Etwa gleich viele Frauen und Männer befanden sich im Corona-Jahr in der stillen Reserve. Sie sind war nicht arbeitslos gemeldet, aber ein Arbeitswunsch besteht.

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Wien – Fast 155.000 Personen sind in Österreich zwar nicht arbeitslos gemeldet, wären aber innerhalb von zwei Wochen für eine Arbeitsaufnahme verfügbar. Die sogenannte "stille Arbeitsmarktreserve" stieg im Corona-Jahr um 52 Prozent. In der Reserve befanden sich vergangenes Jahr etwa gleich viele Frauen (77.800) wie Männer (77.000), geht aus aktuellen Zahlen der Statistik Austria hervor.

Bei der "stillen Arbeitsmarktreserve" sieht man besonders stark die Auswirkungen des ersten Lockdowns im Frühjahr, der Erholung im Sommer und des erneuten Lockdowns im Herbst und Winter. Im zweiten Quartal hatte sich die "stille Reserve" laut Statistik Austria im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (+116,5 Prozent). Im dritten Quartal lag sie "nur" um 17,5 Prozent über dem Vorjahresniveau, im vierten Quartal dann wieder um 80,3 Prozent.

Arbeitsstunden eingebrochen

"Im Corona-Jahr ist der Rückgang der Beschäftigungszahlen wesentlich geringer ausgefallen als der von geleisteten Arbeitsstunden, die regelrecht eingebrochen sind", meint Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung. "Dabei hat die Kurzarbeit ihre Wirkung gezeigt." Das Arbeitsvolumen (geleistete Arbeitsstunden) ging von 7,13 Milliarden Stunden (2019) auf 6,48 Milliarden Stunden (2020) zurück.

Wer gehört zur stillen Reserve? Es handelt sich dabei um keine homogene Gruppe – zu ihr zählen Pensionisten ebenso wie Studenten und Eltern, die ihre Kinder betreuen. Der Definition zufolge gehört dazu, wer nicht erwerbstätig ist, grundsätzlich gerne arbeiten würde, aber nicht aktiv nach Arbeit sucht oder nicht kurzfristig mit einer Erwerbstätigkeit beginnen könnte. Diese Daten werden bei der Mikrozensus-Befragung erhoben.

Leichter Rückgang bei Arbeitslosenzahlen

Die Öffnungsschritte im Handel und bei körpernahen Dienstleistungen von Anfang Februar wirken sich weiter positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Derzeit sind 393.500 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet und 75.000 in Schulungen. Das ist ein Rückgang zur Vorwoche um 12.200 arbeitslose Personen. Die Zahl der Arbeitslosen (ohne Schulungen) liege damit erstmals wieder unter 400.000, verkündete Arbeitsminister Martin Kocher am Dienstag.

Weiters gibt es rund 480.000 Voranmeldungen zur Kurzarbeit, diese Zahl blieb gegenüber der Vorwoche konstant. "Der leicht positive Trend am Arbeitsmarkt in Österreich setzt sich weiter fort", so der Arbeitsminister. Mitte Jänner war die Arbeitslosigkeit mit 533.000 Personen am höchsten, seither sinken die Zahlen im Wochenvergleich. Der Arbeitsmarkt sei derzeit zweigeteilt zwischen geschlossenen Branchen wie Gastronomie und Hotellerie und der Industrie, die teilweise floriere, sagte Kocher. Er erwarte eine weitere Erholung, wenn es nicht zu einem neuerlichen Lockdown komme.

Kocher optimistisch

In einem positiven Szenario mit steigenden Impfzahlen und sinkenden Neuinfektionszahlen sowie weiteren Öffnungsschritten erwartet der Arbeitsminister, dass die Arbeitslosenzahl im Sommer zwischen 330.000 und 350.000 liegen wird. Auch die Zahl der Menschen in Kurzarbeit könne durch weitere Öffnungsschritte bis zum Sommer auf rund 100.000 zurückgehen, so Kocher. Wenn die Corona-Krise – etwa durch Verzögerungen bei den Impfungen – noch länger andauere, würde sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt nach hinten verschieben. "Eine Erleichterung am Arbeitsmarkt wird es auf jeden Fall geben im Laufe der nächsten Monate", sagte der Arbeitsminister. (APA, red, 17.3.2021)