In der Nacht und in den Morgenstunden sicherte die Polizei Spuren am Tatort (Symbolbild).

Foto: APA / Lukas Huter

Salzburg – In der Nacht auf Montag soll ein 26-jähriger Serbe im Salzburger Stadtteil Schallmoos seine 22-jährige Ehefrau, die getrennt von ihm lebte und mit der er zwei Kinder hat, mit mehreren Messerstichen getötet haben. Gegen den Mann bestand bereits seit Dezember 2020 ein Betretungs- und Annäherungsverbot wegen fortgesetzter Gewaltausübung.

Die beiden gemeinsamen Kinder schliefen in der Wohnung, in der die Tat geschah, und dürften laut Ermittlungen nichts von dieser mitbekommen haben, heißt es vonseiten der Polizei Salzburg. Nach der Tat versteckte der Mann die Leiche der 22-jährigen Rumänin in der Bettlade einer Couch. Er rief ein Kindermädchen, das auf die Kinder im Alter von sieben Monate und drei Jahre aufpasste. Anschließend fuhr er zur Polizeiinspektion am Salzburger Hauptbahnhof, stellte sich der Polizei und gestand die Tat. Er wurde wegen des Verdachts des Mordes festgenommen.

Bei seiner Einvernahme zeigte sich der 26-Jährige umfassend geständig. Es sei zum Streit wegen der bevorstehenden Scheidung gekommen. Daraufhin dürfte er mit einem Küchenmesser auf seine von ihm getrennt lebende Ehefrau losgegangen sein. Die Leiche wies mehrere Stiche im Oberkörper und am Hals auf. Bereits im Dezember erstattete die Frau gegen ihren Mann eine Anzeige wegen fortgesetzter Gewaltausübung. Laut Polizei war auch das Salzburger Gewaltschutzzentrum bereits involviert, nachdem ein Betretungsverbot ausgesprochen worden war.

Die Babysitterin bekam von dem mutmaßlichen Mord zunächst nichts mit und passte in der Wohnung auf die Kinder auf. Erst die eintreffende Polizei entdeckte die Leiche. Noch in der Nacht und in den Morgenstunden wurden Spuren in der Wohnung gesichert und die unmittelbaren Nachbarn befragt. Die Kinder wurden in die Obhut der Großeltern übergeben. Am Montag wurde auch die Leiche obduziert.

Spendenaufruf für Trafikantin

Der Fall reiht sich in eine Reihe anderer schrecklicher Morde beziehungsweise Mordversuche an Frauen ein. Erst vor etwas mehr als zwei Wochen wurde in Wien eine 35-jährige Trafikantin bei der Arbeit mit Flüssigkeit überschüttet und angezündet. Ihr Ex-Partner wurde festgenommen und legte mittlerweile auch ein Geständnis ab.

Die Frau befindet sich weiterhin in medizinischer Behandlung. Ihre Familie hat nun einen Spendenaufruf gestartet, da aufgrund des monatelangen Spitalaufenthalts ihr gesamtes Einkommen wegfällt, außerdem werde die Frau auch nach ihrer Entlassung ständige Pflege, Rehabilitation und eine behindertengerechte Wohnung benötigen, heißt es in dem Aufruf. Bei dem Mordversuch seien 50 Prozent der Hautoberfläche der 35-Jährigen verbrannt.

Wenn der Opferschutz versagt

Nur zehn Tage vor dem Brandangriff am Alsergrund, am 23. Februar, überlebte eine 28-jährige Frau in Wien-Favoriten einen Angriff ihres 29-jährigen Lebensgefährten nicht, sie wurde erwürgt. Dabei hatte die Frau kurz vor Mitternacht die Polizei gerufen, leicht verletzt nach einem Streit mit ihrem alkoholisierten Partner, der wegen mehrerer Gewaltdelikte bereits amtsbekannt und vorbestraft war. Die Polizei wollte gegen den Mann ein Betretungsverbot aussprechen, eine Fahndung nach dem 29-Jährigen blieb allerdings ohne Erfolg.

Die Exekutive war deswegen in der Folge in Kritik geraten: Laut Maria Rösslhummer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) hätte die Polizei die Frau nach deren Anruf schützen müssen, solange der Verdächtige nicht gefasst war. Die Expertin forderte anlässlich des tragischen Falles auf, genauer hinzuschauen. Die Gesetze in Österreich seien nämlich gut.

2020 mehr weggewiesene Gefährder

Gemeint ist damit das Gewaltschutzgesetz und im speziellen die Betretungs- beziehungsweise Annäherungsverbote, die hier festgeschrieben sind. Zu Beginn der Coronavirus-Pandemie stieg die Zahl der von der Polizei ausgesprochenen Annäherungs- beziehungsweise Betretungsverbote leicht an, sie liegen österreichweit recht konstant bei bei etwa 1.000 Fällen pro Monat. Insgesamt waren es 11.652 im ersten Corona-Jahr, wie aus der aktuellen Kriminalstatistik hervor geht.

Die Zählweise für die Statistik erfolgt seit 1. Jänner 2020 pro Maßnahme. Es wird jeweils eine Gefährderin oder ein Gefährder und eine gefährdete Person pro Maßnahme erfasst. Gibt es eine weitere gefährdete Person oder Gefährderin beziehungsweise Gefährder, erfolgt eine weitere Maßnahme, was zu einer weiteren statistischen Fallzahl führt. Bis Ende 2019 wurden ausschließlich die Gefährderinnen und Gefährder registriert. Die Zahlen für die Betretungsverbote sind ab 2020 daher nicht mit denen der letzten Jahre vergleichbar.

Deutlich ist der Anstieg bei den weggewiesenen Gefährdern: 2019 waren das insgesamt 8.254, letztes Jahr 9.689, wie aus der aktuellen Kriminalstatistik hervorgeht.

Spricht die Polizei ein Betretungsverbot aus – das kann sie laut Gewaltschutzgesetz sofort tun –, müssen die gewalttätigen Männer 100 Meter von der Wohnung Abstand halten, bei einem Annäherungsverbot auch von der zu schützenden Person in der Öffentlichkeit. Überwacht werden die verhängten Maßnahmen grundsätzlich, indem täglich mit den zu schützenden Personen Kontakt aufgenommen wird oder auch mit zum Schutz abgestellten Polizisten.

Regionale Unterschiede

Regional gibt es teilweise starke Unterschiede, was den Anstieg der Zahlen betrifft: Im vergangenen Jahr sprach die Polizei in Vorarlberg beispielsweise 339 Betretungs- und Annäherungsverbote aus. Das sind zwölf Prozent mehr als 2019. Noch deutlicher nahmen die Zahlen im Ländle in diesem Jahr zu. Im Jänner und Februar kam es zu 61 Betretungs- und Annäherungsverboten: ein Plus von 60 Prozent.

Dass das eigene Zuhause in Corona-Zeiten für viele Frauen zu einem gefährlichen Ort wurde, zeigt auch, dass Frauenhäuser und Frauennotwohnungen teilweise voll belegt sind. So waren Anfang des Monats in Vorarlberg alle Notwohnungen besetzt, 17 Frauen und 30 Kinder leben dort, laut der Leiterin der IFS-Gewaltschutzstelle fast doppelt so viele wie zu Jahresbeginn.

Häusliche Gewalt wird auch in Oberösterreich – verschärft durch die Coronakrise – mehr und massiver, 2020 betreute das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich mit 2.840 Klientinnen und Klienten um acht Prozent mehr als im Jahr davor.

Bei den Morden an Frauen, den Femiziden, gab es 2020 österreichweit einen Rückgang: 31 Frauen wurden ermordet, 2019 waren es 39 und im Jahr davor, 2018, 41. (Lara Hagen, Stefanie Ruep, 22.3.2021)