Die Bewohner des Vinzibetts werden bald die Bleibe wechseln.

Foto: VinziWerke

Ein Happy End auf den letzten Drücker: Die Notschlafstelle Vinzibett, die aus ihrem Quartier in Wien-Hernals bis zum Frühjahr 2021 ausziehen muss, hat nun doch noch eine neue Bleibe gefunden. Die von den Vinziwerken betriebene Notunterkunft für obdach- und wohnungslose Menschen wird nach Simmering umziehen.

Die Notschlafstelle muss bis Ende April ihr aktuelles Quartier in der Ottakringer Straße räumen. Dass man den Standort wechseln muss, geschah ursprünglich nicht aus freien Stücken: Dem ging ein Rechtsstreit voraus, der von Bewohnern im hinteren Teil des Hauses ausgelöst wurde. Die Miteigentümer der Immobilie klagten den Vermieter der Vinzibett-Räumlichkeiten auf Unterlassung der Vermietung. Sie fühlten sich durch die Bewohner der Unterkunft belästigt. Eine an der Klage beteiligte Miteigentümerin meinte damals zum STANDARD etwa, dass ihre Kinder zum Teil an alkoholisierten Personen vorbeigehen müssten. Die Unterkunft sei nicht geeignet, hieß es.

Vinzibett führte immer die ohnehin physisch voneinander getrennten Eingänge ins Treffen und bestritt, dass es zu gefährlichen Zwischenfällen gekommen sei. Die Bleibe erhielt Unterstützung zumindest einer Miteigentümerin vor Ort, die die Beschwerden als "unverständlich" bezeichnete.

Neue Baupläne

Aus Angst vor den Kosten eines jahrelangen Konflikts vor Gericht schlossen die Verantwortlichen von Vinzibett schließlich einen Vergleich mit dem Verfahrensgegnern ab. Die Vereinbarung lautete, dass die Notschlafstelle bis Frühjahr 2021 das Haus verlassen müsse.

In die Hände spielte der ganze Streit Immobilienentwicklern, die den Standort dann ins Auge fassten. Das schmeckte dann nicht mehr allen Miteigentümern, die sich zuvor noch über Vinzibett beschwerten, wie zu hören war. Laut Bauplänen, die dem STANDARD vorliegen, soll das zuvor zweistöckige Haus vier zusätzliche Stockwerke bekommen.

Doppel- statt Mehrbettzimmer

Lange zitterten Betreiber und Bewohner, ob sich eine neue Bleibe finden werde. Noch im Jänner wurde eine Mahnwache am Stephansplatz abgehalten. Die drei Jahre andauernde Suche hat nun aber doch noch Früchte getragen: Die 50 Bewohner werden nun von der Ottakringer Straße in die Simmeringer Hauptstraße siedeln.

Dort ist auf 1.000 Quadratmetern und zwei Stockwerken dann sogar mehr Platz als zuvor: So können die Gäste künftig in Doppel- statt Mehrbettzimmern unterkommen. Beim neuen Standort handelt es sich um eine ehemalige Pension, die nun umgestaltet werden soll. Seit letzter Woche werden entsprechende Adaptierungsarbeiten erledigt. "Menschen, denen es an essenzieller materieller Sicherheit fehlt, gibt diese Unterkunft ein Stück ihrer Würde zurück", sagt Ingrid Giller, Vinzibett-Obfrau.

Das Angebot für das neue Haus lieferte ein Immobilienentwickler, wie die Vinziwerke mitteilen. Den Preis könne man "vorerst bewältigen". Für längerfristigen Betrieb sei man allerdings auf die Unterstützung durch die Stadt Wien angewiesen. Diesbezüglich habe es schon "vielversprechende Gespräche" gegeben, heißt es.

Dadurch, dass die Notschlafstelle einen privaten Trägerverein hat, kann auch Personen Unterschlupf gewährt werden, die anderswo oft abgewiesen werden. So sind die Plätze im Vinzibett oft von EU-Bürgern und Drittstaatsangehörigen belegt. (Vanessa Gaigg, 22.3.2021)