Die Verwirrung rund um Altbaumieten haben manche als Geschäftsmodell entdeckt.

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Nur weil im Mietvertrag einer Altbauwohnung eine bestimmte Miethöhe steht, heißt das nicht, dass diese auch verlangt werden darf. Denn die Miete im Altbau – das sind Häuser, die vor 1953 errichtet wurden – unterliegt dem Richtwert. In Wien liegt dieser aktuell bei 5,81 Euro pro Quadratmeter, allerdings kommen häufig noch diverse Zuschläge dazu.

So weit, so kompliziert. In den letzten Jahren haben Unternehmen die Verwirrung rund um Altbaumieten als Geschäftsmodell entdeckt. Prozessfinanzierer bieten Mieterinnen und Mietern an, die zu viel bezahlte Miete für sie vor Gericht zu erstreiten. Sie übernehmen das Prozessrisiko und verlangen eine Erfolgsprovision.

Noch höhere Summe

Der Prozessfinanzierer Miete Runter hatte erst vor wenigen Tagen einen Erfolg vor der Schlichtungsstelle zu vermelden: Diese stellte fest, dass eine Mieterin insgesamt 75.000 Euro (!) zu viel bezahlt hat. Die Betroffene bezahlte für ihre 108 Quadratmeter große Altbauwohnung im zehnten Bezirk über zehn Jahre hinweg monatlich gut 600 Euro zu viel. Nach ihrem Auszug beauftragte sie den Prozessfinanzierer.

Dieser verlangt normalerweise eine Erfolgsprovision von 36 Prozent, in dem Fall wurde aber eine "Sonderkondition" vereinbart, die nicht verraten wird. Der Fall wird vor Gericht landen. Wie viel die Frau am Ende zurückbekommt, steht also nicht fest. Philipp Huller von Miete Runter rechnet aber wegen Verzinsung mit einer noch höheren Summe.

Anfang des Jahres berichtete auch der Prozessfinanzierer Günstiger Wohnen GmbH von 42.000 Euro an zu viel bezahlter Miete, die zurückerstattet werden muss. Der betroffene Mieter hatte für seine Wohnung im zehnten Bezirk acht Jahre lang rund 430 Euro pro Monat zu viel bezahlt.

Viele, viele Prozessfinanzierer

Häufig würden Betroffene von Bekannten darauf aufmerksam gemacht, dass sie zu viel zahlen, berichtet Philipp Huller. Im Fall der erwähnten Mieterin habe es sogar ein Vertrauensverhältnis mit der Vermieterin gegeben. Das dürfte vorbei sein.

Allerdings stehen auch die vielen, vielen Prozessfinanzierer immer wieder in der Kritik. Von Mieterschützern werden ihnen Haustürgeschäfte vorgeworfen, aber auch, dass sie die Stimmung im Haus vergiften. Das weisen diese von sich. Wer befürchtet, zu viel Miete zu bezahlen, kann sich auch an Mieterschutzorganisationen wenden – oder selbst vor die Schlichtungsstelle ziehen. (zof, 18.3.2021)