Teamchef Franco Foda gab nach dem 2:2 in Glasgow gegen Schottland ein nicht gerade verblüffendes Statement ab: "Fußball ist ein Fehlersport." Der Start in die WM-Qualifikation ist zwar nicht völlig, aber einigermaßen missglückt. Österreich lag zweimal in Führung, konnte den Vorsprung zweimal nicht halten. Foda lobte trotzdem die "Mentalität". Das hätte zu Steve Clarke, seinem schottischen Kollgen, besser gepasst. Es geht freilich um die Anzahl der Fehler, und da herrscht wirklich kein Steigerungsbedarf.

Sasa Kalajdzic überragte am Donnerstag im Hampden Park alle, Christoph Baumgartner war in Glasgow auch stark.
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Im Hampden Park schöpften viele Spieler ihr Potenzial nicht aus, kaum ein Rädchen griff ins andere. Stefan Ilsanker, Xaver Schlager und Adria Grbic waren Ausfälle, Kapitän David Alaba vermochte kaum Akzente zu setzen, bei ihm divergieren Anspruch und Wirklichkeit gar nicht so selten. Tormann Alexander Schlager strahlte die Ruhe eines Sardinenschwarms vor dem Haiangriff aus. Seine Leistung war jedenfalls kein Bewerbungsschreiben für den Posten der Nummer eins. Foda sagte über den LASK-Keeper: "Insgesamt war das zufriedenstellend."

Es gab freilich auch Lichtblicke, nämlich zwei: Der 21-jährige Christoph Baumgartner ist eine Bereicherung, er trickst, hat Spielwitz, Übersicht. Der Hoffenheim-Legionär ist schwer zu stoppen. Und der 23-jährige Sasa Kalajdzic schickt sich an, ein würdiger Nachfolger von Marc Janko zu werden. Der Stuttgart-Legionär misst zwei Meter, erzielte in seinem dritten Länderspiel beide Tore. Am Tag danach sagte er: "Ich bin extrem happy, dass ich meine ersten Tore für Österreich machen durfte. Dass wir nicht gewonnen habe, ist ein bitterer Beigeschmack."

Leere Stadien

Kalajdzic hat Corona-bedingt den Durchbruch unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschafft. Er kennt nur leere Stadien. "Das tut schon weh." Abgesehen von Rückschlägen durch Verletzungen gehe es bei ihm sportlich stetig bergauf. "Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu schauen, er ist mein Kapital." Sollte Marko Arnautovic China je wieder verlassen dürfen, könnte Foda im Sommer bei der EM auf ein stattliches Sturm-Duo setzen, Kalajdzic würde sich freuen. "Aber ich lebe in der Gegenwart." Aleksandar Dragovic nennt den Lulatsch "einen Supertypen, der irrsinnig gut Fußball spielt". Der Verteidiger verheißt ihm eine große Zukunft "Eine Rückkehr zu Donaufeld ist unwahrscheinlicher als ein Wechsel nach Barcelona."

Am Sonntag wird die WM-Quali im Happel-Stadion gegen Färöer fortgesetzt, am Mittwoch kommt Dänemark (jeweils 20.45 Uhr).

"Wir müssen gewinnen", sagt Kalajdzic. Die Färinger, die Nummer 107 im Fehlersport, sind mit einem 1:1 in der Republik Moldau gestartet. Kalajdzic rechnet mit zwei bis drei Spezialbewachern. Und Dragovic warnt: "Man darf niemanden unterschätzen, sie werden um ihr Leben laufen." Foda hat einige Umstellungen angekündigt, Martin Hinteregger fällt für den kompletten Lehrgang aus. Das Match wird von einer Frau gepfiffen, sie heißt Katerina Monsul, kommt aus der Ukraine. Dragovic: "Egal, ob Mann oder Frau, richtig entscheiden müssen sie."

Während Deutschland und Norwegen in "Human Right"-Leiberln aufwärmten, um gegen die Menschrechtslage im WM-Gastgeberland Katar zu protestieren, werden beim ÖFB keine Zeichen gesetzt. Schließlich sei sogar Amnesty International gegen einen Boykott, heißt es.

Keine Zipfelmütze

Färöer, das war Landskrona 1990, ein peinsames 0:1. Teamchef Josef Hickersberger trat zurück. Die Geschichte ist mittlerweile so abgelutscht wie jene von Córdoba 1978, die aktuelle Generation war ja nicht einmal irdisch.

Baumgartner, Jahrgang 1999, hat irgendwann gehört, dass der Tormann eine Zipfelmütze getragen hat. "Das wird sich am Sonntag nicht wiederholen. Das Ergebnis auch nicht." Seit der Zipfelmütze gab es vier klare Siege und ein Remis. (Christian Hackl, 27.3.2021)

Fußball-WM-Qualifikation, Gruppe F, 2. Runde: Österreich – Färöer (Wien, Ernst Happel Stadion, 20.45 Uhr/live ORF 1 und DAZN, SR Katerina Monsul/UKR)

Österreich: A. Schlager (LASK/4 Länderspiele) – Trimmel (Union Berlin/GER/10/0 Tore), Dragovic (Bayer Leverkusen/GER/87/1), Lienhart (Freiburg/GER/3/0), Ulmer (Red Bull Salzburg/21/0) – Grillitsch (Hoffenheim/GER/20/1), X. Schlager (VfL Wolfsburg/GER/18/1) – Schöpf (FC Schalke 04/GER/24/5), Baumgartner (Hoffenheim/GER/6/2), Schaub (FC Luzern/SUI/18/6) – Kalajdzic (Stuttgart/GER/3/2)

Ersatz: Pervan (VfL Wolfsburg/GER/7), Bachmann (Watford/ENG/0), Lindner (FC Basel/SUI/28) – Lainer (Borussia Mönchengladbach/GER/26/1), Ilsanker (Eintracht Frankfurt/GER/49/0), Posch (Hoffenheim/GER/9/1), Friedl (Werder Bremen/GER/1/0), Alaba (Bayern München/GER/77/14), Trauner (LASK/3/1), Onisiwo (FSV Mainz/GER/10/1), Ranftl (LASK/6/0), Sabitzer (RB Leipzig/GER/46/8), Lazaro (Borussia Mönchengladbach/GER/29/3), Demir (Rapid/0), Gregoritsch (FC Augsburg/GER/23/4), Grbic (FC Lorient/FRA/8/4), Kara (Rapid/0)

Es fehlen: Arnautovic (Corona-Reisebeschränkungen in China), Baumgartlinger (Kreuzbandverletzung), Laimer (Knochenödem im Knie), Hinteregger (Oberschenkelverletzung)

Fraglich: Lazaro (Oberschenkelprobleme), Posch (nach Corona-Infektion), Sabitzer (Fußblessur)

Färöer: Nielsen (Hafnarfjördur/ISL) – Rolantsson (Odds BK/NOR), Faerö (Klaksvik), Nattestad (Dundalk/IRL), Davidsen (Vejle/DEN) – Hendriksson Olsen (Helsingborg/SWE), Hansson (Horsens/DEN), G. Vatnhamar (Vikingur), S. Vatnhamar (Vikingur) – Edmundsson (Arminia Bielefeld/GER), K. Olsen (Runavik)

Ersatz: Gestsson (Torshavn), Thomsen (Runavik) – Baldvinsson (Bryne/NOR), Vatnsdal (Klaksvik), Johnsson (Sandnes Ulf/NOR), Danielsen (Klaksvik), Andreasen (Klaksvik), Jensen (Runavik), Bjartalid (Klaksvik), Soylu (Torshavn), M. Olsen (Bryne/NOR), Johannesen (Egersunds IK/NOR)

Weitere Sonntag-Spiele: Dänemark – Republik Moldau (18.00 Uhr), Israel – Schottland (20.45 Uhr)

Die nächste Runde am Mittwoch: Österreich – Dänemark, Republik Moldau – Israel, Schottland – Färöer (jeweils 20.45 Uhr)