Man dachte, es würde bald frühlingshaft und locker. Immerhin: Es ist Ende März. Man braucht den Sonnenschein. Man braucht den Flug des ersten Schmetterlings und das Aufbrechen hellgrüner Knospen. Etwas weniger romantisch: Man braucht das Auffüllen der im Lockdown geleerten Vitamin-D-Depots.

Man dachte also, es wäre bald so weit, es wurde aber wie Game of Thrones, in jeder Hinsicht. Schneegestöber und Eishagel im Innen und Außen, die Stimmung und die Umgebung stimmten sich aufeinander ab. Es wurde trübselig. Ach, nein: Es blieb trübselig. In Schneewehen hingen bunte Ostereier traurig auf vereisten Zweiglein. In den Alleen wanderten mit zwei Meter Abstand verfrorene Menschen, die sich treffen wollten, die Picknickdecke vergeblich unter den Arm geklemmt. Das durfte man sich nicht gefallen lassen. So konnte es nicht weitergehen. Widerstand war gefragt.

Rebellion und Demonstrationen! Schon bei Corona-Demos hatte sich ja der Erfolg des Dagegenseins durchschlagend eingestellt. Wie auch bei einem Virus hilft das gegen Kälte ungemein. Die Perchten sind wohl die Schutzheiligen beider Umzüge. Einmal kräftig gebitzelt, und schon hat Corona sich vor lauter Einschüchterung ein wenig mehr zurückgezogen.

Genügend Geschrei und Gepoltere sollten also auch hier ausreichen: Nieder mit dem Winter! Der geht wenigstens im Gegensatz zum Virus von allein. (Julya Rabinowich, 22.3.2021)