Studierende bei Protesten in Budapest.

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Budapest – Nach der Übernahme der Budapester Universität für Theater- und Filmkunst (SZFE) durch eine regierungsnahe Stiftung können rund 150 Studenten ihr Studium in vier europäischen Ländern, darunter Österreich, abschließen. So will etwa auch das Mozarteum in Salzburg ungarische Studenten aufnehmen, wie die Studentenvertretung der SZFE am Mittwoch in Budapest mitteilte.

Weitere Standorte des Diplomanden-Rettungsprogramms "Emergency Exit" sind die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg, die Accademia Teatro Dimitri im Schweizer Kanton Tessin, die Warschauer Universität für Darstellende Künste und die Puppenspiel-Fakultät im polnischen Bialystok. Die in Ungarn erzielten Studienergebnisse werden anerkannt.

Autonomie abgeschafft

Die Regierung des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban hatte im vergangenen September die Autonomie der Theater- und Filmuniversität abgeschafft. Die Leitung der Universität hatte sie an eine Stiftung übertragen, deren Kuratorium ausschließlich mit regierungstreuen Personen besetzt ist. Studenten und Lehrkräfte nahmen dies nicht hin und besetzten die Gebäude der Universität. Wegen der Corona-Pandemie mussten sie diese jedoch nach zwei Monaten räumen.

Die Regierung begründete die Übernahme der Universität mit der Notwendigkeit eines "Modellwechsels". Kritiker sprechen von einem Versuch, der Schauspiel- und Filmausbildung in Ungarn eine nationalistische und klerikale Ausrichtung zu geben.

Inzwischen haben die meisten Lehrkräfte von Rang ihre Professuren und Lehraufträge an der SZFE gekündigt. Das Kuratorium plant, den Lehrbetrieb an neuen Standorten wieder aufzunehmen. Es stellte neue Lehrkräfte ein, von denen sich viele bisher als linientreue Mitarbeiter der Staatsmedien hervorgetan hatten. Noch ist nicht klar, wen sie unterrichten werden – die überwiegende Mehrheit der Studenten unterstützte die Besetzung der Uni. (APA, 17.3.2021)