Am Montag werden Regierung, Experten, Opposition und Landeshauptleute über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten.

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Wien – Am Montag werden Regierung, Experten, Opposition und Landeshauptleute über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten. Wurden zuvor Lockerungen rund um die Osterfeiertage und eine Öffnung der Schanigärten in Aussicht gestellt, deutet am Sonntag alles auf Verschärfung der Maßnahmen hin – zumindest in stark betroffenen Regionen wie Wien und Niederösterreich.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) verwies am Sonntag erneut auf die dritte Welle, in der sich Österreich und etliche EU-Staaten mittlerweile befinden. Weil im Vergleich zum Herbst das Infektionsgeschehen stark von der "ansteckenderen und dynamischeren" britischen Variante dominiert ist, plädierte Anschober für eine Verschärfung der Maßnahmen. Allerdings regional, da sich die Infektionszahlen und Situation in den Intensivstationen österreichweit sehr unterschiedlich präsentieren. "Die Situation in vielen Intensivstationen wird dramatisch, wenn nicht sehr rasch in den hauptbetroffenen Regionen effektive Gegenmaßnahmen gesetzt werden. Wir müssen den Mut haben, die Notbremse zu ziehen", sagt Anschober.

In Niederösterreich etwa sei der Höchststand im vergangenen Herbst bei 115 Patienten gelegen, "heute werden 80 schwer an Covid-Erkrankte in Intensivstationen (ICU) betreut". Wien, das immer auch Behandlungszentrum für weite Teile Ostösterreichs sei, melde mittlerweile 152 Covid-Patienten in Intensivbehandlung – im Herbst lag der Höchststand bei 162, so der Minister. Es dürfe zu keinem Kollaps der Intensivstationen kommen: "Harte Triagen dürfen in Österreich niemals Wirklichkeit werden", sagte Anschober. In einzelnen Regionen erinnere die Lage nicht nur an den Herbst, sondern sie "könnte sogar dramatischer werden, wenn kein ausreichendes Gegensteuern beschlossen werden würde".

Zuwachs bei intensivmedizinischen Behandlungen

Anschober verwies auch darauf, dass am Sonntag insgesamt 410 schwer erkrankte Covid-Patientinnen intensivmedizinisch behandelt werden mussten – "das sind 16 mehr als gestern". In der vergangenen Woche bedeute das einen weiteren Zuwachs von rund 14 Prozent. "Die Prognose geht von einem weiteren Zuwachs bis Monatsende auf 515 ICU-Patientinnen und -Patienten aus. Der sogenannte Bremsweg, die Zeitdauer der Wirksamkeit von gesetzten Maßnahmen auf den Belag in den Intensivstationen, wird auf fast drei Wochen geschätzt."

Die Ausbreitung der britischen Variante (B.1.1.7.) liege im Burgenland bereits bei 95 Prozent, in Kärnten bei 84 Prozent, in Wien bei 80 Prozent und in Niederösterreich bei 75 Prozent. Im österreichischen Durchschnitt habe sie einen Anteil von bereits 74 Prozent, so Anschober.

Auch verwies der Minister auf "die aktuelle Diskussion in Deutschland, das ebenfalls Zuwächse aufweist, aber im Bundesschnitt nicht einmal die Hälfte der Sieben-Tage-Inzidenz Österreichs aufweist". Dennoch würden dort nun "vielfach wegen der Zuwächse Verschärfungen eingefordert, über die morgen entschieden werden soll".

Rendi-Wagner warnt vor Lockerungen

Am Tag vor den Beratungen forderte die Opposition die Regierung zu raschem Handeln auf. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sprach sich gegen jegliche Lockerungen aus und warnte vor einem "Kollaps der Intensivstationen". "Weitere Lockerungen halte ich für ausgeschlossen. Das wäre Öl ins Feuer gießen", sagte sie. Regionale Maßnahmen (wie seitens der Regierungsspitze angedeutet) seien wichtig, aber sie allein werden nicht ausreichen, um den Anstieg in ganz Österreich einzubremsen." Je länger man warte, desto schwieriger und langwieriger werde es gegenzusteuern. "Diese Wahrheit ist den Menschen zumutbar. Die Regierung sollte ehrlich sein und deutlich sagen, wie schwierig die Situation ist."

FPÖ-Chef Norbert Hofer lehnt einen Lockdown zwar weiterhin ab, zeigte sich aber für "jede Form der Zusammenarbeit" bereit, "die Österreich schneller aus der Krise führen kann. Ich befürchte jedoch, dass ein weiterer Lockdown nicht zum erhofften Ergebnis führen wird", sagte er. Es sei "jede Anstrengung zu unternehmen, damit die vom Bundeskanzler versprochenen Impfdosen ohne weitere Verzögerung an jene Menschen verabreicht werden können, die sich impfen lassen wollen."

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger plädierte für Tests und "differenziertere Maßnahmen" als bisher. "'Alles auf' oder 'Alles zu' ist nach einem Jahr jedenfalls nicht mehr der Weg, der dazu führt, dass eine Balance zwischen Gesundheit – auch der psychischen –, Wirtschaft und Gesellschaft gefunden wird." Die "Schlüssel" zur Freiheit sieht Meinl-Reisinger im "rascher Impfen und Testen".

Hacker weiterhin für offene Schanigärten

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hält indes an einer Öffnung der Schanigärten Ende März fest. Im Interview mit der "Presse" sagte er: " Ich bleibe dabei und halte es für machbar, Schanigärten ab Ende März zu öffnen. Wir können von der Bevölkerung nicht verlangen, monatelang eingesperrt zu bleiben, wir müssen ihr Möglichkeiten bieten, sich unter freiem Himmel zu treffen. Mir ist lieber, sie machen das in einem regulierten Umfeld als in einem nicht regulierten, denn treffen werden sie sich ohnehin. Ich rede ja nicht von einer vollbesetzten Oper, das ist derzeit undenkbar." (APA, red, etom, 21.3.2021)