Was sich liebt, das neckt sich. Die Reise der beiden Charaktere ist witzig erzählt.

Foto: Hazelight

Würde man alle Spiele-Genres in einen Topf werfen und dann gut durchschütteln, It takes Two wäre wohl das Ergebnis. Selten erlebt man so viel Spiel in so kurzer Zeit. Eine Empfehlung, nicht nur für Pärchen.

Kreativer Mix

Die in Stockholm beheimateten Hazelight Studios machten bereits mit A Way Out und Brothers – A Tale of Two Sons auf sich aufmerksam. Vor allem der Fokus auf den kooperativen Aspekt zweier Spieler setzte die Games vom Großteil der Konkurrenz ab. Mit It takes Two setzt das Studio dem Ganzen die Krone auf, darf man in diesem exklusiv für zwei Spieler konzipierten Game doch spielerisch so ziemlich alles machen, was aktuell in Videospielen umsetzbar ist.

Electronic Arts

Kindertränen

Die Story erinnert an Geschichten aus Disney- oder Pixar-Filmen. Die Ehe von May und Cody steht vor dem Aus. Tochter Rosie ist die Einzige in der Familie, die sich noch wünscht, die beiden vereint zu sehen. Ihre Tränen, die auf zwei Spielzeugpuppen tropfen, erwecken diese zum Leben und lassen den Geist der beiden Streithähne in diese übergehen. Den ersten Schock überwunden, müssen May und Cody nun einen gemeinsamen Weg finden, den Zauber rückgängig zu machen. Begleitet werden sie dabei vom Eheratgeber Dr. Hakim, einem sprechenden Buch. Dieses ermahnt die beiden immer wieder, ihre gemeinsame Liebe neu zu entdecken, was zunächst auf wenig Gehör bei den beiden Antihelden stößt. Erst langsam werden die nur im Duo machbaren Aufgaben das unglückliche Ehepaar daran erinnern, was sie früher aneinander zu schätzen wussten.

231 zum Preis von 1

Grundsätzlich handelt es sich bei It takes Two um ein Puzzle-Game. Die Spieler werden in verschiedene Settings geworfen, die mit diversen Rätseln aufwarten. Nur durch kooperatives Tun und das Kombinieren von Fähigkeiten sind diese zu lösen. Ein Beispiel. Cody bekommt eine Kanone mit Flüssigkeit von Agentenmäusen geschenkt, um gegen die bösen Wespen vorzugehen. Die Flüssigkeit lähmt die Wespen, tötet sie aber nicht. Hier kommt May ins Spiel, die mit ihrer Kanone genau diese Flüssigkeit zum Explodieren bringen kann.

Weniger martialische Beispiele sind Sprungpassagen, bei denen ein Ehepartner einen Schalter fixieren muss, damit der andere sicher Abgründe passieren kann. Knifflig wird es in späteren Abschnitten, wenn man koordiniert ein Schiff lenken, Zeiträtsel lösen oder mit einer Bowlingkugel ein Tor einschlagen muss. Auch die Bosskämpfe erfordern neben einem gewissen Grundverständnis für den Controller in der Hand auch das gelegentliche Zusammenspiel der beiden Charaktere.

Man merkt es vielleicht schon an der Vielzahl an Beispielen, dass It takes Two unglaublich abwechslungsreich ist. Die neun Abschnitte sind sowohl visuell als auch spielerisch völlig unterschiedlich. So kämpft man sich unter anderem durch eine Kuckucksuhr, ein buntes Spielzeugland und eine Schneekugel. Die spielerische Konstante ist ein Doppelsprung. Zusätzlich bekommen die Figuren in jedem Abschnitt individuelle Fähigkeiten. So kann Cody auf einmal schrumpfen oder zum Riesen mutieren, während May an Wänden entlanglaufen kann. Dadurch ergeben sich so viele Möglichkeiten, die das Erforschen der Welt zum äußerst unterhaltsamen Zeitvertreib macht.

Auch 2D-Abschnitte warten auf das Pärchen.
Foto: Hazelight

Nörgeln auf hohem Niveau

Bei all der Abwechslung gibt es dennoch Passagen, die sich ein wenig ziehen. Die Erzählweise ist dem Setting geschuldet immer kindlich, und zwei nörgelnde Elternteile sind wohl nicht jedermanns Lieblingshintergrundgeschichte. Abseits dieser Kleinigkeiten ist It takes Two visuell nicht nur abwechslungsreich, sondern wunderschön und unglaublich kreativ inszeniert. Durch die Spielzeugwelt zu laufen, sich ohne tieferen Sinn in kleinen Minigames zu verdreschen oder auch die Spannung, welches Setting sich die Entwickler als nächstes haben einfallen lassen, motiviert einen die rund acht Stunden hindurch, die das Spiel für einigermaßen geübte Spieler dauert.

Als größte Hürde darf wohl gesehen werden, dass man das Spiel gar nicht allein in Angriff nehmen kann. Ein Partner an der Seite ist unbedingt nötig, sei es im klassischen Couchmodus nebeneinander oder aber online. In beiden Fällen wird der Bildschirm geteilt, da es auch nicht unwesentlich ist zu sehen, was gerade beim anderen Spieler passiert.

Regelmäßig findet man sich in anderen Rollen wieder. Während Cody sich als Bowlingkugel versucht, muss May die Barrieren deaktivieren.
Foto: Hazelight

Fazit

Wer ausreichend Geduld und einen passenden Partner an der Hand hat, der sollte die knapp 40 Euro in It takes Two investieren. Abwechslungsreicher war noch kein Spiel, und die vielen kreativen Ideen, wie man zu zweit Puzzles lösen kann, wurden in der Videospielgeschichte bisher wohl nur von Portal überboten. Man sollte sich von der kindlichen Inszenierung allerdings nicht täuschen lassen. Spätere Abschnitte und so mancher Bosskampf erfordern das Beherrschen des Controllers und eine Prise Geduld – mit sich, mit dem Spiel und vor allem mit dem Mitspieler.

It takes Two erscheint am 26. März für Playstation 4, Playstation 5, Xbox One, Xbox Series X/S und PC (Origin, Steam) zum Preis von 39,99 Euro. Das Testmuster wurde dem STANDARD von Electronic Arts für die Xbox zur Verfügung gestellt. (Alexander Amon, 24.3.2021)