Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten im Homeoffice vor der Zusammenarbeitskamera viel gelernt. (Ich rede nicht vom legendären unbedeckten Popsch, weil die Kamera doch noch an ist, wir befinden uns ja längst on a higher level): Gerade sitzen, sich kurz fassen und dabei möglichst wenig fuchteln. Die virtuelle Hand heben und geduldig auf Gerufenwerden warten. Nicht auf ein Ausdiskutieren pochen, sondern es meistens einfach gut sein lassen. Den Drang zur übersprungshandelnden Erleichterung an sich selbst entlarven und sein lassen (sich an den Kopf greifen, Nüsse essen beim Meeting). Nicht mit dem Gesichtsausdruck "schon wieder" in das kleine schwarze Löchlein blicken, sondern sich von den nach hinten gezogenen Schläfen her entspannt und aufnahmebereit zur Verfügung stellen. Bravo, alles gut so!

Dass erzwungenes Homeoffice vor der Kamera dennoch vielfach eine Peinigung ist, zeigt die unablässige Flut an guten Tipps, wie man damit besser zurechtkommt.
Foto: imago images/Westend61

Dass erzwungenes Homeoffice vor der Kamera dennoch vielfach eine Peinigung ist, zeigt die unablässige Flut an guten Tipps, wie man damit besser zurechtkommt. Ja, zu Hause zu arbeiten ist auch ein Privileg, das viele gar nicht genießen dürfen – aber die eigenen Zahnschmerzen werden ja auch nicht weniger, nur weil sich der Nachbar das Bein gebrochen hat, wie Kolleginnen im Spiegel das kürzlich schrieben. Sie haben einen ganz speziellen Tipp für das Kameraleben im Homeoffice parat – gegen den verständlichen, aber in der Resonanz unguten Habitus, mittlerweile eher grantig und verrunzelt in die Kamera zu schauen:

Klebe dir ein Bild hinter die Computerkamera, das du liebst und das dich zum Lächeln bringt, wenn du es anblickst – ein Kind, ein Tier oder irgendwas. Geht das nicht, dann wenigstens ein Post-it über deine Kachel da unten, dann siehst du dich selbst nicht. (Karin Bauer, 19.3.2021)