AZD1222, der Impfstoff von Uni Oxford und Astra Zeneca, schützt besser als von der EMA angenommen.

APA / AFP / JOEL SAGET

Der von der Universität Oxford und dem britisch-schwedischen Pharmakonzern Astra Zeneca entwickelte Covid-19-Impfstoff hat in den letzten Tagen und Wochen vor allem negative Schlagzeilen gemacht: In mehreren europäischen Ländern waren die Impfungen mit Astra Zeneca zwischenzeitlich nach dem Auftreten von Blutgerinnseln bei Patienten gestoppt worden.

Das Risiko wurde von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) wie auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag jedoch als sehr gering eingestuft, und man sprach sich für ein Festhalten an dem Impfstoff aus. Inzwischen wurden die Impfungen mit AZD1222 fast überall wiederaufgenommen. In Österreich hatte es keinen Impfstopp mit dem Vakzin gegeben.

Vertrauen hat gelitten

Das Vertrauen der EU-Bevölkerung in den Impfstoff hat aber – wie nicht weiter überraschend – gelitten: Rund 55 Prozent der Deutschen halten ihn für unsicher. In Frankreich, wo nur mehr ältere Personen damit geimpft werden sollen, sind 61 Prozent der Befragten dieser Meinung. Eine Mehrheit der Briten hingegen sieht das Mittel weiterhin als sicher an.

Nun gibt es aber neue, positive Nachrichten über das Vakzin: Laut einer großen, neuen Studie mit rund 32.0000 Teilnehmern in den USA, Peru und Chile (zwei Drittel davon erhielten den Impfstoff, die anderen ein Placebo, ohne dass es Arzt und Probanden wussten) weist es eine höhere Wirksamkeit auf als bisher ermittelt. Die EMA war bei ihrer Zulassung in der EU Ende Jänner ja noch von etwas mehr als 60 Prozent Wirksamkeit ausgegangen.

79 Prozent Wirksamkeit

Wie am Montag bekannt wurde, bietet der Impfstoff laut Herstellerangeben eine hundertprozentige Wirkung gegen schwere Krankheitsverläufe, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen. Der Schutz vor symptomatischen Infektionen liegt immer noch bei 79 Prozent. Bei den über 65-Jährigen, die in etwa 20 Prozent der Geimpften ausmachten, lag der Schutz bei über 80 Prozent.

Das Problem der Presseaussendung: Genaue Zahlen der Infizierten in der Gruppe der Geimpften und der Kontrollgruppe fehlten. Und so erntete die Veröffentlichung vorläufiger Ergebnisse aus einer Phase-3-Studie wenig später heftigen Widerspruch: Das US-amerikanische Data & Safety Monitoring Board (DSMB), das klinische Studien überwacht, wies die Astra-Zeneca-Angaben als veraltet zurück, und auch Anthony Fauci zeigte sich wörtlich "fassungslos".

Tatsächlich hätten neuere Analysen der neuen Studie eine Wirksamkeit von "nur" 69 bis 74 Prozent ergeben, was das DSMB auch Astra-Zeneca so kommuniziert habe. Man darf also davon ausgehen, dass beim Zulassungsverfahren des Impfstoffs in den USA, das demnächst bevorsteht, es zu heftigeren Diskussionen kommen wird, auch wenn die vom DSMB kommunizierten 69 bis 74 ohnehin gute Werte wären.

Zwei weitere Faktoren

De facto könnte die Schutzwirkung aber noch höher sein. Denn mittlerweile weiß man bei Astra Zeneca, dass die Wirksamkeit von AZD1222 bei einem Impfintervall von vier Wochen (wie in der neuen Studie in den drei amerikanischen Ländern) geringer ist, als wenn zwischen erster und zweiter Impfung zwölf Wochen vergehen.

Auf der anderen Seite ist aber auch zu bedenken, dass durch die neuen Virusvarianten – die amerikanische Studie basierte noch auf dem "Normaltypus" – die Wirksamkeit des Vakzins deutlich herabgesetzt ist. Das betrifft zwar vermutlich nicht die nun auch bei uns dominante "britische" Mutante B.1.1.7, wohl aber die "südafrikanische" Variante B.1.351 und die "brasilianische" Variante P.1.

Kein Thrombosen-Verdacht

Hinsichtlich der Sicherheit des Impfstoff gab es in dieser relativ großen Phase-3-Studie keine neuen Auffälligkeiten. Auch ein erhöhtes Thrombose-Risiko konnte nicht festgestellt oder bestätigt werden. Das ist aber auch nicht weiter überraschend angesichts der Seltenheit dieser möglichen Nebenwirkung.

In dieser amerikanischen Untersuchung haben immerhin knapp 22.000 Personen den Impfstoff bekommen. Die statistische Wahrscheinlichkeit, nach der Impfung womöglich an einer Thrombose zu erkranken, liegt nach den Daten, die der EMA zur Verfügung standen, bei etwa 1:100.000 – und hätte also auch durch noch größere Studien praktisch nicht entdeckt werden können. (Klaus Taschwer, 22.3.2021, aktualisiert am 24.3.)

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde am 24.3. um 14:40 um die Kritik des DSMB ergänzt.