Zu meinem Berufswunsch bin ich eigentlich über eine Lehrerin gekommen. In der Oberstufe hatte ich eine Physiklehrerin, die mich richtig für Naturwissenschaften begeistert hat. Da war mir klar, dass ich später auf jeden Fall etwas in diesem Bereich machen möchte. Nach der Matura habe ich an der FH Technikum in Wien Biomedizintechnik studiert.

Lena Oswald (25) hat Biomedical Engineering an der FH Technikum Wien studiert. Seit August arbeitet sie als Software-Engineer bei Viesure Innovation.
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Für das Studium habe ich mich entschieden, weil es quasi alle Naturwissenschaften abdeckt: Biologie, Medizin, Mathematik, Physik und Chemie. Für Computer habe ich mich zwar immer schon interessiert, als Berufsbild habe ich das aber früher nie wahrgenommen. Erst im Laufe meines Studiums bin ich durch Spezialisierungen immer mehr in Richtung Softwareentwicklung gegangen.

Zu meinen Hauptaufgaben als Softwareentwicklerin zählen die Planung und das Design digitaler Produkte sowie die Abstimmung im Team, das Lösen von Problemen und das Implementieren – also den Code zu schreiben, die Software zu testen und Abläufe zu dokumentieren. Auch die Recherche zu neuen Tools und Lösungsansätzen gehört zu meinem Arbeitsalltag.

Weniger Frauen in der Technik

Im Bachelor waren die Kurse noch breiter in den Naturwissenschaften aufgestellt, der Lehrplan umfasste mehr Biologie und Chemie. Da war der Frauenanteil auch höher. Je mehr ich mich im Bereich Technik und IT spezialisiert habe, desto weniger Studienkolleginnen hatte ich. In meinem Job neben dem Master habe ich als einzige Entwicklerin in einem Unternehmen mit 40 bis 50 Mitarbeitern gearbeitet. Die Assistenz der Geschäftsführung und ich waren die einzigen Frauen.

Unterschiede im Arbeitsalltag habe ich aber nicht wirklich gemerkt. Ich wurde nur gefragt, ob ich öfter zu Kundenterminen mitkommen möchte. Weil dann angeblich das Klima im Meeting besser wäre. Das kann ich nicht wirklich beurteilen, weil ich ja bei keinem Meeting ohne Frau dabei bin. Ich denke schon, dass Frauen andere Perspektiven in die Arbeit einbringen. Das macht aber bestimmt auch jede Person individuell.

Remote in den neuen Job

Im Frühjahr habe ich mich nach einem neuen Job umgeschaut. Vor Corona wäre das bestimmt leichter gewesen. Gerade während des ersten Lockdowns hatten einige Unternehmen einen Aufnahmestopp. Die Auftragslage war unsicher, und viele neu ausgeschriebene Stellen wurden gestrichen. Ich habe zum Teil aktiv gesucht, mir aber auch ein Profil auf Honeypot angelegt. Auf der Jobplattform können sich Unternehmen bei passenden Kandidatinnen und Kandidaten melden. So bin ich auch zu meinem aktuellen Job gekommen.

Vor Ort war ich bis jetzt erst einmal, um ein Kabel abzuholen. Sonst findet mein Arbeitsalltag remote statt. Bislang hat alles gut geklappt, einen Nachteil gibt es aber schon: Kontakte knüpfen kann man über den Bildschirm nicht so schnell wie im Büro. Die Hemmschwelle, neue Kolleginnen und Kollegen anzuschreiben, ist höher als einfach einmal am Gang oder in der Küche ein Gespräch anzufangen.

Gehaltsvorstellung

Tatsächlich habe ich mich bei meiner Gehaltsvorstellung selbst etwas unterschätzt. Die Unternehmen, die für mich in der engeren Auswahl waren, haben mir dann mehr geboten, als ich ursprünglich verlangt habe, um eine faire Bezahlung im Unternehmen sicherzustellen. Das Gehalt in der Branche hängt sehr stark von der individuellen Ausbildung und den Fähigkeiten ab.

Teilweise wurde uns auch im Studium von Vortragenden geraten, uns beim Gehalt nicht zu überschätzen. Ich habe mich deshalb viel online informiert über Einstiegs- und Durchschnittsgehälter. Und bin dann mit der Einstellung reingegangen, dass ich auch noch viel Neues lernen kann und will. (Anika Dang, 26.3.2021)