Foto: Lukas Friesenbichler

Wir hatten ja schon einige Sportwagen in der Garage stehen. Porsche, Jaguar, AMG – you name it. Aber wenn ein Ableger der Scuderia einrollt, dann ist das nochmal ein ganz anderes Gefühl. Dann verschickt man Bilder, will jeder mal schauen, und man zeigt ihn voller Stolz her.

Der Ferrari 488 GTE in seiner vollen Pracht.
Foto: Lukas Friesenbichler

Gleiches galt auch für den Ferrari 488 GTE, die Straßenversion des berühmten Langstreckenrennwagens von Ferrari. Sollten Sie nicht im Bilde sein, kein Problem, eine kurze Zusammenfassung der Statistiken bis Ende 2019: 70 Rennen, 26 Siege, 18 Pole Positions, 70 Podiumsplätze und vier Weltmeisterschaften. Das kann sich lesen lassen.

Bis 2019: 70 Podiumsplätze in 70 Rennen, sehr beachtlich.
Foto: imago

Die Version, die bei uns in der Garage stand, hat freilich nicht so viel erlebt. Besser gesagt, sie kam frisch vom Händler. Und zwar so frisch, dass der 488 GTE in Einzelteilen angeliefert kam und wir plötzlich vor einer Anleitung von rund 600 Schritten standen. Unkonventionell, aber gut, wenn es sein muss. Immerhin braucht man kein Werkzeug, nur etwas Fingergeschick.

Rund 600 Bauschritte und über 1.600 Teile.
Foto: Lukas Friesenbichler

Um den langen Aufbauprozess abzukürzen: Die Anleitung ist gut gemacht, hie und da muss man sich aber schon konzentrieren, um die Perspektiven richtig zu deuten und die Teile richtig anzubringen, und davon gibt es immerhin 1.677. Dass Kinder von null bis drei Jahren das Teil lieber nicht bauen sollten, ist logisch – nicht nur, weil sie keinen Führerschein haben, sondern auch, weil es wirklich viele Kleinteile gibt, die verschluckt werden könnten. Aber vor allem, weil sie keinen Führerschein haben.

Eine Ode an den Rennwagen hat Ferrari dann aber doch mit beigelegt. Wer mag, kann seinen 488 GTE mit allen Sponsoren des echten Boliden vollpicken. Keine Ahnung, wer das machen möchte, immerhin sieht der Wagen dann so aus, als wäre er ein Produkt auf der Supermarktkasse, auf das man unzählige Rabattmarken geklebt hat, aber immerhin authentisch wie auf der Strecke.

Wer will, kann die ganzen Sponsorenpickerln draufmachen – oder sie, wie wir, einfach weglassen.
Foto: Lukas Friesenbichler

Nach einigen Überstunden, Flüchen und Verzweiflungsausrufen stand der 488 GTE schließlich fertig vor uns, und was sollen wir sagen, das Rot zieht einfach immer. Gut, die Türen sind etwas luftig, was vor allem daran liegt, dass es keine Fenster gibt. Dafür lassen sie sich immerhin öffnen, es sind die kleinen Dinge im Leben.

Die luftigen Türen lassen sich öffnen.
Foto: Lukas Friesenbichler

Setzt man sich rein, merkt man zuallererst ... nun, dass das nicht geht. Der Ferrari ist 48 Zentimeter lang, 13 Zentimeter hoch und 21 Zentimeter breit, also doch eher was für die Null- bis Dreijährigen, aber die dürfen halt nicht. Wenn man will, kann man aber mit einem Finger durch das Fenster greifen und die Lenkung ausprobieren, die tatsächlich funktioniert und mit der Vorderachse verbunden ist. Sie fühlt sich etwas hölzern an, was nicht schlimm ist, wenn man bedenkt, dass man sie höchstens bei einer Geschwindigkeit von drei Kilometern pro Stunde bedient.

Das Cockpit ist leider zu klein, um darin Platz zu nehmen.
Foto: Lukas Friesenbichler

Apropos Geschwindigkeit. Die bietet der Ferrari ebenfalls von sich aus nicht, er braucht für alles einen kleinen Schub. Dann kann man aber den Kolben im V8-Motor dabei zusehen, wie sie arbeiten. Faszinierend.

Die Kolben des V8-Motors bewegen sich – wenn auch nicht von allein.
Foto: Lukas Friesenbichler

Etwas, womit rein gar nicht geworben wird, das uns aber definitiv überzeugt hat, sind die Emissionen. Nach unseren Berechnungen produziert der Ferrari 488 GTE kein bisschen CO2, was beachtlich ist. Sprit braucht er auch keinen, was wiederum gut für den Geldbeutel ist. Auch wenn der Preis von rund 180 Euro dann doch auf die Brieftasche geht.

Aus der Auspuffanlage kommt nichts raus, vorbildlich.
Foto: Lukas Friesenbichler
Grafik: Der Standard

Dafür muss man aber auch ein paar Abstriche machen: Airbags sucht man hier vergebens, das Licht geht nicht, und soweit wir das erkannt haben, gibt es nicht mal einen Startknopf. Na ja, Rennwagen halt.

Auch das Licht funktioniert nicht, es gibt nicht mal einen Startknopf.
Foto: Lukas Friesenbichler

Alles in allem ist der Ferrari 488 GTE in der Straßenversion ein beeindruckendes Gefährt, das nicht nur in der Garage, sondern vor allem auf dem Schrank einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wer mag, verwandelt seinen Boliden in die Rennversion. Der Rest träumt davon, ihn eines Tages mal in voller Pracht erleben zu dürfen. (Thorben Pollerhof, 1.4.2021)