Möglich, dass im Schiederweiher bald das Campinggeschirr gewaschen wird. Gegen die Luxusherberge für Frischluftfanatiker laufen tausende Bürger Sturm.

Oskar Lehner

Linz – Zieht es die Massen in den kleinen Ort Hinterstoder, so hat dies zumeist zwei Gründe: Entweder es macht der Skiweltcup Station, und die Brettlhelden jagen über die Hannes-Trinkl-Strecke; oder es zieht ein malerisches Seitental die Ausflügler in seinen Bann. Vorbei am Schiederweiher, 2018 immerhin zum schönsten Platz Österreichs erkoren, führt der Weg in die Polsterlucke. Beim Polsterstüberl scheiden sich meist die Geister: Die einen bleiben angesichts der selbstgemachten Mehlspeisen, die anderen ziehen weiter in Richtung Großer Priel und Spitzmauer.

Doch der jüngste Akt im Naturschauspiel ist nicht gerade von Harmonie geprägt. Auf dem Areal der ehemaligen Peham-Villa am südlichen Eingang zur Polsterlucke soll ein Luxus-Campingresort entstehen. Eine private Investorengruppe plant die Errichtung von 93 Premiumstellplätzen, zwei Chalets, zehn Premiumhotelsuiten und vier Campingfässern, Gastrobereich, Minimarkt und Außenpool.

Kommunale Nähe

Wobei die privaten Investoren durchaus eine Nähe zur Gemeinde haben. Das 22.000 Quadratmeter große Areal – 3.000 Quadratmeter davon sollen verbaut werden – war bis vor kurzem indirekt über eine Gesellschaft im Besitz der Gemeinde. Dann wurde das Gebiet vonseiten der Gemeinde um zwei Millionen Euro veräußert – an eine neu gegründete Campingplatz GmbH, deren Geschäftsführer ein ÖVP-Gemeinderat ist.

Spannend auch der Weg zur heute freien Baufläche: In der Nacht vom 6. auf den 7. September 2015 ging die denkmalgeschützte Villa Peham in Flammen auf. Just zu einem Zeitpunkt, als die örtliche Feuerwehr auf Betriebsausflug war. Die kriminaltechnische Untersuchung ergab eindeutig Brandstiftung. Im November ließ Bürgermeister Helmut Wallner (ÖVP) die Bagger auffahren und die schwerbeschädigte Villa abreißen. Auf einen Anruf beim Denkmalamt verzichtete man.

Heikle Abrissbirne

"Bitte, es war Gefahr im Verzug. Da habe ich nicht an das Denkmalamt gedacht", rechtfertigt sich Wallner heute im STANDARD-Gespräch.

Für die zahlreichen Gegner des Campingprojekts, über 7.000 haben innerhalb weniger Tage eine Onlinepetition unterschrieben, ist der heikle Abriss wohl eines der schärfsten Druckmittel. Hinzu kommt, dass man es vonseiten der Gemeinde offensichtlich verabsäumt hat, für Parkflächen nahe dem Peham-Grundstück entsprechende Bewilligungen einzuholen.

Auf dieser "illegalen" Parkfläche versammeln sich an diesem sonnigen Wintertag die Vertreter der Bürgerinitiativen zu einem Lokalaugenschein. Für Karin Zörrer-Zeiner, Initiatorin der Onlinepetition "Rettet das Hintere Stodertal", droht der Overtourismus in einer sensiblen Naturlandschaft: "Hinterstoder ist eine Gemeinde mit knapp 1.000 Einwohnern und 172.000 Übernachtungen aus dem Tourismus. Die Menschen kommen, weil sie die Natur- und Kulturlandschaft mögen und die Ruhe schätzen. Und jetzt bauen wir alles zu."

Gegen Wildpinkler

Ein Luxus-Campingresort an dem besagten Standort sei "ein völliger Irrsinn", ist man sich unter den Gegnern einig. Und wenn schon, gebe es "bessere Standorte, etwa nahe der Ortseinfahrt", so Zörrer-Zeiner. Vor allem die unmittelbaren Anrainer, darunter auch Carl Herzog von Württemberg, werfen dem Bürgermeister mangelnde Transparenz vor. Informationen seien spärlich bis gar nicht geflossen.

Wallner weist das zurück: "An alle gesetzlich vorgeschriebenen Veröffentlichungen haben wir uns gehalten. Aber ich will ein friedliches Miteinander in der Gemeinde, und wir werden daher einen Mediator beauftragen."

Wallner betont, dass die Gemeinde nicht Bauherr sei: "Mir ist das blunzenwurscht, ob ein Campingplatz hinkommt oder nicht. Aber es hätte auch ein großes Hotel werden können – was wir als Gemeinde verhindert haben." Nachsatz: "Ein sauberer Campingplatz ist mir lieber als die Wildcamper, die überall hinschiffen und alles vollscheißen." (Markus Rohrhofer, 19.3.2021)