In Salzburg sind die Obdachlosen in der Pandemie in einem neuen Hostel am Hauptbahnhof mit 24-Stunden-Betreuung untergebracht.

Foto: Wolfgang's

Innsbruck/Salzburg – Etwa 250 Personen sind in Innsbruck wohnungslos. Die Corona-Pandemie hat sie besonders hart getroffen. Aktuell sind mehr als 50 Personen, die dieser Gruppe zugeordnet werden, mit dem Virus infiziert. Die größte Notschlafstelle der Stadt wurde daher zum Quarantänequartier umfunktioniert. Doch das funktioniert mehr schlecht als recht.

Denn die Einrichtung ist als Übernachtungsprovisorium ausgelegt, doch nun müssen die erkrankten Menschen dort ganztags ausharren – in Mehrbettzimmern und in Gemeinschaftsräumen. Und das ist keine einfache Klientel. Man hat den Betroffenen mittlerweile Bastel- und Malutensilien zur Verfügung gestellt und das strikte Alkoholverbot gelockert. Dennoch sitzen bereits vier von ihnen in U-Haft.

U-Haft, bis PCR-Test negativ ausfällt

Sie haben trotz Absonderungsbescheid aufgrund ihrer Covid-Infektion die Notschlafstelle wiederholt verlassen. Rechtlich wird wegen des "Verdachts der Gefährdung von Menschen durch ansteckende Krankheiten" gegen sie ermittelt. Die U-Haft wurde wegen "Tatbegehungsgefahr" verhängt, wie die Staatsanwaltschaft erklärt. Alle zwei Tage werden die Inhaftierten einem PCR-Test unterzogen. Sobald dieser negativ ausfällt, sind sie wieder frei.

Für die Streetworker des Vereins für Obdachlose ein unhaltbarer Zustand. Sie haben schon vor Monaten vor einer solchen Entwicklung gewarnt und kritisieren, dass nicht rechtzeitig reagiert wurde. Die Politik schiebt sich gegenseitig die Schuld zu. Sozialstadtrat Johannes Anzengruber (ÖVP) sieht Bürgermeister Georg Willi (Grüne) in der Pflicht, weil der im September die Einsatzleitung in der Gemeinde übernommen hat. Willis Büro wiederum verweist an Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne), die im Herbst zugesagt habe, eine Unterkunft in einem leerstehenden Hotel in Jenbach einzurichten.

Darauf habe man sich verlassen und wollte "keine Parallelstrukturen" schaffen. Doch passiert ist indes gar nichts, denn das besagte Hotel in Jenbach steht seit Jahren leer und ist zu baufällig, um es kurzfristig als Unterkunft zu nutzen. Nun arbeite man intensiv daran, eine neue Lösung zu finden.

Salzburg mietet neues Hostel an

Auch in Salzburg hat die Pandemie zu einem Engpass an Plätzen in den bestehenden Notunterkünften geführt. In der Notschlafstelle Haus Franziskus gab es wegen der Abstandsregeln statt 80 Plätzen plötzlich nur noch 40. Es wurde eine andere Lösung für den Winter gefunden. Die Obdachlosen sind seit November im leerstehenden neuen Hostel "Wolfgang’s" am Bahnhof untergebracht.

Die Caritas betreibt die rund um die Uhr geöffnete Notunterkunft. Die a&o-Kette, zu der das Hostel gehört, öffnete in der Pandemie an fünf Standorten in Europa ihre Häuser für Obdachlose. Land und Stadt Salzburg sind für die 250.000 Euro Mietkosten aufgekommen. Die 43 Plätze im Hostel waren durchgehend belegt. Durch die 24-Stunden-Betreuung hätten die obdachlosen Menschen stabilisiert werden könne, sagen die Sozialarbeiter.

Verlängerung nicht ausgeschlossen

Seit November gab es in dem Quartier genau vier Corona-Fälle. Die Betroffenen wurden in einem Quarantänezimmer in einem eigenen Stockwerk untergebracht. Dadurch sind in Salzburg auch keine größeren Cluster in den Notunterkünften entstanden.

Die Verträge für das Wolfgang’s laufen noch bis 30. April. Eine weitere Verlängerung ist laut dem Büro von Soziallanderat Heinrich Schellhorn (Grüne) nicht ausgeschlossen. Zudem möchte das Sozialreferat diese Chance nutzen, die Sozialarbeit ausbauen und die betroffenen Menschen über das Vinzidach in Wohnungen unterbringen. Dazu würden auch schon Verhandlungen zwischen Stadt und Land laufen. (Stefanie Ruep, Steffen Arora, 25.3.2021)