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Yangon – Bei Protesten gegen die Militärjunta in Myanmar sind auch am Wochenende erneut zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. In Monywa wurden am Sonntag ein Mann getötet und mindestens zwei weitere Menschen verletzt, wie zwei Augenzeugen berichteten. "Sie setzten Betäubungsgranaten und Tränengas ein", sagte ein Anwohner einem AFP-Reporter. Der Mann sei von einem Geschoß am Kopf getroffen worden und auf der Stelle tot gewesen.

Trotz der Brutalität der Sicherheitskräfte gingen auch am Sonntag wieder Tausende in dem südostasiatischen Land auf die Straße. In vielen Städten des Landes veranstalteten die Menschen Proteste bei Kerzenlicht. Laut einer Auflistung in sozialen Medien fanden über Nacht fast 20 Proteste statt, von der Großstadt Yangon bis zu kleinen Gemeinden in Kachin im Norden und der südlichsten Stadt Kawthaung. In Yangon griffen die Sicherheitskräfte rasch ein. "Sie benutzen Blendgranaten", schrieb ein Nutzer auf Facebook.

Schutzhelme gegen Polizeigewalt

In Mandalay zogen zahlreiche Krankenhausmitarbeiter am Sonntag in der Früh durch die Straßen. Um sich vor möglicher Gewalt durch die Sicherheitskräfte zu schützen, trugen die Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern Schutzhelme. Einige von ihnen hielten Plakate mit dem Bild der von der Junta abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi in die Höhe. An einigen Orten gesellten sich buddhistische Mönche mit Kerzen zu den Protestierenden. Einige Demonstranten formten den Drei-Finger-Protestgruß aus Kerzen.

Zentrum der Proteste ist die Handelsmetropole und frühere Hauptstadt Yangon. Obwohl die Junta dort das Kriegsrecht verhängt hat, halten die Proteste weiter an. Die Protestbewegung werde nicht aufgeben, schrieb die bekannte Aktivistin Ei Thinzar Maung in einem mit dem Hastag #SpringRevolution versehenen Twitter-Beitrag. "Wir sind zum Sieg geboren."

In Yangon fand am Sonntag auch eine Beerdigungszeremonie für einen 26-Jährigen statt, der am Samstag in Haft gestorben war. Er war am Tag zuvor bei einem Protest angeschossen und festgenommen worden. Die Mutter des jungen Mannes weinte bei der Trauerfeier über dem Sarg und sagte, ihr Sohn sei in ihren Augen noch ein Kind gewesen. "Ich bin wirklich stolz auf das, was du für die Demokratie und dieses Land getan hast", sagte sie.

Kaputte Familien

"Ich werde niemals aufgeben. Wir haben versprochen, dass ihr Tod nicht umsonst war", sagte ein Anwohner der Deutschen Presse-Agentur bei der Beisetzung von zwei Opfern in Yangon. "Wir sind gekommen, um den Helden unseres Viertels Respekt zu zollen. Sie haben ihr Leben für Gerechtigkeit und Freiheit unseres Volkes geopfert."

Mehrere Medien berichteten, bei den jüngsten Demonstrationen in Yangon sei ein 15-jähriger Schüler durch einen Kopfschuss von Soldaten getötet worden. "Das sind keine Soldaten oder Polizisten mehr, das sind Terroristen", sagte ein Demonstrant der dpa. Sicherheitskräfte hätten Autos angehalten und die Insassen gezwungen, sich auf den Boden zu werfen. "Sie versuchen, uns unsere Würde zu nehmen."

In der zentralen Stadt Pakkoku wurde derweil eine 38-Jährige beigesetzt, die am Wochenende ebenfalls getötet worden war. Der Sarg der dreifachen Mutter Mar La Win war in die rote Flagge der Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Suu Kyi gehüllt. "Unsere Familie ist jetzt kaputt", sagte ihr Witwer Myint Swe.

Armeeputsch

Das Militär hatte nach dem Putsch vom 1. Februar im früheren Birma die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Gewahrsam genommen und einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt. Die Demonstranten fordern die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung. Die 75-Jährige hatte die Parlamentswahl im November klar gewonnen. In den vergangenen Jahren stand sie an der Spitze einer Regierung, an der auch das Militär mit Ministerposten beteiligt war. (APA, 21.3.2021)