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Die südafrikanische Fluggesellschaft SAA, die sich zurzeit in Liquidation befindet, wird von der Regierung entgegen vernünftigen Ratschlägen mit Milliarden Rand unterstützt.

Foto: REUTERS/Sumaya Hisham

Die Zuneigung der südafrikanischen Regierung zur staatlichen Fluggesellschaft South African Airways (SAA) überbietet alles, was man vom innigen Verhältnis zwischen Politik und landeseigenen Luftfahrtkonzernen bereits gewohnt war. Seit Jahrzehnten pumpt Pretoria Milliarden an Euro in das Unternehmen, die wie Öl in einer undichten Turbine verschwinden. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht der Vernichtung ihrer Steuergelder am Himmel unterdessen vom Boden aus zu. Mit der Ankunft der Coronaviren im Süden des afrikanischen Kontinents schien das endgültige Ende der SAA gekommen – wenn die selbst den Tod überwindende Liebe der ANC-Politiker nicht wäre.

Seit einem Jahr sitzen die südafrikanischen Vögel nur noch am Boden, werden jedoch durch immer weitere Milliarden an Steuergeldern wenigstens rudimentär am Leben erhalten. Ganz selten hebt einer der Vögel sogar einmal wieder ab: zu "humanitären Missionen", die das Ansehen der maroden Staatsgesellschaft verbessern sollen. Einmal holte ein "Heldenteam" der SAA in Wuhan gestrandete Landsleute ab, ein andermal galt es, lebenswichtige Impfstoffe aus Brüssel herbeizuschaffen. Das hätte auch eine x-beliebige Cargo-Firma machen können. Doch dann wäre eine ausgezeichnete Möglichkeit zum Beweis der Nützlichkeit des heimischen Staatunternehmens verpasst gewesen.

Training und Übung nötig

Also stellte die SAA am 24. Februar einen stattlichen Airbus A340-600 bereit, in dem 370 Passagiere Platz finden können, nur um eine Tonne Impfstoff in Brüssel abzuholen. Die Zeche: fünf Millionen Rand, fast 300.000 Euro. Darüber hinaus galt es auch, allen Sicherheitsmaßnahmen für Flüge nach Europa gerecht zu werden: wie der Wartung der Maschine und der Fitness ihres Personals. Um auf einem europäischen Flugplatz landen zu dürfen, muss ein Pilot das nötige Training und ständige Übung vorweisen: für SAA-Kapitäne, die seit einem Jahr untätig zu Hause sitzen, ein schwieriges Unterfangen.

Trotzdem gelang es dem Staatsbetrieb, ein Team zusammenzustellen, das von der hiesigen Luftfahrtbehörde abgesegnet wurde – mithilfe von 13 Ausnahmeregelungen. Ob es an der mangelnden Übung oder einem bloßen Missgeschick lag: Jedenfalls wurde bei der Berechnung des Gewichts der Maschine vor dem Start deren Treibstoffvorrat – immerhin 90 Tonnen – vergessen. "Mit Gottes Hilfe hob Flug SA6273 gerade noch so ab", berichtete ein namentlich nicht genannter Insider dem südafrikanischen Onlinedienst "Business Maverick": Es hätte auch in einem Desaster enden können. Die Maschine hob für ihr tatsächliches Gewicht viel zu langsam an: Hätte das automatische Kontrollsystem des Airbus nicht ihre Nase gesenkt und ihre Fahrt beschleunigt, wäre das Flugzeug möglicherweise abgestürzt.

Und damit nicht genug. Derartige Vorkommnisse müssen eigentlich innerhalb von zwei Tagen an die Flugsicherheit und die Hersteller des Flugzeugs gemeldet werden – SAA brauchte dafür drei Wochen. Nun sieht sich die südafrikanische Regierung mit der Frage konfrontiert, was denn sonst noch alles geschehen muss, um ihre Zuneigung zum Bruchunternehmen zu stoppen: die ganze Last in diesem Fall mit einberechnet. (Johannes Dieterich aus Johannesburg, 24.3.2021)