Wer ab Oktober 2022 ein Studium beginnt, darf sich in den ersten zwei Jahren nicht allzu viel Zeit lassen. Nicht trödeln, nur nicht allzu lange nachdenken, heißt es dann. 16 ECTS-Punkte müssen Studienanfänger in vier Semestern erreichen – sonst sind sie zwei Jahre für das Studium gesperrt. Dieser Teil der vom Nationalrat beschlossenen Uni-Reform ist deutlich milder als ursprünglich geplant, aber immer noch das falsche Signal.

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will von den Studierenden mehr Verbindlichkeit im Studium erreichen. Langzeitstudierende, hohe Drop-out-Quoten und geringe Studienleistungen sind ihm seit Jahren ein Dorn im Auge. Natürlich verursacht jedes Fach, das belegt, aber nur halbherzig studiert wird, Kosten. Doch mehr Abschlüsse münden nicht zwingend in bessere Studien. Und Verschulung der Unis fördert nicht die Reflexions- und Kritikfähigkeit der Absolventinnen und Absolventen.

Kundgebung gegen die nun beschlossene Reform des Uni-Gesetzes.
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Zudem geht die Novelle an der Lebensrealität der Studierenden vorbei. Es ist fraglich, ob eine Studentin, die nebenbei arbeitet, um sich Uni, Miete, Essen und unbezahlte Praktika leisten zu können, mit mehr Druck wirklich schneller studiert. Im Kern trifft die Mindeststudienleistung nämlich jene Studierenden, die erwerbstätig sind oder sein müssen, um sich das Studium zu finanzieren. Das sind einige: Zwei Drittel arbeiten laut Studierendensozialerhebung – im Schnitt 20,5 Stunden pro Woche. Und jene, deren Eltern keine Akademiker sind, jobben eher daneben und werden seltener finanziell von zu Hause unterstützt. Damit werden soziale Ungleichgewichte an den Unis nur vergrößert.

Lautstarke Proteste

Faßmanns Pläne stießen von Anfang an auf lautstarke Proteste. Ursprünglich sollten Studierende in den ersten zwei Jahren 24 Leistungspunkte statt 16 erbringen und bei Nichterreichen für zehn Jahre gesperrt werden. Rund 600 Stellungnahmen langten in der Begutachtungsphase ein. Studierende demonstrierten österreichweit gegen die Novelle. Zur Orientierung: Ein ECTS-Punkt entspricht einer Leistung von 25 Stunden. Wer den Bachelor mit insgesamt 180 Punkten in Mindeststudienzeit abschließen will, muss also 30 Punkte pro Semester erreichen – was ohnehin nur wenige in drei Jahren schaffen.

Auch wenn die nunmehr abgeschwächte Mindestleistung nicht nach allzu viel Aufwand klingt, ist es viel wert, zu Beginn des Studiums keinen Druck zu haben. Nur so kann man ausprobieren und erkennen, ob man sich richtig entschieden hat, das Fach wirklich mehrere Jahre studieren will. Die Botschaft lautet: Schließt rasch ab, macht viele Prüfungen, setzt euch nicht lange und kritisch mit dem Stoff auseinander – und lasst euch nicht von einem Job oder Ehrenamt ablenken. Gleichzeitig wollen Firmen aber oft Junge, die mit dem Uni-Abschluss bereits Berufserfahrung gesammelt und nicht nur das gelernt haben, was auch abgeprüft wurde. (Selina Thaler, 25.3.2021)