobilienkonzern im Wiener Leitindex ATX. Während Großaktionär Starwood Capital seine fast 30-prozentige Beteiligung über ein Übernahmeangebot erhöhen will, erwägt Aggregate laut eigenen Aussagen, mit einem Gegenangebot für CA Immo in den Ring zu steigen. (Alexander Hahn, 16.3.2021)