Betriebsratschef Erich Schwarz (im Vordergrund) befürchtet einen Produktionsstopp, wenn Teile aus Russland bezogen würden.

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Wien – Am Freitagnachmittag will Investor Siegfried "Sigi" Wolf sein Konzept für den MAN-Standort in Steyr präsentieren. Bereits am Donnerstag sagte der MAN-Personalvorstand Martin Rabe, dass für den Konzern der Verkauf an Wolf die einzige Alternative zur Schließung des Werks sei. "Ich lasse mich von solchen Meldungen nicht beeindrucken", sagt Betriebsratschef Erich Schwarz dazu im Ö1-"Morgenjournal".

Am Angebot von Investor Wolf stört den Betriebsratschef zum einen die Russland-Verbindung Wolfs. "Tatsache ist, dass wir von der Gaz-Gruppe in Zukunft Teile aus Russland bekommen", vermutet Schwarz für den Fall einer Übernahme durch Wolf. Wenn es zu US- oder EU-Sanktionen käme, könne Steyr dann nicht produzieren. Zudem ist Schwarz unzufrieden mit dem Übernahmeangebot. "Mit 20 Prozent weniger Gehalt und Lohn das Gleiche zu fertigen ist kein gutes Angebot", sagt der Betriebsratschef.

Werk ausgelastet

Wolfs Konzept sei zwar "nicht unschlüssig". Doch die Rahmenbedingungen müssten stimmen. "Und die sind nicht da", sagt Schwarz. So sollen etwa Betriebsvereinbarungen aufgekündigt werden. Auf eine Jobgarantie für die übernommenen Beschäftigungen wolle sich Wolf ebenfalls nicht einlassen.

Wolf wird am Freitagnachmittag der Belegschaft des MAN-Werks Steyr seinen Übernahmeplan präsentieren. Die Konzernzentrale des Lkw-Herstellers in München will an den Ex-Magna-Chef verkaufen, sonst soll der Standort 2023 geschlossen werden. An der Betriebsversammlung nimmt auch Vorstandsvorsitzender Andreas Tostmann teil. Wolf will MAN unter Marke Steyr fortführen, allerdings von der aktuell 1.845 großen Stammbelegschaft nur rund 1.250 übernehmen. Nach Ostern wird die Belegschaft in einer geheimen Urabstimmung über das Angebot abstimmen.

Laut Schwarz gibt es eine Industriellengruppe, die Interesse am Standort gezeigt hat. Er versteht nicht, warum MAN diese und andere Interessenten nicht in Betracht zieht, und sieht die Vorgehensweise des Konzerns "sehr kritisch". Der Betriebsratschef versteht auch nicht, warum die MAN gerade so schnell auf einen Käufer drängt, und nennt die Geschwindigkeit "übertrieben". "Die hätten das genauso im Herbst entscheiden können", sagt Schwarz und verweist auf eine Vollauslastung des Werks für das laufende Jahr. (agr, 26.3.2021)