Ein wenig Langeweile tut dem kindlichen Gemüt bekanntlich gut. Aber ein Zuviel davon kann, wie viele Eltern wissen, für die ganze Familie anstrengend werden. Dagegen gilt es vorzubeugen – keine leichte Aufgabe in Zeiten des Lockdowns oder Teillockdowns. Eltern müssen mitunter kreativ werden, um die Tage möglichst mit Sinn zu füllen. Kolleginnen und Kollegen aus der STANDARD-Redaktion schreiben hier über ihre Lieblingsaktivitäten mit dem Nachwuchs. Wer die immer gleichen Spiele satt hat, findet vielleicht Inspirationen. Und kann damit beim einen oder anderen "Mir ist fad!" Abhilfe schaffen.


Tennisspielen im Park

Meine Buben teilen zwei Eigenheiten: Liebe zum Sport und Abneigung gegen Vereine. Nach einem Probetraining bei einem populären Meidlinger Fußballverein, bei dem die Kinder dem schreienden Trainer in Scharen davonrannten, sind wir deshalb bei Spielen im Park gelandet. Derzeit ganz vorn auf der Liste: Tennis.

Das hat zwei Gründe: Die Tischtennistische werden mittlerweile neben den Stammgästen auch von den Hipstern beansprucht – und Fußballkäfige sind sowieso ein eigenes Thema, jedenfalls meist voll mit recht volljährigen Spielern.

Deshalb spielen wir jetzt Tennis, wo immer es geht. Ohne Linien, ohne Netz. Braucht keiner. Was man braucht: ein paar Schläger, die gibt es gebraucht ab drei Euro, und Bälle, die kosten neu auch nicht mehr. Und Rücksichtnahme auf die anderen natürlich – am besten samt ein paar Schlägern zum Herborgen. Man glaubt gar nicht, wie viele Wiener Kinder noch nie einen Tennisschläger in der Hand gehabt haben.

Thomas Unger ist Lektor beim STANDARD. Seine tennisbegeisterten Söhne sind acht und zwölf Jahre alt.


Pizzabacken

Puristen werden nun die Nase rümpfen. Schließlich ist der Ofen daheim (und selbst der mit Pizzastein) ein warmer Wind im Vergleich zum echten Pizzaofen. Und der Teig sicher nicht richtig. Es bleibt daheim eine Annäherung. Aber eine spaßige.

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Besonders Motivierte können die Pizza am Ende noch lustig verzieren (Symbolfoto).
Foto: getty images

Am besten den Teig (Hefe, Mehl, Wasser, Salz, optional Olivenöl) in der Früh zubereiten und an einem warmen Ort gehen lassen. Am Abend die Belagzutaten in Schüsseln vorbereiten. Dann stellen sich am besten Groß und Klein entlang der Arbeitsplatte auf. Teig ausgerollt aufs Backblech, Sauce drauf (Tomate oder zum Beispiel Crème fraîche), gemeinsam werden – je nach Geschmack – Pilze, Schinken oder Zucchini darauf verteilt. Mozzarella zum Schluss natürlich, vielleicht ein paar frische Kräuter.

In der Zwischenzeit das Backrohr auf Anschlag aufheizen. Pizza rein bis knusprig. Teig bleibt über? In eine kleine Ofenform Olivenöl, dick ausgerollten Teig rein, kleine Löcher mit den Fingern machen (alle zusammen!). Olivenöl darauf verteilen, Salz darauf, Rosmarin, wer hat. Nach der Pizza in den Ofen, etwas weniger Hitze. Focaccia fertig.

Sebastian Pumberger ist Online-Chef-vom-Dienst. Er hat einen vierjährigen Sohn und eine einjährige Tochter, der die Pizza wohl auch bald schmecken wird.


Einen Osterstrauch gestalten

Osterferien – und im Osten des Landes sind die Möglichkeiten für Aktivitäten sehr beschränkt. Aber zum Glück betätigen sich doch viele Kinder gerne auch kreativ. Ostereier bemalen und Osternester basteln bietet sich daher gut an.

Ostereier aus dem Hause Wohlgemuth.
Foto: Judith Wohlgemuth

Mit Kleber, Konfetti, Glitzer, bunten Bändern und Federn lassen sich ausgeblasene Eier für den Osterstrauch gestalten. Ein paar Eier werden gekocht und von den Kleinen mit Stiften, Stickern oder färbenden Lebensmitteln bunt gestaltet.

Mit den Eierkartons können dann noch Nester gebastelt werden. Auf buntem Papier stempeln oder malen die Kinder Hasen, Eier und Frühlingsmotive und bekleben damit die Eierkartons. Ostergras in die Verpackung legen, mit Schokohasen und Ostereiern befüllen, und schon kann das Osternest versteckt, gesucht und gefunden werden. Ostern, wie es früher einmal war, könnte man auch dazu sagen.

Judith Wohlgemuth leitet beim STANDARD die Abteilung User Generated Content. Zu Hause wird sie mit ihrem sechsjährigen Sohn gerne kreativ.


Riesenseifenblasen machen

Kostet wenig, und macht viel Spaß: Riesenseifenblasen, bei denen die Kinder nicht nur große, regenbogenfarbene Blasen machen, sondern davor auch so richtig rumpantschen können. Um loslegen zu können, braucht es aber eine gewisse Vorbereitung – und Utensilien: zwei gleich lange Holzstäbe etwa, die wir im Baumarkt gekauft haben, samt der Schnur, die später daran befestigt wird.

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Zwei lange Holzstäbe, eine Schnur, Wasser, Spülmittel, Kleister – und los geht's (Symbolbild).
Foto: getty images

Für die Riesenseifenblasen haben die Kinder außerdem einen Liter Wasser, etwa 100 ml Fairy-Ultra-Spülmittel und zwei bis drei Teelöffel Tapetenkleister benötigt. Wasser, Spülmittel und Kleister in einer Schüssel so lange rühren, bis sich der Kleister vollständig aufgelöst hat. Das Mischen geht leicht. Dann die Schnur an den Stäbchen befestigen (Anleitungen dafür gibt es haufenweise im Internet).

Und dann ab ins Freie, die Seifenlauge in niedrige Schüsseln schütten, die Schnur eintauchen, und los geht’s! Und wenn es nicht auf Anhieb klappt? Neu mischen!


Eine Kugelbahn basteln

Als der Auftrag kam, Aktivitäten für drinnen und draußen zu sammeln, ist mir sofort mein Lieblingsspiel aus der Kindheit eingefallen: selbst eine Kugelbahn basteln. Ich habe dazu dicke A4-Blätter in schmale Streifen geschnitten, sie in der Mitte geknickt und anschließend mit Tixo aneinandergeklebt (zugebeben, es ist nicht die umweltfreundlichste Beschäftigung, aber sie ist nachhaltig, denn sie macht wirklich lange Spaß!).

Spieltipp aus den 1990ern: Redakteurin Lisa Breit mit ihrer eigens konstruierten Kugelbahn.
Foto: privat

Die Bahnen führten über meinen Schreibtisch hinab zum Boden, als Steher fungierten ein Klaviersessel, Aufbewahrungsboxen, ein Puppenbett, ein Tixoroller oder ein Korb. Am Ende musste sich die Murmel noch ihren Weg durch eine Parkgarage für Matchbox-Autos bahnen.

Auch die möglicherweise aus dem ersten Lockdown aufbewahrten Papprollen vom Klopapier lassen sich exzellent in das Spiel integrieren. Einfach halbieren und aneinander befestigen. Oder einfach ganz lassen – und voilà, schon ist ein Tunnel entstanden.

Lisa Breit ist Redakteurin für Familie.
Ihr Sohn (13 Monate) wird ehestmöglich in die Kugelbahnbastlerei eingeweiht.


Eine Schnitzeljagd veranstalten

Schnitzeljagden sind nicht nur outdoor und für eine große Rasselbande möglich. Auch indoor kann man Kinder – oder auch nur eins – wunderbar damit beschäftigen, wenn man davor etwas Zeit in kleine Rätselaufgaben und ins Ausdenken guter Verstecke investiert hat. Jede Station enthält einen Zettel mit einem Hinweis auf die nächste, bis am Ende eine kleine Belohnung wartet.

Bei Kindern, die noch nicht lesen können, arbeitet man am besten mit Zeichnungen und Symbolen. Als Versteck eignet sich in der Wohnung vieles, von der Waschmaschine bis zum Buch. (P.S.: Sorry, liebe nun erwachsene Tochter, dass der Silberlöffel damals nicht in der Bestecklade, sondern im Kochbuchregal zu finden war.)

Petra Eder ist stellvertretende Leiterin des "Rondo". Bei ihrer Tochter, die mittlerweile 18 Jahre alt ist, waren Schnitzeljagden beliebt.


Eine Brokkolicremesuppe mit Erdbeerbuttermilch verfeinern

Ein Ei für das Küken, gebastelt von Sebastian (4) und Magdalena (6).
Foto: beigestellt

Ich lehne mich jetzt einmal ganz weit aus dem Fenster und sage: "Mit Kindern kann man alles kochen." Die Bandbreite der Beteiligung variiert. Manchmal ist Teigverkosten angesagt – eine sehr wichtige Aufgabe –, manchmal sind die großen, kleinen Köche vom Belegen besagter Pizza bis zum Verabschieden in den Ofen mit dabei.

Blutrünstige Frühstücks-Piraten-Flagge.

Lustiger ist Kochen in Gesellschaft immer. Nur so haben es in unserem Haushalt Zuckereinhörner in Vanilleparfaits und Erdbeerbuttermilch in Brokkoli-Cremesuppe geschafft.

Letzteres war ein Missverständnis zwischen Küchenchef und Gehilfin, da Gehilfin dachte, der dreijährige Küchenchef möchte einen Schluck Buttermilch zur Erquickung zu sich nehmen. Dieser wiederum empfand das erdbeerträchtige Milchprodukt als unabdingliche Zutat. Und war schneller als die Gehilfin. Auch wenn das nicht die beste Speise war, die je dem heimischem Herd entsprang, eine Geschichte ist es allemal.

An der Stelle möchte ich auch gerne ein paar Geschichten aus dem Freundeskreis auftischen. Wir haben eine gemeinsame Chat-Gruppe, die Art Attack heißt.

Auch wenn die Feinmotorik der schreibenden Mutter für solche Schätze wie auf dem Foto leider nicht ausreicht – wir bauen blutrünstige Flaggen in Lila gehalten –, ist alleine das Betrachten der Basteleien eine Freude. Und oft Inspiration zu in der Ambition abgespeckten Projekten. An der Stelle also ein Tipp an die Großen: Gruppen bilden. Online, also ganz dem Social Distancing entsprechend. Warm ums Herz macht sie trotzdem ein bisschen. Den Rest erledigt die dampfende Brokkoli-Cremesuppe mit integrierter Erdbeer-Espuma.

Nina Wessely ist Kulinarik-Redakteurin und hat einen avangardistisch veranlagten Sohn (3).