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Unter den Freigelassenen war auch der Journalist Thein Zaw, der für die US-amerikanische Presseagentur AP von den Protesten berichtete.

Foto: AP

Für die vielen Tausenden Demonstranten in Myanmar gab es am Mittwoch einmal gute Neuigkeiten: Die Militärjunta hat mehr als 600 Menschen freigelassen, die zuvor bei Protesten gegen den Putsch des Militärs vom 1. Februar festgenommen worden waren. Die meisten der nun Freigelassenen sind junge Studenten.

Wie viele Demonstrierende weiter in Haft sind, ist unklar. Laut einer Anwältin, die gegenüber dem "Guardian" anonym bleiben wollte, befinden sich noch 55 Protestierende in Haft. Eine NGO gab wiederum an, dass mit Stand Dienstag über 2400 Aktivisten und Aktivistinnen festgehalten werden oder auf eine Anklage warten.

Warum das Militär die Demonstrierenden just jetzt freigelassen hat, ist nicht bekannt. Die Proteste waren zuletzt zunehmend von blutiger Gewalt begleitet, Sicherheitskräfte gingen immer brutaler gegen die Menschenmassen vor.

Erst am Dienstag sind so in Mandalay mindestens fünf Menschen getötet worden. Unter den Opfern befand sich auch ein siebenjähriges Mädchen. Es soll auf dem Schoß ihres Vaters gesessen sein, ein Soldat habe auf den Mann gezielt, aber das Mädchen getroffen, berichtet "Myanmar Now". Das Kinderhilfswerk Unicef schätzt, dass im Zuge der Proteste schon mindestens 23 Kinder getötet worden sind. Insgesamt ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 275 gestiegen.

"Stiller Streik" in Yangon

Während am Anfang der Bewegung auf lautstarke Protestformen wie Trommeln auf Töpfe gesetzt worden war, erprobten die Menschen am Mittwoch eine neue Form: den stillen Streik. Viele Straßen der größten Stadt Yangon blieben an dem Tag gespenstig leer.

Eigentlich hätte an dem Tag die nächste Anhörung von Aung San Suu Kyi stattfinden sollen. Doch bereits zum zweiten Mal wurde die virtuelle Sitzung wegen Problemen mit der Internetverbindung verschoben. Suu Kyis NLD-Partei hatte ja eigentlich die Wahlen im November gewonnen. Am Tag des Putsches hätte das Parlament erstmals zusammentreten sollen. Stattdessen wurden sie und viele ihrer Mitstreiter aber unter Hausarrest gestellt.

Vertreter der NLD-Partei, die sich nach dem Putsch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, haben eine Schattenregierung gegründet, die international um Anerkennung wirbt. Ihr internationaler Sprecher, Dr. Sasa – der Arzt hat nur einen Namen –, hat für kommenden Samstag zu einem weltweiten "Revolutionstag" aufgerufen. Auch in Wien wird eine Protestaktion stattfinden. Eine der größten Herausforderungen der Schattenregierung ist es aber auch, im Land einen Konsens unter den vielen ethnischen Gruppen herzustellen.

15 Tote in Rohingya-Lager

Am Donnerstag sprach Sasa den Opfern des Feuers in einem Rohingya-Flüchtlingslager in Bangladesch sein Beileid aus. Mehr als 15 Menschen sind dabei gestorben, hunderte gelten als vermisst.

Die muslimische Minderheit wurde in den vergangenen Jahren brutal aus Myanmar vertrieben. Die damals regierende NLD hat tatenlos zugesehen. "Ich kann den Tag kaum erwarten, wenn ihr nach Hause kommt und Seite an Seite in Frieden lebt", schrieb Sasa – und deutete damit einen möglichen Kurswechsel an. (Anna Sawerthal, 24.3.2021)