Die Landeshauptleute Mikl-Leitner, Doskozil und Ludwig mit Gesundheitsminister Anschober am Dienstagabend beim "Ostgipfel".

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Wien – Die Gespräche zwischen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und den östlichen Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland zogen sich am Dienstagabend bis in die Nacht hinein. Dabei dürften sich die Protagonisten auf eine Verschärfung der Maßnahmen im Osten des Landes geeinigt haben. Die Details sollen am Mittwochvormittag bekanntgegeben. Zuvor soll es aber im Laufe des Tages noch weitere Gespräche auf verschiedenen Ebenen geben. Deshalb habe man "absolutes Stillschweigen" vereinbart, hieß es aus dem Büro des Wiener Bürgermeisters Ludwig gegenüber dem STANDARD.

Verhandelt wurden offenbar ernste Maßnahmen: Nicht nur eine kurze "Osterruhe" soll im Gespräch gewesen sein, sondern ein echter, zwei- bis dreiwöchiger Lockdown für die gesamte Ostregion. Dieser soll jedoch abgewendet worden sein.

Kein Alibi

Anschober, der wegen der angespannten Lage in den Spitälern auf scharfe Maßnahmen drängt, sagte beim Empfang von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (beide SPÖ) und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), dass er sich nicht mit "Alibi-Maßnahmen" zufriedengeben wolle. Es brauche ein "Paket, das wirklich hilft, die steigenden Infektionszahlen zu bremsen". Ludwig sprach vor Beginn der Gespräche von einer "Osterruhe", die er sich persönlich vorstellen könne.

Mikl-Leitner drängte im Vorfeld dagegen darauf, dass der Handel offen bleibt. Sie soll dem Vernehmen hier am stärksten auf der Bremse stehen. Der burgenländische Landeshauptmann Doskozil, der zuletzt Öffnungsschritte gefordert hatte, soll sich den Ernst der Lage bewusst geworden sei, hieß es aus Verhandlerkreisen. Er sprach am Beginn der Gespräche davon, dass man die Spitäler und Intensivkapazitäten vor einem Kollaps schützen müsse. Offenbar haben die Experten die Lage in den Krankenhäusern deutlich dramatischer geschildert als beim großen Gipfel am Montag im Bundeskanzleramt.

Expertinnen fordern "entschiedenes Handeln"

Schuld an der Zuspitzung ist die Ausbreitung der infektiöseren und aggressiveren britischen Variante. Die Gesundheitsexperten sprechen sich daher für einen harten, kurzen Lockdown im Osten des Landes aus. Die Epidemiologin Eva Schernhammer, die dem Experten-Gremium der Regierung angehört, sagte in der "ZiB2" des ORF, es brauche nun ein "entschiedenes Handeln" – "ein Handeln, das zu Resultaten führt". "Ich würde einen harten Lockdown bevorzugen, der kurz ist, aber effektiv – und der zu einem raschen Abfallen der Infektionszahlen führen würde."

ORF

Ähnlich äußerte sich Komplexitätsforscher Peter Klimek, der auch Teil des offiziellen Corona-Prognosekonsortiums ist. "Uns geht definitiv die Zeit aus", sagte er in der "Presse" (Mittwoch-Ausgabe) mit Blick auf die Intensivstationen. Gefragt, ob es eine Art "Ost-Lockdown" brauchen würde, sagte Klimek: "Wenn man es plakativ formulieren will: Ja."

Im Vorfeld der Gespräche waren noch sanftere Maßnahmen als Möglichkeiten kolportiert worden. Diese reichten von einer Ausweitung der (Gurgel)Tests über eine verstärkte FFP2-Masken-Pflicht (etwa auch für Kindergärtnerinnen und jüngere Schüler oder etwa in Sozialräumen von Unternehmen) bis hin zu rascheren Quarantäne-Reaktionen bei positiven Testergebnissen in Schulen. So könnte schon nach einem positiven Fall die ganze Klasse in Quarantäne geschickt werden (derzeit erst ab zwei Fällen). Grenz-Pendler müssen wohl mit Verschärfungen bei der Gültigkeitsdauer der vorzulegenden Tests rechnen. Auch dürfte es Appelle bezüglich einer besseren Mitwirkung beim Contact Tracing geben. (APA, red, 24.3.2021)