Zwei Frauen demonstrierten in Kalifornien am Mittwoch gegen Gewalt an asiatischstämmigen US-Bürgern.

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Einer der Massagesalons in Georgia, in denen der 21-Jährige Schüsse abgegeben haben soll.

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Einen Tag nachdem ein 21-Jähriger acht Menschen im US-Bundesstaat Georgia in Massagesalons erschossen haben soll, wurde er wegen Mordes angeklagt. Die Ermittler teilten mit, dass der Verdächtige gestanden habe, in drei asiatischen Spas getötet zu haben– unter seinen Opfern sind sieben Frauen, davon sechs Asiatinnen.

Noch bevor Informationen zur Vernehmung des Mannes an die Medien kamen, wurde in der Öffentlichkeit über ein erneutes Hassverbrechen gegen US-Bürger asiatischer Herkunft spekuliert. Die verbalen und körperlichen Attacken gegen Menschen aus dieser Bevölkerungsgruppe haben während der Pandemie in den USA zugenommen, wie Behörden berichten. Dazu beigetragen hat sicher auch die Rhetorik des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der im Zusammenhang mit dem Coronavirus kontinuierlich vom "China-Virus" gesprochen hat. Die Organisation "Stop AAPI Hate" veröffentlichte erst am Dienstag einen Bericht, in dem sie von fast 3.800 Übergriffen seit Pandemiebeginn spricht, mehr als 500 davon im heurigen Jahr.

Rassismus bestritten

Doch obwohl die Ermittler bei den Attacken auf die Frauen in Georgia ein rassistisches Motiv noch immer nicht ausschließen, bestreitet der 21-jährige Weiße aus einem Vorort Atlantas ein solches. Der gläubige Christ erzählte den Polizisten von seiner "Sexsucht" und dass er die Massagesalons als Ventil für etwas gesehen habe, das "er nicht tun solle", sagte Jay Baker vom ermittelnden Sheriff-Büro des Cherokee County: "Er wollte damit die Versuchung eliminieren", sagte er und sprach außerdem davon, dass der Schütze "einen schlechten Tag" gehabt habe.

Baker selbst geriet nun in öffentliche Kritik, nachdem Screenshots seines Social-Media-Accounts aufgetaucht waren. Darauf zu sehen sind Fotos von Pullis, die der Polizist geteilt haben soll. Die Kleidungsstücke tragen die Aufschrift: "Covid 19. Imported Virus from Chy-Na."

Der Tweet, um den es geht.

Politiker und Behördenvertreter in den USA wollen nicht ignorieren, dass die meisten Getöteten asiatischer Herkunft waren. "Rassistisch motivierte Gewalt sollte auch so genannt werden, und wir müssen aufhören, dafür Entschuldigungen zu finden und sie als Existenzangst oder Sexsucht umzuetikettieren", sagte etwa die demokratische Abgeordnete Marilyn Strickland im Kongress am Mittwoch. "Als schwarze und koreanischstämmige Frau weiß ich genau, wie es sich anfühlt, bloßgestellt oder ignoriert zu werden."

Reaktion aus Washington

Auch US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris meldeten sich zu dem Verbrechen zu Wort. Laut Biden muss man zuerst abwarten, welches Motiv der Täter tatsächlich gehabt habe, aber er zeigte sich "sehr, sehr besorgt" über die Brutalität gegenüber asiatischstämmigen US-Bürgern in den vergangenen Monaten.

Harris sprach von dem größeren Thema, "nämlich der Gewalt in unserem Land und dass wir diese niemals tolerieren dürfen und uns immer dagegen aussprechen müssen". Sie erklärte sich mit der asiatischstämmigen Gemeinschaft solidarisch. Seit mehreren Monaten protestieren Menschen in den ganzen USA gegen rassistische Übergriffe auf asiatischstämmige US-Bürgerinnen und -Bürger.

Der verdächtige Schütze befindet sich ohne Kaution in Haft und wird am Donnerstag via Zoom zum ersten Mal dem Richter vorgeführt. (bbl, 18.3.2021)