Hört man heute "Mokka", bricht einem gleich die Sehnsucht nach guter alter heimischer Kaffeehauskultur durch. Was gäbe man dafür, wenn man sich endlich wieder gemütlich in ein Café setzen könnte, zur Standard-Lektüre etwa. Stattdessen müssen wir weiterhin mit den Melitta-Filtern um Mund und Nase geschnallt unser Dasein fristen. Die einzigartige Kaffeehausliteratur, sie wäre unter den momentanen Bedingungen entfallen und damit auch keine Torberg’sche Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten auf uns gekommen.

Anfang April geht’s los, den Mokka gibt’s dann sowohl mit zwei Benzinern und einem Diesel als auch rein elektrisch angetrieben – die Bilder zeigen besagten Mokka-e.
Foto: Opel

Mit dem Opel Mokka-e steigen wir quasi in ein Auto für Tante Joleschs Erben, an der Zwölf-Volt-Buchse könnte man sich eine Kaffeemaschine anstecken und einen duftenden Mokka machen. Ersetzt kein Kaffeehaus, klar, straft aber auch den (hier aufs Auto bezogenen) Klassiker der literarischen Muhme "Was ein Mann schöner is wie ein Aff, is ein Luxus" Lügen. Denn der neue Mokka ist ein Feschak geworden und dennoch kein Luxusgut.

Foto: Opel

Der Mokka war seinerzeit ein Pionier unter den kompakten SUVs. Als die Rüsselsheimer noch unter GM-Observanz standen und die Konstruktion ursprünglich eine koreanische war. Die zweite Generation hingegen wird zum SUV-Ableger des Corsa, mit mehr oder weniger identischem Antriebsportfolio, wobei wir uns auf die elektrische konzentrieren.

"Made in Rüsselsheim" – zum Teil

Die (und überhaupt den Mokka) konnten wir dieser Tage bei einer dieser neuartigen Hochsicherheitspräsentationen kennenlernen, am Opel-Sitz in Wien-Aspern. Sebastian Haböck, Markenleiter von Opel in Österreich, gab sich im einleitenden Pressegespräch zuversichtlich, an den bisherigen Erfolg des Modells anknüpfen zu können – einerseits wegen des Gesamtpakets, andererseits beflügelt dadurch, dass gerade dieses SUV-Segment auf Kosten anderer Fahrzeugtypen weiterhin "rasant wächst, ja geradezu explodiert".

Foto: Opel

Absatzprognose folglich: 2000 Mokkas im Volljahr. Mindestens. Und dass es Allrad nicht mehr gebe, sondern nur mehr Frontantrieb, damit müsse man eben leben. Zum Verständnis: Die CMP-Plattform (Common Modular Platform) des Konzerns gibt 4WD nicht her. Optisch, so Haböck weiter, setze man auf "Wow-Effekt" mit knalligen Couleurs und jugendlichem Erscheinungsbild, und dass der Mokka den ähnlich großen Crossland (4,22 m lang, Mokka: 4,15) kannibalisieren könne, hält er aufgrund der völlig unterschiedlichen Charaktere für unwahrscheinlich.

Wenn allerdings in der Kommunikation stets die deutschen Gene betont werden, sei dies dahingehend relativiert, als zwar für Design und Entwicklung "made in Rüsselsheim" gilt, der Mokka aber, wie der DS 3 Crossback, im nordfranzösischen Poissy vom Band läuft.

Foto: Opel

Wir jedenfalls laufen gleich einmal raus ins Freie, da wartet der erste Mokka-e in knalliger Laubfroschlackierung. An Bord dieselbe Antriebseinheit wie inzwischen in einem halben Dutzend E-Autos des (ehemaligen, muss man nach Stellantis-Gründung ergänzen) PSA-Konzerns, bedeutet: 100-kW-Elektromotor, 50-kWh-Batterie und Schnelllademöglichkeit bis zu 100 kW; dann ist der Akku in einer halben Stunde zu 80 Prozent voll.

Ergonomisch und kommod

Foto: Opel

Bis zu 324 km kommt der Mokka im Idealfall, und als erste Impressionen haben wir notiert: vorbildlich fahrerorientiertes – laut Kundenprofil oft auch fahrerinnenorientiertes – Cockpit. Bei der Lenkung kennen wir von Opel direkteres. Das Fahrwerk ist kommod ausgelegt, auf der straffen Seite. Trotz aufwendiger Akustikmaßnahmen machen sich ab 110, 120 km/h Windgeräusche bemerkbar. Und weil der Samum übers Flachland pfiff: Der Mokka wirkt auch ein wenig seitenwindempfindlich. Rekuperationsstufen sind manuell nicht anwählbar, dafür kann man vom Laubfrosch- in den giftigen Grüne-Mamba-Modus wechseln, sprich: auf Sport, auf flott.

Der Mokka ist ein lässiges, modernes Auto, 120 kg leichter als bisher, praktisch auch und so geräumig, wie die Abmessungen erlauben – der Kofferraum fasst 350 bis 1105 Liter, beim "e" bis zu 1060. Wer will, kann auch zu einem Benziner greifen (100 und 130 PS); 21.179 bis 31.889 €) oder zum Diesel (110 PS; 23.559 bis 29.669 €), deren manuelles 6-Gang-Getriebe stammt übrigens aus Österreich, aus Aspern. Was der Mokka-e-kostet? 34.439 bis 40.849 €. So. Und jetzt gehe ich in die Kaffeeküche. (Andreas Stockinger, 4.4.2021)