Er sei in letzter Zeit dreimal von Wien nach Berlin und wieder retour geflogen – "Schulter an Schulter" und ohne Test-Kontrolle beim Einsteigen, sagt ein österreichischer Filmschaffender, der sich über die Regeln bei den Austrian Airlines wundert.

Foto: APA/Fohringer

Seitens der Airline wird betont, dass man sich an den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen halte, und der sei je nach Zielland unterschiedlich. Masken und Luftfilter würden außerdem dafür sorgen, dass Ansteckungen an Bord verhindert werden.

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Wer sich die Haare schneiden lassen will, braucht einen Test – wer ins Flugzeug einsteigen möchte, hingegen nicht. Die eher lockeren Sicherheitsbestimmungen stoßen einigen Passagieren mittlerweile sauer auf.

Auf engstem Raum

"Ich habe mich schon sehr gewundert, da fliegst du in einem vollbesetzten Flieger nach Berlin und hast keine Ahnung, ob die Passagiere links und rechts von dir positiv sind." Ein Österreicher, der in den letzten drei Wochen dreimal von Wien zu Dreharbeiten nach Berlin und wieder zurück fliegen musste, erzählt dem STANDARD, wie unsicher er sich auf solchen Flügen fühlte, nachdem er erfahren hatte, dass beim Einstieg in die Maschinen der AUA nicht kontrolliert wird, ob die Passagiere einen gültigen PCR-Test dabei haben. Erst beim Ausstieg muss man einen negativen Test vorweisen – nachdem man eineinhalb Stunden mit vielleicht positiven Fällen auf engstem Raum beieinandergesessen hat. Von Mindestabstand keine Rede. "Gerade in unserer Branche, wo man die ganze Zeit rauf und runter getestet wird, wäre so etwas undenkbar. Uns würde man da sofort jedes Set zusperren", so der Filmschaffende weiter.

Bestimmungen im Zielland ausschlaggebend

Für Fluggesellschaften gelten andere Regeln – sie hängen von den Einreisebestimmungen im Zielland ab, und diese sind sehr unterschiedlich. Für Deutschland ist beispielsweise ein negatives Testresultat bei der Einreise notwendig. "Seitens Austrian Airlines kontrollieren wir die von den Ländern vorgeschriebenen Einreiserichtlinien beim Check-in oder direkt am Gate. Bei der Ankunft im jeweiligen Land kommt es dann normalerweise nochmals zu einer Kontrolle", erläutert AUA-Sprecherin Ursula Berger. Der österreichische Filmschaffende präzisiert: Er sei beim Abflug nie nach einem PCR-Testergebnis gefragt worden, immer erst nach dem Ausstieg.

Im Flieger angekommen, müssten Passagiere den ganzen Flug über FFP2-Masken tragen und den Mindestabstand einhalten, sagt Berger. Boarding beziehungsweise De-Boarding finde im Normalfall nach Reihen statt, um auch hier die Abstände besser einhalten zu können. Sofern ein Bus für den Weg zum Flugzeug notwendig sei, werde hier auch die Personenanzahl reduziert, und es würden mehr Busse eingesetzt.

Freilich dürfen Passagiere und Passagierinnen ihre Masken absetzen, wenn sie essen und trinken.

"Schulter an Schulter"

"Welcher Mindestabstand?", antwortet der Passagier. "Wie hätte ich in einem voll besetzten Flugzeug einen Mindestabstand einhalten sollen, wenn ich Schulter an Schulter mit anderen sitze?"

Verunsichert habe ihn zudem, dass auch das Personal, das allerdings die FPP-Maskenpflicht tatsächlich penibel kontrolliert habe, – laut eigener Aussage – nicht getestet war.

Die Testpflicht für das Bordpersonal hänge ebenfalls vom Zielland ab, erläutert AUA-Sprecherin Berger. Außerdem gelte auch für die Crew FFP2-Masken-Pflicht, das Personal sei außerdem umfassend zum Thema Social Distancing informiert worden. "Ergänzend zum gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen bieten wir seit Anfang des Monats allen Cockpit-Crews ein freiwilliges Antigen-Selbsttest-Angebot an", sagt Berger.

Freiwillige Tests für das Personal

Neben freiwilligen beziehungsweise verpflichtenden Tests, den Masken und dem Abstand würden außerdem sogenannte Hepa-Filter (High Efficiency Partikel Absorber) zum Einsatz kommen, "welche 99,9 Prozent aller Viren, Bakterien und Partikel aus der Luft entfernen". Ein Luftaustausch im Flugzeug finde alle drei Minuten statt. "Nachdem im Flugzeug die Luftströmung nur vertikal stattfindet, gibt es keine Verteilung der Luft zwischen den Sitzreihen."

AUA-Sprecherin Berger betont außerdem, dass es bei Austrian Airlines während der gesamten Pandemie zu keinem Infektionsfall an Bord eines Flugzeuges gekommen sei. Der Weltfluglinienverband habe eine entsprechende Studie veröffentlich, "wonach es wahrscheinlicher ist, vom Blitz getroffen zu werden, als sich im Flugzeug mit Covid-19 zu infizieren."

Fünf Positive von Wien nach China

Erst kürzlich wurden allerdings nach einem Flug von Wien nach Shanghai fünf Passagiere in China positiv getestet, die AUA darf deswegen nun zwei Wochen lang keine Passagiere nach China transportieren. Es handelte sich dabei um Personen, die in Wien umgestiegen sind. Sie mussten sich – so schreiben es die chinesischen Behörden vor – deswegen auch im Wiener Transitbereich einem PCR- und Antigentest unterziehen (wie bereits am Abflugort). Beide Ergebnisse müssen negativ sein und von den chinesischen Behörden bestätigt werden, um weiterreisen zu können. Dass sich die Passagiere an Bord der AUA-Maschine angesteckt haben, sei laut einem AUA-Sprecher "extrem unwahrscheinlich".

Tatsächlich kann allerdings ein erheblicher Teil der positiven Fälle etwa in Österreich und Deutschland von Contact-Tracern gar nicht zurückverfolgt werden.

Ohne PCR-Test nach Berlin

"Ich habe selbst erlebt, dass Passagiere bei der Polizeikontrolle in Berlin sagten, sie hätten keinen gültigen PCR-Test. Das wäre, wie wenn man Leute eineinhalb Stunden in ein Theater setzt, beim Rausgehen fragt, ob sie einen negativen Test hätten, und sie dann auffordert, diesen innerhalb von 24 Stunden nachzubringen", resümiert der Fluggast, "nachher ist es einfach sinnlos, weil zu spät". Er frage sich, warum keine Schnelltests am Flughafen vor dem Einstieg verpflichtend sind. (Lara Hagen, Colette Schmidt, 25.3.2021)