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Der lange Lockdown schlägt vielen Deutschen aufs Gemüt. Es gibt wieder wie hier in Kassel mehr Demos gegen die Corona-Politik.

Foto: THILO SCHMUELGEN / Reuters

Berlin – Es waren durchaus neidvolle Blicke, die die Deutschen in den vergangenen Wochen gen Österreich geworfen haben. Während man in Österreich schon wieder shoppen konnte, war in Deutschland allenfalls einkaufen mit zuvor vereinbartem Termin möglich.

Das sollte sich so bald auch nicht ändern, wenn es nach der deutschen Kanzlerin Angela Merkel geht. Zum 20. Mal seit dem Beginn der Pandemie traf sie sich am Montag mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der 16 Bundesländern, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Merkel ging in die Beratungen, die bis in die Abendstunden dauern sollten, mit einem konkreten Datum: Statt zu lockern, soll der Lockdown bis zum 18. April verlängert werden.

Grund dafür: die in der vergangenen Woche stark gestiegene Zahl der Neuinfektionen. So war die Sieben-Tage-Inzidenz auf 107 geklettert, was allerdings noch deutlich unter dem Wert in Österreich (240) liegt. In dem Beschlusspapier hieß es am Montag, dass die Zahl der Neuinfektionen ohne deutlich einschränkende Maßnahmen so schnell steigen werde, "dass bereits im April eine Überlastung des Gesundheitswesens wahrscheinlich ist".

Kritik an Mallorca-Entscheidung

Bei den Beratungen ging es auch um Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen zu Ostern. Für Kritik hatte vorab die Entscheidung der Regierung gesorgt, die spanische Insel Mallorca von der Liste der Risikogebiete zu streichen. Daraufhin waren die Buchungen für Osterurlaub auf der Lieblingsinsel der Deutschen sprunghaft angestiegen.

Mit einigem Unmut beobachten dies die beiden Regierungschefs von Niedersachsen (Stephan Weil, SPD) und von Mecklenburg-Vorpommern (Manuela Schwesig, SPD). In ihren Bundesländern liegen die Küsten von Nord- und Ostsee. Dorthin fahren traditionell sehr viele Deutsche auf Osterurlaub, was bisher aber nicht möglich war. Weil und Schwesig plädierten für "kontaktarmen" Urlaub, zumindest in Ferienwohnungen.

Der lange Lockdown sorgt nun auch in Deutschland wieder für mehr Demonstrationen gegen die Corona-Politik der Bundesregierung. Im nordhessischen Kassel waren am Wochenende mehr als zehntausend Menschen einem Aufruf der Querdenker-Bewegung gefolgt. Entgegen den gerichtlich bestätigten Auflagen der Stadt versammelten sich Menschen in der Innenstadt und formierten sich zu einem ebenfalls verbotenen Demonstrationszug. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein.

Diskussion um Maskendeal

Für Diskussionen sorgt in Deutschland derzeit außerdem ein weiterer Maskendeal. Laut Spiegel hat die Burda GmbH während der ersten Corona-Welle mehr als eine halbe Million FFP2-Masken an das deutsche Bundesgesundheitsministerium verkauft.

Die Burda-Repräsentanz in Berlin wird von Daniel Funke geleitet, er ist der Ehemann des deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU). Gemäß Spiegel könnte der Deal "Interessenkonflikte bergen".

Das Ministerium erklärte, der Vertrag sei "nach Angebotseingang nach einem Standardisierten Verfahren zu marktüblichen Preisen geschlossen und abgewickelt worden". Laut Burda ist Funke nicht über die Transaktion informiert oder in sie involviert gewesen. (Birgit Baumann aus Berlin, 22.3.2021)