Man sollte den Begriff "historisch" zwar nicht inflationär verwenden – doch die Kehrtwende und die Entschuldigung der deutschen Kanzlerin in puncto "Ruhetage" zu Ostern dürfen ruhig so bezeichnet werden.

Angela Merkel hat gemerkt, dass sie auf den Holzweg ist, und legte den Retourgang ein, um noch mehr Chaos zu verhindern.
Foto: EPA/CLEMENS BILAN

Angela Merkel verblüffte doppelt: Zunächst kippte sie schon nach einem Tag den Beschluss mit den Ländern wieder. Österliche Stille hätte sie sich gewünscht – doch die ersonnenen "Ruhetage" am Gründonnerstag und am Karsamstag stellten sich als nicht durchdacht und nicht praktikabel heraus.

Dann entschuldigte sich Merkel auch noch in aller Form bei den Deutschen für den Fehler und die Verunsicherung. Man kann sich an derlei in fast 16 Jahren ihrer Kanzlerschaft nicht erinnern. Es ist ein Vorgehen, das Respekt abnötigt. Merkel hat gemerkt, dass sie auf den Holzweg ist, und legte den Retourgang ein, um noch mehr Chaos zu verhindern.

Dennoch: Es ist ein "Mea culpa", ausgestoßen in größter Not. Im Kampf gegen die Pandemie wurden Fehler gemacht, der Frust in Deutschland ist riesengroß. Niemand mehr durchblickt die immer neuen Einschränkungen. Alle Verordnungen zusammen haben mittlerweile einen größeren Umfang als das Alte und das Neue Testament zusammen.

Und natürlich erleidet Merkel mit dem Eingeständnis eines Fehlers auch einen Autoritätsverlust. Eigentlich muss sie die Zügel in der Hand haben. "Sorry, wir haben uns geirrt", das kann und darf nicht zur Gewohnheit werden. (Birgit Baumann, 24.3.2021)