Lehrende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kindergärten wurden in Wien bereits geimpft, die meisten mit dem Vakzin von Astra Zeneca.

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Wien – Ob der Plan aufgehe, in der Bundeshauptstadt bis Ende Juni alle Menschen, die es wollen, mit zumindest einer Corona-Teilimpfung zu versorgen, sei unsicher – mit dieser Aussage sorgte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag für Aufsehen.

Grund seiner Zweifel seien "permanent unterschiedliche Botschaften" über die vom Bund angekündigte und im Endeffekt dann tatsächlich eintreffende Zahl von Vakzindosen, sagt der Politiker: "Wir erleben faktisch regelmäßig eine Reduktion." Nur zweimal habe Wien mehr Impfstoff bekommen, als davor im 14-Tage-Rhythmus geplant gewesen sei – meist sei es weniger gewesen.

Hacker kann "im Moment keine Aussage machen"

Gleichzeitig jedoch seien, so das Gesundheitsministerium, zusätzliche Impfstoffmengen und Beschaffungen im Mai, Juni und Sommer zu erwarten. Daher wolle er, so Hacker, aktuell keine Prognosen zur Durchimpfungsrate mehr abgeben: "Ich trau mich im Moment keine Aussage zu machen."

Tatsächlich machen derzeit vor allem die Lieferdefizite der Pharmafirma Astra Zeneca der Covid-19-Impfoffensive in Wien – und in anderen Bundesländern – zu schaffen. 18.000 Impfdosen dieses Produzenten pro Woche seien der Bundeshauptstadt ab März avisiert worden: "In der Kalenderwoche neun von 1. bis 7. März kamen jedoch um 63 Prozent, zwei Wochen später sogar um 82 Prozent weniger", sagt ein Hacker-Sprecher. Gerade einmal 3.200 Dosen Astra Zeneca seien in Kalenderwoche elf eingetroffen.

Wenig Moderna, noch kein Johnson & Johnson

Hinzu komme, dass der Hersteller Moderna nur sehr wenig liefere, was nicht mit Verzögerungen, sondern mit dem insgesamt schmalen Impfportefeuille für diese Firma zu tun hat. Der Lieferstart der Firma Johnson & Johnson hingegen sei bereits zweimal nach hinten auf Anfang Mai verschoben worden. Verlässlich und in beachtlicher Menge kämen nur die Impfstoffe von Biontech/Pfizer an.

Wegen des Vakzinmangels wurde in Wien der Impfplan adaptiert. Die Impfungen durch den niedergelassenen Bereich und in Sozialeinrichtungen sowie die betrieblichen Impfungen exponierter Mitarbeiter werden nach hinten verschoben.

Ministerium: Zeitnah viel mehr Impfstoff

Zwar – so der Hacker-Sprecher – steigere sich, wie vom Bund angekündigt, die Menge der zur Verfügung stehenden Impfstoffe von Monat zu Monat. Aber man bleibe vorsichtig: "Für April rechnen wir mit knapp doppelt so viel wie im März."

Im Gesundheitsministerium sieht man für derlei Vorbehalte wenig Anlass. Nach der im Vorfeld angekündigten Vakzinknappheit im ersten Quartal erwartet man dort im zweiten Quartal in Österreich viel mehr Impfstoff.

"Konservativ geschätzt und die Lieferschwierigkeiten von Astra Zenaca miteingerechnet, gehen wir bis Ende Juni von 4,6 Millionen Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna sowie von 1,3 Millionen Dosen von Astra Zeneca aus, die zur Verfügung stehen", sagte eine Sprecherin von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag.

Ende-Juni-Versprechen bleibt

Mit diesen insgesamt 5,9 Millionen Impfstoffrationen könne man bis Ende Juni rund drei Millionen Menschen voll immunisieren: "60 Prozent der impfbaren Bevölkerung in Österreich werden bis dahin zumindest einen Stich erhalten haben." Auch dass das in den USA endproduzierte Vakzin von Johnson & Johnson in der EU erst "nach einer Exporteinigung zwischen den USA und der Union" zur Verfügung stehen werde, sei in diese Rechnung miteingeflossen.

Bei der Impfgeschwindigkeit stehe Österreich im EU-Vergleich nicht schlecht da: "Wir sind derzeit auf Rang fünf." Dass in Sachen Immunisierung gegen Corona große Nervosität herrsche, sei angesichts der sich wieder zuspitzenden Infektionslage kein Wunder, sagt die Anschober-Sprecherin. Jedoch: "Dafür, dass wir uns in einer Katastrophe, der Pandemie, befinden, sehe ich rund um das Impfen in Österreich keine Katastrophe."

Geimpfte Hochrisikopersonen

In Wien hatte es zuletzt Kritik an einer schleppenden Impfung von Hochrisikopersonen gegeben. Am Freitag erhielt DER STANDARD dazu auf Anfrage Zahlen aus dem Rathaus. Denen zufolge hatten sich mit Stand Montag in Wien 52.546 Menschen als Hochrisikopatienten registriert. 21 Prozent von ihnen haben bisher eine Erstimpfung erhalten, 6,6 Prozent auch die zweite Dosis.

Weitere 116.454 Personen haben bei ihrer Vormerkung ein erhöhtes Risiko für eine schwere Covid-Erkrankung angeben. Darunter fallen laut der Priorisierung des Nationalen Impfgremiums beispielsweise Vorerkrankungen wie eine Immundefizienz, Krebserkrankungen, chronische Leber- oder Lebererkrankungen. Von diesen Risikopatienten haben in Wien 19 Prozent die erste Impfung erhalten, rund sechs Prozent sind grundimmunisiert. (Irene Brickner, Eja Kapeller, 26.3.2021)