Wilderei und Lebensraumverlust haben eine Elefantenart in Afrika an den Rand des Aussterbens gebracht.

Foto: Frank af Petersens/Save the Elephants

Lange Zeit hielt man den Afrikanischen Waldelefanten für eine Unterart des bekannten, deutlich größeren Savannen-Dickhäuters. Erst genetische Untersuchungen bestätigten vor 20 Jahren, dass Loxodonta cyclotis eine eigene Spezies bildet, auch wenn es in den Überschneidungszonen ihrer Lebensräume immer wieder zu Vermischungen zwischen den beiden afrikanischen Elefantenarten kommt. Bis diese zoologische Erkenntnis in die Rote Liste der bedrohten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) Eingang gefunden hat, dauerte es eine Weile: Bislang waren der Afrikanische Elefant und der Waldelefant zusammen in der Kategorie "gefährdet" gelistet gewesen.

Die IUCN ergänzt die seit 1964 geführte Rote Liste jedes Jahr mehrmals. Darauf stehen inzwischen mehr als 134.000 Tier- und Pflanzenarten, von denen fast 37.500 vom Aussterben bedroht sind.

Um 86 Prozent geschrumpft

Wilderei und Lebensraumverlust haben die Waldelefanten jedoch mittlerweile an den Rand des Aussterbens gebracht. Dieser Bedrohung trug die IUCN nun mit einer Neueinschätzung Rechnung. Sie setzte den Waldelefanten in die Kategorie "vom Aussterben bedroht", die höchste von drei Gefährdungsstufen. Der etwas häufigere Savannenelefant ist demnach in der zweithöchsten Kategorie und stark gefährdet.

Insgesamt sei die Zahl der afrikanischen Waldelefanten in 31 Jahren um 86 Prozent geschrumpft, die der Savannenelefanten in 50 Jahren um 60 Prozent, berichtete die IUCN. Seit 2008 habe die Wilderei besonders stark zugenommen. 2016 schätzte die Organisation die Zahl der Exemplare beider Arten auf rund 415.000. Es gibt aber auch Beispiele erfolgreicher Schutzmaßnahmen, die ausgeweitet werden müssten. Die IUCN nennt etwa Gabun und Kongo, wo die Populationen von Waldelefanten stabilisiert werden konnten. Im Naturschutzgebiet Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area am Sambesi-Fluss zwischen Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe wachse die Zahl der Savannenelefanten.

Globale kriminelle Netzwerke

Der Handel mit Elfenbein boomt, wie neue Zahlen der Organisation Traffic im Auftrag des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (Cites) zeigen. 2019 sei die Beschlagnahmung von 42,5 Tonnen gemeldet worden, 30 Prozent mehr als im Jahr davor, berichtete Traffic. Allerdings hätten Länder, die über fünf Jahre 35 Prozent der Beschlagnahmungen ausmachten, bis Juli 2020 weder für 2018 noch 2019 Daten geliefert. Insofern sind Vergleiche von Jahr zu Jahr schwierig.

"Der Elfenbeinhandel ist fest in der Hand global organisierter krimineller Netzwerke", sagte Daniela Freyer von Tierschutzorganisation Pro Wildlife. "Noch immer kommt die große Mehrheit der Täter ohne Strafverfolgung davon." Nach Schätzungen fielen jedes Jahr bis zu 30.000 Elefanten Wilderern zum Opfer. "Nur etwa zehn Prozent des geschmuggelten Elfenbeins wird überhaupt entdeckt", sagte Freyer.

Tierschutz in der Corona-Krise

Die Corona-Krise hat verheerende Auswirkungen auf Tier- und Naturschutz. In mehr als der Hälfte der Schutzgebiete in Afrika hätten die Einsätze gegen Wilderer reduziert oder eingestellt werden müssen, hatte die IUCN vor Kurzem berichtet. Gründe sind unter anderem, dass Ländern das Geld durch den Wirtschaftseinbruch und das Ausbleiben der Touristen fehlt.

Im südlichen Afrika lauert neben der Wilderei und dem Verlust von Habitat eine weitere Bedrohung für Elefanten. Im weltberühmten Naturparadies Okawango-Delta in Botswana starben 2020 mehr als 300 Elefanten, vermutlich durch Infektionen mit Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Auch in diesem Jahr wurden dort schon 39 Kadaver gefunden. Im Nachbarland Simbabwe starben im vergangenen Jahr ebenfalls mehr als 30 Elefanten an Infektionen. (red, APA, 26.3.2021)