Wien – Machten vor einigen Jahren noch die Klagen von Grundwehrdienern über ihre militärischen Vorgesetzten eine Vielzahl der Beschwerden beim Bundesheer aus, konstatiert die dafür zuständige parlamentarische Kommission für das abgelaufene Corona-Jahr 2020 vornehmlich andere Missstände: 580 Beschwerdeverfahren leitete sie im Vorjahr laut ihrem aktuellen Jahresbericht ein, doppelt so viele wie 2019 – und die meisten Fälle betreffen die ungleiche Bezahlung sowie die Freizeitregelungen von Soldaten in Corona-Einsätzen.

Milizsoldaten im Mai beim Einrücken in die Schwarzenberg-Kaserne in Salzburg wegen der Corona-Pandemie.
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Insgesamt wurde die Kommission über 3.000 Mal kontaktiert – der Großteil der immer noch offenen Fälle ergab sich jedoch im Zuge der ersten Mobilmachung der Miliz. Denn da offenbarte sich etwa für Wachmeister folgendes Besoldungsschemar: Ein Milizionär dieses Ranges kam bei Einsätzen auf 1849 Euro im Monat, im Rahmen einer freiwilligen Waffenübung hingegen auf 3559 Euro und ohnehin aktive Soldaten auf 4189 Euro. Hier hat das Verteidigungsressort im Vorjahr bereits eine Reform eingeleitet.

Keine Haube für die Großküchen

Das Corona-Jahr 2020 war für das Bundesheer besonders herausfordernd, waren sich die Vorsitzenden der Beschwerdekommission, Friedrich Ofenauer (ÖVP), Robert Laimer (SPÖ) und Reinhard Bösch (FPÖ), einig. Unangebrachte Ausdrucksweise, Schikanen, überschießende Aktionen und organisatorische Mängel wurden freilich auch aufgearbeitet. Nur 30 Prozent der Beschwerden kamen diesmal von Grundwehrdienern, 70 Prozent stammten vom Kaderpersonal.

Neben den Beschwerden, die betroffene Soldaten an die Abgeordneten herantragen haben, ist die Kommission auch von Amtswegen tätig geworden – unter anderem wird nun die Qualität der vier Großküchen des Bundesheeres geprüft, nachdem das Essens in den Kasernen in letzter Zeit stark bemängelt wurde. (Nina Weißensteiner, 23.3.2021)